Artikel • Deutscher Senologie-Kongress
Brustkrebs-Screening für alle Frauen europaweit zugänglich machen
Die Vernetzung von nationalen und europäischen Brustkrebs-Initiativen ist ein zentraler Punkt im Kampf gegen die Krankheit. Die 2015 ins Leben gerufene Brustkrebs-Initiative der Europäischen Kommission (ECIBC) hat es sich zur Aufgabe gemacht, allen Frauen in ganz Europa eine qualitativ hochwertige Versorgung zu ermöglichen.
Bericht: Sonja Buske
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Nicht nur in Europa, sondern weltweit. Das Europäischen Krebsinformationssystem (ECIS) geht von über 350.000 neuen Brustkrebsfällen allein in 2020 aus. Basierend auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen will die ECIBC Gesundheitsdienstleistern und Frauen eine klare und unabhängige Anleitung zur Vorsorge und Versorgung bieten. Sie versucht, den Ansatz der Brustkrebsvorsorge über organisierte bevölkerungsweite Früherkennungsuntersuchungen zu verbessern, die Lebensqualität von Patientinnen zu erhöhen und mitzuhelfen, Ungleichheiten beim Zugang zur Versorgung in ganz Europa zu überwinden. Auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie vom 17.-19. Juni stellte die Leiterin der Initiative, Annett Janusch-Roi, das Projekt vor.
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News • Krebsvorsorge
Brustkrebs: Risikobasiertes Screening ist kosteneffektiv
Der Anspruch auf Teilnahme am Brustkrebs-Screening wird in Deutschland wie auch in den meisten anderen Ländern ausschließlich über das Alter der Frauen definiert. Gesundheitsökonomen aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum errechneten nun, dass ein personalisiertes, risikobasiertes Mammographie-Screening bei vergleichbaren Kosten einen höheren gesundheitlichen Gewinn erzielen könnte.
„Screeningprogramme können nur greifen, wenn Frauen informiert sind. Insbesondere in ländlichen oder abgelegenen Regionen ist die Rate der Teilnehmerinnen an Früherkennungsuntersuchungen oft leider noch sehr gering“, sagt Janusch-Roi. „Dort muss vermehrt für Aufklärung gesorgt werden.“ Aus diesem Grund hat die ECIBC nicht nur evidenzbasierte Leitlinien für Behandler erstellt, sondern auch Patientenleitlinien in verständlicher Sprache verfasst. Sie geben eine klare, objektive und unabhängige Empfehlung. Die Initiative umfasst den gesamten Krankheitsverlauf – vom Screening über die Diagnostik und Behandlung bis hin zur Palliativversorgung. „Nur so ist es uns möglich, auf spezifische Bedürfnisse einzugehen“, erklärt die Projektleiterin. Gesundheitsmanagern und politischen Entscheidungsträgern sollen sie als Leitfaden bei der Planung, Organisation und Überwachung der Wirksamkeit von Screening-Programmen dienen.
Hilfe bei der schrittweisen Umsetzung
Die Entscheidungsprozesse der Leitlinien sind vollständig transparent und im Internet einsehbar. Somit kann sich nicht nur jeder Interessierte informieren, sondern es können auch weitere Studien eingereicht werden, so sie denn evidenzbasiert sind und die entsprechenden Auswahlkriterien erfüllen. Damit jedes Land die europäischen Anforderungen erfüllen kann, hilft das Projektteam bei der schrittweisen Umsetzung, wenn möglich. Anhand einer Eigenbewertung können die Krebszentren zunächst überprüfen, wo sie aktuell stehen, und dann gegebenenfalls gezielte nächste Schritte unternehmen.. Ein Anforderungskatalog sowie Erhebungsbögen geben den Zentren Orientierung auf dem Weg zur notwendigen Auditierung.
Bis Ende Juni sind die Anforderungskataloge online einzusehen. Dann ist die Entwicklungsphase des Projektes abgeschlossen. In einem nächsten Schritt muss das System auf seine Anwendbarkeit getestet werden. Im Anschluss kommt der Zertifizierungsmechanismus auf den Prüfstand.
Janusch-Roi ist zuversichtlich: „Ich gehe davon aus, dass wir das Programm in zwei Jahren europaweit zur Verfügung stellen können. Bereits jetzt werden sowohl die Empfehlungen als auch die Anforderungen für eine qualitätsgesicherte Patientenversorgung in den ersten Ländern angewendet und umgesetzt, auch wo es bisher noch gar keine Screeningprogramme gab. Das ist schon ein großer Erfolg.“
25.06.2021