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News • Zählkontrolle bei chirurgischen Eingriffen

Vergessenes OP-Besteck im Körper: KI soll „Never Events“ verhindern

An der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) wird ein neues Assistenzsystem entwickelt, das Operationsteams bei der Zählkontrolle unterstützen und dadurch die Patientensicherheit sowie Effizienz im OP verbessern soll.

An der Entwicklung arbeitet die Hochschule gemeinsam mit der MEDIK Hospital Design GmbH und der code’n’ground AG. 

Jährlich kommt es in Deutschland zu rund eintausend zusätzlichen Eingriffen, weil chirurgische Materialien wie Tupfer, Bauchtücher oder Instrumente im Körper der Patienten verbleiben. Diese sogenannten „Never Events“ verursachen schwerwiegende Komplikationen und enorme Kosten im Gesundheitswesen. Trotz bestehender Zählprozesse können Fehler auftreten – etwa durch Zeitdruck, Kommunikationsprobleme oder Personalwechsel im OP-Team. 

Hier setzt das Projekt DSCC (Digital Surgical Count Control) an: Ein KI-gestütztes System soll die manuelle Zählkontrolle digital unterstützen, Fehler vermeiden und die Dokumentation vereinfachen. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) im Rahmen der Fördermaßnahme „KMU-innovativ: Interaktive Technologien für Gesundheit und Lebensqualität“ für drei Jahre gefördert. Der offizielle Projektauftakt erfolgte Anfang Juli mit einem Kick-off-Meeting aller Projektpartner. 

Gruppenfoto mit neun Personen in einem Operationssaal
Beim offiziellen Projektauftakt kamen die Projektpartner zum gemeinsamen Kick-off-Meeting bei der MEDIK Hospital Design GmbH in Hamburg zusammen. Auf dem Gruppenbild sind die Teilnehmenden zu sehen (von links): Daniel Wessel (MEDIK), Wiebke Vennhoff (MEDIK), Meghdad Fereidouni (code’n’ground), Amelie Pester (WHZ), Alexander Kabardiadi-Virkovski (WHZ), Sabrina Schorn (WHZ), Uwe Seidel (MEDIK), Armin Haas (code’n’ground), Prof. Peter Hartmann (WHZ)

Bildquelle: WHZ; Foto: MEDIK 

Zentrales Element des Systems ist eine speziell entwickelte Kameraeinheit, die den Instrumententisch während der Operation erfasst. Mithilfe künstlicher Intelligenz – insbesondere eines YOLO-Algorithmus in Kombination mit einem Convolutional Neural Network (CNN) – soll das System die dort befindlichen Objekte erkennen und klassifizieren. Zur besseren Detektion textiler Materialien wie Tupfern oder Bauchtüchern wird ergänzend ein hyperspektraler Bildgebungsansatz (HSI) untersucht. Die erfassten Daten sollen in Echtzeit auf einem interaktiven Bildschirm visualisiert werden, der dem OP-Team den Soll- und Ist-Zustand für jede Objektklasse übersichtlich anzeigt und bei Diskrepanzen automatisch warnt. 

Das System soll den Zählvorgang nicht nur zuverlässiger, sondern auch effizienter gestalten. Schon eine Reduktion der Zähl- und Dokumentationszeit um rund eine halbe Minute pro Eingriff könnte bei den jährlich etwa 17 Millionen Operationen in Deutschland Einsparpotenziale von rund 500 Millionen Euro freisetzen. Gleichzeitig trägt DSCC dazu bei, das OP-Personal zu entlasten und die Patientensicherheit messbar zu verbessern. 

Nach Projektende ist die Überführung der entwickelten Lösung in ein zertifiziertes Medizinprodukt geplant. Das System soll so ausgelegt werden, dass es sich sowohl in neue als auch in bestehende Operationssäle integrieren lässt. 


Quelle: Westsächsische Hochschule Zwickau 

18.07.2025

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