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Aufklärung zu Prostata-Erkrankungen: Mit royal gutem Beispiel voran

DGU-Experten: Aufklärung über Prostataerkrankungen hilft, Ängste abzubauen

king charles waving
Mit dem offenen Umgang mit seiner Prostatavergrößerung ist König Charles III. ein Vorbild für viele Männer, findet die Deutsche Gesellschaft für Urologie.

Bildquelle: Department for Culture, Media and Sport (DCMS) / Isaac Mayne (CC-PDM 1.0)

König Charles III. ging zuletzt ungewohnt offen mit seiner Prostataoperation infolge einer gutartigen Prostatavergrößerung, einer zufällig entdeckten, nicht näher beschriebenen Krebserkrankung und dem Thema Früherkennung um. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) begrüßt diese beispielhafte Offenheit, denn damit rückte das britische Staatsoberhaupt die Gesundheitsvorsorge des alternden Mannes – vor allem jedoch die verschiedenen Erkrankungen der Prostata – verstärkt ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. 

„Gerade, weil die Berichterstattung über einen so prominenten Patienten besonders große Reichweite hat, ist es uns als wissenschaftlicher Fachgesellschaft ein Anliegen, die medizinischen Fakten und damit die klare Unterscheidung zwischen einer gutartigen Prostatavergrößerung, einer Prostataoperation zu deren Behandlung und dem Prostatakrebs noch einmal deutlich zu machen und das Vermischen von Begrifflichkeiten zu vermeiden“, erklärt DGU-Generalsekretär Prof. Dr. Maurice Stephan Michel. Umfassende Aufklärung über die gutartige Prostatavergrößerung, die einen von zwei Männern über 60 Jahren und vier von fünf Männern über 80 Jahren betrifft, sowie über die Möglichkeit zur Prostatakrebs-Früherkennung könne helfen, Ängste abzubauen. 

Bei der „benignen Prostatahyperplasie“ (BPH) handelt es sich um eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Die Häufigkeit dieser Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter. Die Prostata ist eine Drüse, die sich unterhalb der Blase befindet und zum Beispiel an der Produktion der Samenflüssigkeit beteiligt ist. Eine gutartige Prostatavergrößerung kann zu verschiedenen Symptomen führen wie vermehrtem Harndrang, Schwierigkeiten beim Wasserlassen, schwachem Urinfluss oder häufigem nächtlichem Wasserlassen. All diese Symptome werden als sogenannte 'Symptome des unteren Harntraktes' zusammengefasst.

Wichtig ist aber, dass Symptome des unteren Harntraktes nicht direkt mit einem höheren Prostatakrebsrisiko verbunden sind – eine BPH stellt also keine Krebserkrankung dar, auch wenn ihre Symptome im Alltag sehr belastend sein können

Jürgen E. Gschwend

„Die BPH ist zwar keine lebensbedrohliche Erkrankung, allerdings können die Symptome die Lebensqualität stark beeinträchtigen und eine Behandlung erforderlich machen“, sagt DGU-Generalsekretär Prof. Michel. Es gebe mittlerweile verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für die BPH, darunter Medikamente – in einigen Fällen mit stark eingeschränkter Möglichkeit des Wasserlassens bleibe jedoch nur die Operation zur Behandlung der Volkskrankheit. Bei den operativen Eingriffen wird Prostatagewebe entfernt, damit der Urin besser aus der Blase abfließen kann. Zu den heute meist minimalinvasiven Verfahren gehören die transurethrale Prostataresektion, Lasertherapien und z.B. die robotisch gesteuerte Entfernung von Prostatagewebe durch einen Hochdruckwasserstrahl. Die DGU empfiehlt betroffenen Männern, stets eine fachärztliche Abklärung ihrer Symptome vornehmen zu lassen, um eine Diagnose und eine darauf abgestimmte Behandlung erhalten zu können. 

