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Wie «Schläferzellen» in Krebstumoren zerstört werden können

Tumor
Wenn überlebende Krebszellen spezifische Defekte aufweisen, können sie vernichtet werden, fand das Forschungsteam heraus.
Quelle: pixabay

Trotz erfolgreicher Chemotherapie wachsen in vielen metastasierten Krebsarten verstreute Tumore wieder zurück. Wie ein Forschungsteam unter der Leitung der Universität Bern nun herausgefunden hat, liegt das an vereinzelten Krebszellen, welche wegen einer Ruhephase die Chemotherapie überleben. Wenn diese «Schläferzellen» jedoch spezifische Defekte aufweisen, können sie vernichtet werden. Das könnte die Wirksamkeit der Chemotherapie bei bestimmten Patienten erhöhen.

"Uns interessiert, wieso einzelne Tumorzellen die Therapie überleben können", sagt Sven Rottenberg von der Vetsuisse Fakultät der Universität Bern. Ein internationales Forschungsteam unter seiner Leitung hat nun sogenannte Schläferzellen identifiziert, welche der Therapie entkommen. Da Chemotherapien sich insbesondere gegen aktive, sich teilende Tumorzellen richten, können einige dieser Schläferzellen mit Hilfe einer kurzfristigen Wachstumspause überleben. Nach Beendigung der Therapie fangen sie dann wieder an, sich zu vermehren. Wenn diese Schläferzellen jedoch eine spezifische Mutation aufweisen, die sie an der Reparatur von eigenen DNA-Schäden hindert, können sie gezielt mit Medikamenten zerstört werden. Die Studie dazu wurde nun in der Fachzeitschrift «Clinical Cancer Research» publiziert.

Mögliche Alternative zur Immuntherapie

Wenn Tumore nach einer Behandlung wieder zurückwachsen, sprechen sie manchmal wieder auf die gleiche Chemotherapie an. "Bei den wenigen verbliebenen Tumorzellen, welche die Chemotherapie überleben, sprechen wir in diesem Fall von sogenannten ‹Medikamenten-toleranten Zellen›", sagt Rottenberg. Wie kann man diese verbliebenen Zellen nun vernichten? "Für bestimmte Krebsarten wie Leukämien oder Melanome gibt es bereits enorme Fortschritte im Bereich der Immuntherapie." Die Erfolge dieser neuen Immuntherapie bei anderen häufigen Tumoren sind aber laut Rottenberg noch bescheiden – zudem verursachen sie Nebenwirkungen und enorme Kosten.

Nun konnten die Forschenden im Mausmodell eine Alternative aufzeigen: Bei Brusttumoren mit einem spezifischen Defekt in der DNA-Reparatur können die Tiere mit bereits etablierten und günstigen Chemotherapie-Medikamenten geheilt werden, wenn genügend DNA-Schäden in den ruhenden Tumorzellen erreicht werden. Rottenberg hofft, dass aufgrund dieser Befunde die Therapie von Brust-, Eierstock- und Prostatakrebs in der Zukunft verbessert werden kann.

Defekt bei DNA-Reparatur als Achillesferse der Krebszellen

Erste klinische Versuche in den Niederlanden haben gezeigt, dass einige Brustkrebspatientinnen mit metastasierten Brustkrebs tatsächlich durch eine solche intensivierte Chemotherapie geheilt werden konnten.

Sven Rottenberg

Hintergrund sind die Fortschritte im Bereich der personalisierten Medizin. Krebsarten werden nicht mehr nur nach Ursprung des Gewebes eingeteilt und behandelt, sondern es wird nach individuellen Mutationen gesucht, die therapeutisch ausgenutzt werden können. Ein Beispiel sind Defekte in der DNA-Reparatur. Diese entstehen durch eine Fehlfunktion von Proteinen, die in normalen Körperzellen DNA-Schäden reparieren. Sind diese Proteine inaktiv – was bei vielen Patientinnen und Patienten mit Brust-, Eierstock- oder Prostatakrebs der Fall ist – kommt es zu einer fehlerhaften Reparatur. Das kann therapeutisch ausgenutzt werden, wie Rottenberg erläutert: «DNA-reparatur-defekte Schläferzellen sprechen auf bestimmte Stoffe an, welche die DNA schädigen.» Diese Stoffe treffen sowohl gesunde Zellen wie auch den Krebs. Im Gegensatz zu normalen Zellen sind die Tumorzellen aber deutlich empfindlicher, da sie den Schaden nicht gut reparieren können. Im Tiermodell zeigten sich dabei sogenannte DNA-Crosslinker als sehr effizient. Diese sind bereits lange auf dem Markt, werden aber bisher nicht speziell für Krebsarten mit solchen Defekten eingesetzt.

Wie die meisten Krebsmedikamente haben auch diese Stoffe starke Nebenwirkungen wie etwa Knochenmarksschädigungen. Bei bestimmten Patientinnen und Patienten könnten diese Nebenwirkungen allerdings durch eine Stammzelltransplantation ausgeglichen werden, ähnlich wie bei Leukämie-Behandlungen. «Erste klinische Versuche in den Niederlanden haben gezeigt, dass einige Brustkrebspatientinnen mit metastasierten Brustkrebs tatsächlich durch eine solche intensivierte Chemotherapie geheilt werden konnten», sagt Rottenberg.


Quelle: Universität Bern

27.10.2017

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