Eine aktuelle Analyse bestätigt deutliche Risikoreduktion für Tod und Rehospitalisierung bei HerzMobil Tirol-Teilnehmern - die Technologie wurde von der AIT Digital Health Gruppe entwickelt.

Bildquele: AIT/Purtscher

News • Studie zu Herzinsuffizienz

Telemedizin senkt Todesrate bei Herzschwäche

Aktuelle Ergebnisse vom Telegesundheitsdienst HerzMobil Tirol bestätigen die Wirksamkeit der integrierten Versorgung von Patienten mit Herzschwäche. Dies berichtet Prof. Dr. Gerhard Pölzl (Medizischer Direktor HerzMobil Tirol) in einer aktuellen Publikation. Die für HerzMobil verwendete Telehealth-Lösung wurde vom Austrian Institute of Technology (AIT) entwickelt.

Es braucht viele Zahnräder, die perfekt ineinander greifen, damit die Aufgaben entlang des telemedizinischen Behandlungspfades zu einer Verbesserung der Patientenversorgung führen. Laut den aktuellen Ergebnissen, die im Fachjournal 'Clinical research in cardiology' veröffentlicht wurden, ist das mit dem Telegesundheitsdienst HerzMobil und den am Verorgungsnetzwerk beteiligten Klinik- und niedergelassenen Ärzten und Pflegefachkräften sehr gut gelungen. „Telemedizin hilft bei Patient:Innen mit Herzinsuffizienz das Risiko für eine mögliche lebensbedrohliche kardiale Dekompensation zu vermindern. Teil davon sind eigenständige Messung von Gesundheitsparametern (Blutdruck, Körpergewicht) zu Hause, leitlinienkonforme Medikation, sowie spezifische Therapiemaßnahmen, wie etwa dosierte Bewegung“, erklärt Andreas Huber, Vorstand des Landesinstituts für Integrierte Versorgung Tirol. „61% Risikoreduktion für Tod innerhalb von 12 Monaten und einer 46-prozentigen Risikoreduktion für Wiederaufnahme oder Tod in 6 Monaten sprechen für sich“, betont auch Prof. Pölzl. Die Daten stammen aus einer aktuellen Analyse der HerzMobil Tirol-Teilnehmern im Vergleich zur Standardversorung im Bundesland Tirol.

Diese Erfolge beruhen auf jahrelange Forschungsarbeiten, nicht nur in Österreich, sondern unter anderem an der Charité-Universitätsmedizin Berlin. So wird beispielsweise seit Anfang 2020 an der Charité-Universitätsmedizin Berlin im Projekt Telemed5000 „Entwicklung eines intelligenten Systems zur telemedizinischen Mitbetreuung von großen kollektiven kardiologischen Risikopatient:innen“ gemeinsam mit der Digital Health Gruppe des Center for Health and Bioresources am AIT Austrian Institute of Technology GmbH, dem Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol der Tirol Kliniken GmbH und auch der Steiermärkischen Krankenanstalten GesmbH speziell an weiterführenden Techologien gearbeitet. 

Dieser Artikel könnte Sie auch interessieren

Photo

News • Projekt "Telemed5000"

Die nächste Größenordnung der Telemedizin

Die telemedizinische Mitbetreuung von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz hat sich bewährt. Doch bisher kann ein einzelnes Telemedizinzentrum nicht mehr als 500 Patienten betreuen. Das Projekt Telemed5000 der Charité – Universitätsmedizin Berlin zielt darauf ab, diese Grenze zu überwinden.

Ein wichtiger Meilenstein für die Telemedizin in Deutschland war die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) vom 30.3.2021, Telemedizin bei herzinsuffizienten Patienten als Regelleistung der Gesetzlichen Krankenkassen künftig zu erstatten. Entsprechend der Einschlusskriterien dieses Beschlusses haben künftig ca. 200.000 Patienten in Deutschland einen Anspruch auf eine telemedizinische Mitbetreuung. „Für die Weiterverbreitung und Steigerung der Vernetzung steht in Österreich die Freischaltung der Anbindung an ELGA kurz bevor. Damit stehen erstmals den betreuenden Ärzt:innen wertvolle Selbstmesswerte von Patient:innen zu Hause als Telemedizin-Episodenbericht zur Verfügung“, so Andreas Huber, und weiter: „In enger Kooperation mit der AIT treiben wir am LIV Tirol die Digitalisierung im Tiroler Gesundheitswesen weiter voran. Ein weiterer Arbeitsbereich beschäftigt sich mit der Erfassung und Berücksichtigung von Bewegungsinformation aus dem Alltag der Patient:innen als weiteren wichtigen Indikator für den Therapieverlauf.“ Im einfachsten Fall wird dafür die Anzahl der zurückgelegten Schritte pro Tag und zur besseren Vergleichbarkeit auch die in sechs Minuten zurückgelegte Strecke verwendet, für deren Bestimmung eine spezielle Smartphone App entwickelt wurde. Methoden der künstlichen Intelligenz spielen eine wichtige Rolle, um die Vorhersage einer möglichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes weiter zu verbessern. Ziel ist es, eine optimale und effiziente Betreuung der Patient:innen mithilfe telemedizinischer Geräte und Entscheidungsunterstützung zu erreichen. 

