Künstliches Herz zum Testen des Aorta-Aktuators
Künstliches Herz zum Testen des Aorta-Aktuators

Quelle: Félix Wey, epfl.ch

News • Alternative Therapie

Transplantation vermeiden dank künstlicher Aorta

Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) haben mit zehn Ingenieuren des Integrated Actuators Laboratory (LAI) der EPFL einen elektrisch angetriebenen Aktuator entwickelt, der die natürlichen Bewegungen der Aorta nachbildet. "Mit neuen Entwicklungen bei Herzunterstützungssystemen können wir die Notwendigkeit einer Transplantation verzögern - oder sogar ganz beseitigen", sagt Forschungsleiter Yves Perriard.

Der Aktuator wird direkt hinter der Aortenklappe "eingebaut". Beim Anlegen einer elektrischen Spannung dehnt sich die künstliche Aorta aus, ähnlich wie die natürliche. Wird die Stromversorgung abgestellt, zieht sie sich wieder zusammen. Gesteuert wird der Mechanismus von den Impulsen des Herzens.

"Der Vorteil unseres Systems besteht darin, dass es den Druck auf das Herz eines Patienten verringert", sagt Yoan Civet, Wissenschaftler am LAI. "Es ging uns nicht darum, das Herz zu ersetzen, sondern es zu unterstützen." Um den Aktuator zu testen, haben ihn die Ingenieure an ein künstliches Herz angeschlossen. "Mit unserem Aktuator konnten wir die Energie, die das Herz benötigt, um 5,5 Prozent senken", so Civet.

Photo
Das Forscherteam arbeitet an der künstlichen Aorta.
Quelle: Félix Wey, Werner Siemens Stiftung / 2021 EPFL

Eine künstliche Teilaorta hilft Menschen mit Herzinsuffizienz. Wenn vermeintlich nur noch eine Transplantation hilft, kann diese Röhre aus Silikon, deren Durchmesser sich steuern lässt, das Herz so weit entlasten, dass es wieder ausreichend Blut durch den Körper pumpen kann. Die natürliche Aorta ist elastisch. Sie dehnt sich aus, wenn Blut aus der linken Herzkammer hineingepumpt wird. Anschließend zieht sie sich zusammen, um das Blut im Körper zu verteilen. Dieser Wechsel findet im Takt des Herzschlags statt. Wenn diese zusätzliche Pumparbeit fehlt oder geschwächt ist, bleibt alles am Herzen hängen. Es muss härter arbeiten mit der Folge, dass es überlastet wird und schließlich zu streiken droht.

Weltweit leiden 23 Mio. Menschen an so schweren Herzfehlern, dass sie eigentlich ein Spenderherz benötigen. Es stehen allerdings bei weitem nicht so viele Organe zur Verfügung, wie eigentlich gebraucht würden. 2018 etwa wurden weltweit gerade einmal 8.311 Spenderherzen implantiert, so das Statistikportal Statista. Wann die künstliche EPFL/LAI-Aorta für den Einsatz am Menschen freigegeben wird, ist noch offen.

Quelle: EPFL

05.02.2021

Mehr aktuelle Beiträge lesen

Verwandte Artikel

Photo

Artikel •

Wenn das Herz schlapp macht…

Über 300 Veranstaltungen mit 1.800 Referenten umfasst die 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Dabei spiegelt das Kongressprogramm das gesamte Spektrum der…

Photo

News • Erhöhte Gefahr für Infektionen

Immunschwäche nach Schlaganfall und Herzinfarkt: Ursache entdeckt

Nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt steigt das Risiko für Infektionen – bislang war jedoch kaum bekannt, warum. Forscher fanden nun eine bisher unbekannte Ursache – und einen Therapieansatz.

Photo

News • Normothermische Ex-vivo-Herzperfusion

Herztranplantation: neues Verfahren vergrößert Zeitfenster

Ein neuentwickeltes Verfahren soll dazu beitragen, Spenderherzen länger für eine Transplantation "frisch" zu halten. Erste Versuche an Schweineherzen verliefen vielversprechend.

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren