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News • Transplantationsmedizin

Spenderorgane besser konservieren durch Maschinenperfusion

Die maschinelle Perfusion von Spenderorganen hat der Transplantationsmedizin und ihren Patienten in den letzten Jahren neue Perspektiven eröffnet.

Transplantationsmediziner gehen davon aus, dass mit Hilfe der Maschinenperfusion die Erfolge der Transplantation verbessert werden können und mehr Patienten ein Organ zur Verfügung gestellt werden kann. In Deutschland kommt das System derzeit zwar bei der Lungen- und Herztransplantation zum Einsatz, wird aber nicht von den Krankenkassen finanziert.

Bislang werden die Organe vom Blutkreislauf abgekoppelt, bei vier Grad Celsius in Transportboxen gekühlt und innerhalb weniger Stunden zum Transplantationszentrum transportiert, um schnellstmöglich transplantiert zu werden. Eine andauernde maschinelle Durchspülung (Maschinenperfusion) mit einer blutähnlichen Lösung bei Körpertemperatur kann dazu beitragen, dass das Spenderorgan länger konserviert und weniger geschädigt wird. Zudem können Spenderorgane genutzt werden, die bislang als unbrauchbar abgelehnt werden mussten.

ocs organ care system for human heart
Das „Organ Care System“ (OCS) kann die Organfunktion nach einer Transplantation verbessern und das Risiko eines Transplantatversagens verringern.

Foto: Universitätsklinikum Heidelberg

Schon vor Jahren wurde gezeigt, dass die kalte Maschinenperfusion von Nieren klinische Vorteile hat (Moers et al., 2012), und ist außerhalb Deutschlands mittlerweile vielerorts klinischer Standard. Bei der 28. Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft DTG war die Organperfusion eines der Hauptthemen. Im April 2018 veröffentlichte eine internationale Expertengruppe unter Federführung der Medizinischen Hochschule Hannover die INSPIRE Studie zur normothermen ex vivo Perfusion bei Körpertemperatur (mit dem transportablen Organ Care System, OCS) von Spenderlungen im Vergleich zur kalten Lagerung in der Kühlbox, mit der MHH als leitendem Studienzentrum (Warnecke et al., 2018).

Die Lunge wird im OCS beatmet und an einen künstlichen Blutkreislauf angeschlossen, der sie bei Körpertemperatur mit einer blutähnlichen Lösung und Nährstoffen versorgt. Das Gerät gibt den Ärzten bis zu zwölf Stunden Zeit, das Spenderorgan zu transportieren und die Lungenfunktion zu beurteilen und zu verbessern. So können Flüssigkeitseinlagerungen austrocknen und kann Schleim abgesaugt werden. „Das Organ erreicht den Empfänger in einem deutlich besseren Zustand als bei der bisher üblichen kalten Lagerung“, erklärte Professor Dr. Gregor Warnecke, Hauptprüfarzt der Studie und Leitender Oberarzt der MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie.

Patienten, die ein Organ aus dem OCS erhalten hatten, litten seltener an einem frühen Transplantatversagen. „Das kann bedeuten, dass die Patienten kürzer beatmet und schneller entlassen werden“, sagt Professor Warnecke. „Durch das OCS wird die Transplantation zudem besser planbar – das kommt der Patientensicherheit zugute“, so Professor Dr. Axel Haverich, Direktor der MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie.

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Interview • Pro und contra Widerspruchslösung

Organspende: „Die Debatte wird überraschend sachlich geführt“

Die so genannte Widerspruchlösung steht in Deutschland momentan in der politischen und medialen Debatte. Viele Unklarheiten kursieren: Bin ich automatisch Spender, wenn ich nicht widersprochen habe? Wo soll der Widerspruch dokumentiert werden? Um Klarheit zu schaffen, sprachen wir mit Univ.-Prof. Dr. Paolo Fornara, federführender ärztlicher Interessenvertreter bei diesem Thema.

Auf Grundlage der Daten der INSPIRE Studie erhielt das Organ Care System Lunge in den USA die „Food and Drug Administration“ (FDA)-Zulassung. Im August 2019 folgte die Veröffentlichung der EXPAND Studie, in der wieder unter wesentlicher Mitwirkung von MHH-Wissenschaftlern die erfolgreiche Konservierung von Spenderlungen mit erweiterten Spenderkriterien im Organ Care System Lunge gezeigt wurde (Loor et al., 2019).

Für die Herztransplantation steht das Organ Care System Herz zur Verfügung, welches in Großbritannien, Australien, Belgien und Österreich außerordentlich erfolgreich zur Wiederbelebung und anschließenden Transplantation von Herzen von Spendern nach Herz-Kreislauf-Tod genutzt wird (Chew et al., 2019). In Deutschland ist diese Organspende gesetzlich ausgeschlossen. Auch für Standardspender nach Hirntod wird das Organ Care System Herz erfolgreich eingesetzt (Ardehali et al., 2015). Daten zum sehr erfolgreichen Einsatz des Organ Care System Herz für komplex vor-operierte Herzempfänger in Deutschland (derzeit vor allem in Hannover und Freiburg) wurden auf dem DTG Kongress 2019 in Hannover präsentiert (Plenarsitzung am Freitag, 18.10.).

Wegen der verlängerten Konservierungszeit können auch Lungen und Herzen aus dem fernen europäischen Ausland nach Deutschland transportiert werden.

Auch in der Lebertransplantation liegen Ergebnisse von klinischen Studien vor (Nasralla et al., 2018). Zwei randomisierte internationale Studien zur Maschinenperfusion von Spenderlebern laufen derzeit, aus logistischen Gründen aber nur unter geringer deutscher Beteiligung.

Aufgrund dieser Vielzahl klinischer Studien gehen die Transplantationsmediziner davon aus, dass mit Hilfe der Maschinenperfusion die Erfolge der Transplantation verbessert werden können und mehr Patienten ein Organ zur Verfügung gestellt werden kann. In Deutschland kommt das System derzeit zwar bei der Lungen- und Herztransplantation zum Einsatz, wird aber nicht von den Krankenkassen finanziert. Für den Transport von Spendernieren werden trotz wissenschaftlich belegten Nutzens maschinelle Perfusionssysteme in Deutschland nicht eingesetzt.


Quelle: Deutsche Transplantationsgesellschaft

18.10.2019

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