Brustkrebs: Risiko für Fernmetastasen per Knopfdruck abschätzen

CAD-Auswertung der Mamma-MRT bietet additiven Nutzen für die Vorhersagbarkeit von Fernmetastasen

Die Mammadiagnostik ist ein integraler Bestandteil der Radiologie. Denn hier stellt der Radiologe nicht nur die Diagnose, sondern differenziert auch die Befunde: Mit einer Biopsie sichert er den Befund histologisch und erteilt mit der Verlaufskontrolle Auskunft über den Erfolg einer Therapie.

Magnetresonanzmammographie einer 73-jährigen Patientin mit schlecht...
Magnetresonanzmammographie einer 73-jährigen Patientin mit schlecht differenziertem (G3), invasiv duktalem Mammakarzinom der rechten Brust. Dargestellt ist die CADAnalyse, wobei (a) das farbige Overlay der Wash-in-Wash-out-Ratio und (b) die volumetrische Analyse zusammenfasst. Letztere demonstriert die Heterogenität des Tumors, wobei vom gesamten Tumorvolumen (9,6 ccm) der Großteil eine Wash-out-Kinetik (47,9 Prozent) oder gar die Kombination eines rapiden Wash-ins (>100 Prozent) gefolgt von einem Washout zeigt (24,4 Prozent). Derartige CAD-basierte Messwerte können als Korrelat eines hochaggressiven Tumors gedeutet und perspektivisch als prognostische Surrogate der Prognose eingesetzt werden.
Magnetresonanzmammographie einer 73-jährigen Patientin mit schlecht...
Magnetresonanzmammographie einer 73-jährigen Patientin mit schlecht differenziertem (G3), invasiv duktalem Mammakarzinom der rechten Brust. Dargestellt ist die CADAnalyse, wobei (a) das farbige Overlay der Wash-in-Wash-out-Ratio und (b) die volumetrische Analyse zusammenfasst. Letztere demonstriert die Heterogenität des Tumors, wobei vom gesamten Tumorvolumen (9,6 ccm) der Großteil eine Wash-out-Kinetik (47,9 Prozent) oder gar die Kombination eines rapiden Wash-ins (>100 Prozent) gefolgt von einem Washout zeigt (24,4 Prozent). Derartige CAD-basierte Messwerte können als Korrelat eines hochaggressiven Tumors gedeutet und perspektivisch als prognostische Surrogate der Prognose eingesetzt werden.

Und nicht zuletzt ist er dank Screening auch präventiv tätig. Mithilfe einer handelsüblichen CAD-Auswertung (Computer-assisted Diagnosis) kann die MRT aber auch eine prognostische Aussage über die Entwicklung von Fernmetastasten im weiteren Krankheitsverlauf treffen. CAD ist nicht nur genauso exakt wie konventionelle Verfahren, durch die Kombination beider Methoden erhöht sich die Vorhersagegenauigkeit sogar signifikant um 10 auf 87 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Priv.-Doz. Dr. Matthias Dietzel zusammen mit Priv.-Doz. Dr. Pascal Baltzer an der Universität Jena durchgeführt hat.

„Beim Primärstaging des Mammakarzinoms ist die MRT-Untersuchung häufig schon Standard. Die hierbei gemessenen Durchblutungsparameter, also die Vaskularisation, sind ein indirekter Hinweis darauf, ob die Patientin ein geringes oder hohes Risiko hat, später Fernmetastasen zu entwickeln“, erklärt Matthias Dietzel. Für ihre Vorhersagen bediente sich die Arbeitsgruppe keiner aufwendigen Pharmakokenetik, sondern grundlegender Anreicherungsparameter wie dem Wash-in und dem Wash-out des Kontrastmittels. Das erhöht die breite Anwendbarkeit der Methode.

„Risikopatientinnen für Fernmetastasen zeigen typischerweise eine schnelle Anreicherung des Kontrastmittels (Wash-in) im Gewebe gefolgt von einem schnellen Auswaschen. Während gutartige Gewebe in der verzögerten Phase nach den ersten 90 Sekunden die Tendenz haben, das Kontrastmittel weiter aufzunehmen, und intermediäres Gewebe eine Plateau-Anreicherung zeigt, entweicht bei bösartigem Gewebe das Kontrastmittel genauso schnell, wie es aufgenommen wurde.

Der Charme der CAD besteht nun darin, dass nicht nur die Vaskularisation indirekt per Knopfdruck gemessen werden kann, sondern auch für jedes Voxel, dessen Verteilungsmuster genau zu erkennen ist. Gerade in der Analyse dieser Tumorheterogenität liegt der große prognostische Nutzen der Methode“, schildert der inzwischen in Erlangen tätige Radiologe. Denn gerade die Verteilungsmuster in der volumetrischen Analyse sind extrem wichtig für den prognostischen Ansatz der MRT.

Ein weiterer wichtiger Vorzug des Verfahrens besteht darin, das Volumen des vitalen Tumors in 3-D in situ ausmessen zu können und damit potenziell genauer zu agieren als in 2-D ex vivo anhand von resezierten und potenziell fragmentierten Präparaten. All das hat die Arbeitsgruppe in einer ersten Machbarkeitsstudie anhand von 60 Patientinnen nachgewiesen. In der zweiten Studie mit mehr als 250 Patientinnen ging das Team der Frage nach, inwieweit die Informationen aus der MRT-Untersuchung relevant sind und ob diese Informationen einen additiven Nutzen bieten. Denn natürlich versucht man auch ohne CADAuswertung, möglichst viele Informationen über die Aggressivität des Tumors zusammenzutragen, zum Beispiel mithilfe der Anwendung des Nottingham-Scores. In dieser Studie traten bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 55 Monaten bei 15,8 Prozent der Patientinnen Fernmetastasen auf. Damit stimmte der Wert zu 79 Prozent mit den Aussagen der CAD-Auswertung überein und zu 80 Prozent mit den Vorhersagen der konventionellen Methoden.

„Das sind an sich schon sehr gute Werte. Der Clou besteht allerdings in der Kombination beider Verfahren, damit erhöhte sich die Übereinstimmungsrate auf 87 Prozent. Das ist ohne jeden Zweifel statistisch signifikant“, so Dietzel. Und der therapeutische Nutzen liegt auf der Hand: Dank des validen diagnostischen Biomarkers könnten die Frauen mit einem erhöhten Risiko auf Fernmetastasen eine auf sie abgestimmte Therapie bekommen, wodurch sich potenziell ein Einfluss auf die Gesamtprognose ergeben würde.

 

30.05.2013

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