Thorakale Neoplasien: Sieg nach Punkten für die PET-CT
Thorakale Neoplasien bedürfen sehr unterschiedlicher Therapieregime. Je nach Art und Ausbreitung des Tumors steht eine ganze Palette an Behandlungsverfahren parat, die von operativen über chemo- bis zu strahlentherapeutischen Angeboten reichen. Um die geeignete Therapie bestimmen zu können, bildet die CT-Bildgebung neben der histopathologischen Begutachtung das wichtigste diagnostische Tool.
PD Dr. Carsten Rist, Oberarzt am Institut für Klinische Radiologie am Klinikum der Universität München, Großhadern, und Leiter des Funktionsbereichs PET-CT, spricht am Kongressfreitag darüber, wie sich anhand der Klassifikation und des Stagings thorakaler Neoplasien die Weichen für die richtige Therapie stellen lassen.
Thorakale Neoplasien sitzen in der Lunge, den Bronchien, im Mediastinum oder in der Pleura. Die häufigste und tödlichste Form ist allerdings das Lungenkarzinom. Vor allem starke Raucher sind von dieser Krebserkrankung betroffen. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrum versterben zwischen 85-90 % der Bronchialkarzinom-Patienten innerhalb der ersten fünf Jahre nach Diagnosestellung. Wird der Tumor dagegen im frühen Stadium 1a erkannt, können laut DKFZ bis zu 70 % der Patienten diesen Zeitraum überleben. Die Computertomographie ist in der Lage, bereits sehr frühe Stadien von Lungenkrebs zu erkennen.
Zunächst muss das Lungenkarzinom, wie jede andere Läsion auch, klassifiziert werden. Hier werden erste Fragen zur genauen Bezeichnung und der Lokalisation des Primärtumors beantwortet: Um welche Tumorentität handelt es sich? Geht das Karzinom primär von der Lunge oder von der Pleura aus? Liegt es peripher oder zentral? Die Übergänge zum Staging sind dabei fließend, denn bereits an diesem Punkt interessiert den Radiologen auch, in welchem Stadium sich der Tumor befindet.
„Eine wichtige Rolle in der Beurteilung des Schweregrades der Tumorerkrankung spielt die Evaluation der Fernmetastasierung“, fügt Rist hinzu. „Speziell der Befall der Lymphknoten ist von hoher Relevanz für das Therapieregime und entscheidet häufig darüber, ob die Erkrankung einem primär operativen Ansatz zugänglich ist. Besonders kritisch ist das Auftreten von ausgedehnten ipsilateralen oder kontralateralen Lymphknotenmetastasen. In Abhängigkeit des Lymphknotenstatus wird dann gegebenenfalls eine zusätzliche Strahlentherapie und Chemotherapie angeboten.“
Die Tumorausbreitung wird durch die TNM-Klassifikation definiert. T steht dabei für die Größe und Ausdehnung des Primärtumors, N für die Anzahl der befallenen regionären Lymphknoten und M für das Auftreten und die Lokalisation von Fernmetastasen. Beim T-Staging, also der Beurteilung des Primärtumors, reichen die Informationen aus der kontrastmittelverstärkten Computertomographie in der Regel aus. Was das N- und das M-Staging betrifft, erweist sich das PET-CT als Hybridverfahren als vorteilhaft.
Rist gibt ein Beispiel: „Wenn die Lymphknoten vergrößert sind, heißt das nicht unbedingt, dass eine Metastase die Ursache ist. Aufgrund der funktionellen Bildgebungskomponente aus der PET können wir die Stoffwechselaktivität des Gewebes beurteilen und daraus Rückschlüsse ziehen.“ Auch bei der Beurteilung der Fernmetastasierung von Strukturen, die in der CT nur wenig oder schlecht zu sehen sind, liefert die PET-Bildgebung wichtige Zusatzinformationen. „Dazu gehören z.B. kleine versteckte Fernmetastasen im Abdomen, die man im PET-CT sensitiver detektieren kann, oder auch ossäre Metastasen, die morphologisch manchmal schwierig zu finden sind“, erläutert der Oberarzt.
Ein weiteres Einsatzgebiet der PET-CT ist die Differentialdiagnose von Lungenrundherden. Häufig stolpert man über solche Rundherde als Zufallsbefunde, denn so Rist: „Fast jeder Mensch hat Verdichtungen in der Lunge, z.B. tauchen solche Veränderungen als Folge einer Entzündung auf. Dann muss man abklären, ob es sich um eine gut- oder bösartige Läsion handelt. Weil gutartige Tumoren in der Regel keinen erhöhten Metabolismus aufweisen, leistet auch hier die PET-Komponente gute Dienste.“
Aufgrund der vielen Vorteile der PET-CT bei der Klassifikation und dem Staging von thorakalen Neoplasien ist Dr. Rist der Meinung, dass die PET-CT als Diagnosetool zu individuelleren Therapiekonzepten und einer besseren Abschätzung der Prognose und der Therapieeffizienz führen könne.
„Nur wenn klar ist, dass ein Tumor nicht stoffwechselaktiv ist und die PET-Komponente keinen zusätzlichen Nutzen bringt, sollte auf die PET-CT verzichtet werden. Der Patient profitiert von der genaueren Therapieplanung mit PET-CT, vor allem hinsichtlich Lymphknotenstatus und Detektion von Fernmetastasen. Die Festlegung, welches bildgebende Verfahren gewählt wird, hängt heute meist einfach noch vom Vorhandensein oder Nichtvorhandensein eines PET-CT-Scanners vor Ort ab.“
Im Profil
PD Dr. Carsten Rist wurde 1970 in Neuss geboren. Nach seinem Medizinstudium in Ulm arbeitete er als Arzt im Praktikum in der Abteilung Innere Medizin II/Kardiologie an der Uniklinik Ulm.
2002 verschlug es ihn als wissenschaftlicher Assistent an das Institut für Klinische Radiologie der LMU München. Seit 2010 agiert er als Oberarzt und Leiter des Funktionsbereichs PET/CT am Klinikum Großhadern. Im selben Jahr wurde er zum Privatdozent für das Fach Diagnostische Radiologie der Medizinischen Fakultät der LMU München ernannt.
Bereits zum 5. Mal ist Dr. Rist an der Organisation des Internationalen CT Symposiums beteiligt.
05.01.2012