Obwohl die beschriebenen Symptome des unteren Harntraktes häufig auf eine gutartige Prostatavergrößerung zurückgehen, schüren sie nicht selten Ängste vor einem Krebsrisiko bei den betroffenen Männern. In der PROBASE-Studie der Technischen Universität München untersuchten Forschende daher unlängst, wie Männer mittleren Alters – ab ca. 45 Jahren – ihr Prostatakrebs-Risiko selbst einschätzten und ob sie sich deshalb vermehrt Sorgen machten. Prof. Dr. Jürgen E. Gschwend, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) erklärt: „Im Ergebnis sahen wir, dass sich Männer mit Symptomen des unteren Harntraktes oder früher aufgetretenen Prostatakrebsfällen in der Familiengeschichte tendenziell mehr Sorgen machten. Wichtig ist aber, dass Symptome des unteren Harntraktes nicht direkt mit einem höheren Prostatakrebsrisiko verbunden sind – eine BPH stellt also keine Krebserkrankung dar, auch wenn ihre Symptome im Alltag sehr belastend sein können.“

„Prominente Fälle urologischer Erkrankungen sind natürlich immer auch ein Anlass, um Männer an die Möglichkeit der Krebsfrüherkennung beim Urologen zu erinnern“, ergänzt Prof. Dr. Axel S. Merseburger, Pressesprecher der DGU. 

Mit beinahe 70.000 Neuerkrankungen jährlich und etwa 15.000 Todesfällen ist der Prostatakrebs die mittlerweile am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Die DGU unterstreicht in diesem Zusammenhang die Bedeutung einer rechtzeitigen Diagnose und angemessenen Behandlung, um Leben zu retten und fortgeschrittene Stadien der Erkrankung zu vermeiden.

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Hierfür empfiehlt die Fachgesellschaft, den entsprechenden EU-Ratsentschluss umzusetzen, der ein organisiertes Prostatakrebs-Screening zulasten der gesetzlichen Krankenkassen vorsieht. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Empfehlungen ist ein von der DGU entwickelter risikoadaptierter Algorithmus, der auf der Messung des prostataspezifischen Antigens (PSA) basiert. Dieser Algorithmus soll eine gezielte Früherkennung ermöglichen, um unnötige Eingriffe zu reduzieren und die Wirksamkeit der Behandlung zu verbessern. 

Das vorgeschlagene Screening umfasst den risikoangepassten PSA-Test für Männer zwischen 50 und 65 Jahren ohne familiäre Vorbelastung. Liegt deren PSA-Wert z. B. bis 1,0 ng/ml, so soll der Test nach fünf Jahren wiederholt werden; bei einem PSA-Wert zwischen 1–3 ng/ml nach zwei bis vier Jahren. Bei PSA-Werten über 3 ng/ml erfolgt die weitere Risikoabschätzung per transrektalem Ultraschall (TRUS) und zusätzlichen Parametern. Liegt danach ein Prostatakrebsrisiko vor, wird eine multiparametrische Magnetresonanztomografie (mpMRT) angeschlossen, um einen möglichen klinisch signifikanten Prostatakrebs zu entdecken. 

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„Innerhalb eines solchen von der DGU vorgeschlagenen risikoadaptierten Screenings kann der PSA-Test Überdiagnostik und Übertherapie vermeiden. Er ist dann Ausgangspunkt für eine umfassende Risikobewertung im individuellen Fall, was auch für die Wahl der am besten geeigneten Therapie wichtig ist. Der PSA-Test ermöglicht auf diese Weise eine bessere Früherkennung und reduziert gleichzeitig im Krebsfall das Risiko für ein schnelles Fortschreiten der Erkrankung und die damit verbundenen Einschränkungen der Lebensqualität“, fasst Prof. Gschwend abschließend den Nutzen des organisierten Prostatakrebs-Screenings zusammen. 


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Urologie

17.02.2024

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