Wir stehen erst am Beginn einer Entwicklung mit hohen Innovationspotential und damit verbunden wesentlichen Qualitäts-, Effizienz- und Erreichbarkeitsverbesserungen im Gesundheitssystem

Karl P. Pfeiffer

Das integrierte Versorgungsmodell HerzMobil wird in Österreich in den Bundesländern Tirol und der Steiermark angeboten. Prof. Elke Guenther, Leiterin des AIT Center for Health & Bioresources ist überzeugt: „Telehealth-Systeme werden mittelfristig essenzieller Bestandteil der täglichen Versorgung chronisch kranker Patient:innen sein. Das AIT leistet seit 15 Jahren mit seinen österreichischen Partnern, den Tirol Kliniken und dem Gesundheitsfonds Steiermark, aber darüber hinaus auch der BVAEB im Diabetesbereich, Pionierarbeit und nimmt hier eine Vorreiterrolle ein“. Der Bedarf an telemedizinischer Betreuung wächst stetig, nicht nur im kardiologischen Bereich, sondern auch in anderen medizinischen Fachgebieten wie beispielweise bei der Betreuung von Gestationsdiabetes oder auch in der Onkologie – immer dort, wo Patient:innen im häuslichen Umfeld leben und trotzdem engen Kontakt mit der medizinischen Einrichtung halten müssen.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Deutschland und das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie in Österreich (nunmehr BMK) hatten im Dezember 2018 den Technologiewettbewerb „Smarte Datenwirtschaft - Technologiewettbewerb mit den Schwerpunkten Künstliche Intelligenz, Semantik, Souveränität“ für bilaterale Forschungsprojekte ausgeschrieben. Das AIT wird in Österreich für sein Teilprojekt von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert und vom Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol, der Tirol Kliniken GmbH und der Tiroler Landesuniversität UMIT sowie der Steiermärkischen KrankenanstaltenGesmbH mit Erfahrungen aus der praktischen Umsetzung von HerzMobil unterstützt.

Karl P. Pfeiffer, eHealth Koordinator für Steiermark, führt weiter aus „Die telemedizinische Versorgung kann einen ganz wesentlichen Beitrag zur Versorgungsqualität leisten  und die Kommunikation und Kooperation zwischen Patient:innen und Gesundheitsdiensteanbieter:innen unterstützen und verbessern.“ Die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten von Telemedizin reichen von den vorgestellten Projekten bis zu den unter Covid-19 Bedingungen auf einmal möglichen Anwendungen. Beispiele hierfür sind die telefonische Arzt-Patienten Konsultation und die Online-Verschreibung von Medikamenten, bis zur Bildübermittlung in der Dermatologie und Beurteilung durch Expert:innen, Telerehabilitation oder zur telemedizinischen psychologischen Beratung. Pfeiffer ist sich sicher: „Wir stehen erst am Beginn einer Entwicklung mit hohen Innovationspotential und damit verbunden wesentlichen Qualitäts-, Effizienz- und Erreichbarkeitsverbesserungen im Gesundheitssystem.“


Quelle: Austrian Institute of Technology

20.10.2021

Verwandte Artikel

Photo

News • Telemedizin bei Herzschwäche

KI erkennt Herzprobleme am Klang der Stimme

Fabeln vorlesen für die Herzgesundheit – klingt merkwürdig, ist aber Teil einer Studie, die KI zur telemedizinischen Überwachung von Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche einsetzt.

Photo

News • Auswertung der TIM-HF2-Studie

Herzschwäche: Telemedizin hilft vor allem Patienten mit Diabetes

Fernüberwachung (Remote Patient Management, RPM) bei Herzinsuffizienz scheint vor allem für Patienten mit Diabetes von großem Nutzen zu sein. Das legt die Analyse einer aktuellen Studie nahe.

Photo

News • Genetische Netzwerke entschlüsselt

Neue Einblicke in die Rechtsherzschwäche

Was passiert bei einer Rechtsherzinsuffizienz? Die spezifischen Vorgänge der Erkrankung sind im Gegensatz zum häufigeren linksseitigen Pendant kaum erforscht. Eine neue Studie liefert Einblicke.

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren