Schneller, sicherer, schonender
Die Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg hat am 10. November 2010 einen der modernsten Operationssäle Europas eröffnet, der das Spektrum chirurgischer Eingriffe wesentlich erweitert. Vor allem schwerkranke Patienten mit Gefäß- und Herzerkrankungen profitieren von der Hightech-Synthese (Hybrid) eines komplett ausgestatteten Operationssaals mit einem Katheterlabor, das über eine beinahe beliebig um den Patienten positionierbare Röntgenanlage verfügt.
Sie erlaubt eine dreidimensionale Gefäßdarstellung in höchster Präzision selbst während des Eingriffs. Im „Hybrid-OP“ können Gefäß- und Herzchirurgen Eingriffe sowohl minimal-invasiv als auch am eröffneten Brustkorb vornehmen.
„Mit der Einrichtung des neuen Operationssaals baut das Universitätsklinikum Heidelberg seine Vorreiterrolle in der Gefäß- und Herzchirurgie aus“, sagt der Leitende Ärztliche Direktor Professor Dr. Dr. h.c. J. Rüdiger Siewert. „In Heidelberg treiben wir die starke Vernetzung der chirurgischen Disziplinen voran, um neue interdisziplinäre Therapiekonzepte zu entwickeln, die für den Patienten schonender, schneller und sicherer sind.“
Die Gesamtkosten für den Einbau des neuen Operationssaals betragen 2,6 Millionen, davon gehen 1,4 Millionen in die Geräte. „Das Klinikum trägt die Gesamtkosten allein“, betont Irmtraut Gürkan, die Kaufmännische Leiterin. Eine Investition, die sich nicht nur für die Patienten lohnt. „Die hochmoderne technische Ausstattung soll auch Anreize für talentierte Nachwuchsärzte schaffen, nach Heidelberg zu kommen“, so Irmtraut Gürkan.
Komplexe Eingriffe über Katheter / Im Notfall offene Operation mit Herz-Lungen-Maschine
„Das Trauma einer großen Operation bleibt künftig vielen Menschen erspart, da wir im neuen Hybrid-OP viele hochkomplexe Eingriffe über einen Katheter innerhalb des Gefäßsystems durchführen können“, sagt Professor Dr. Dittmar Böckler, Ärztlicher Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg, der mit seinem Team den neuen Hybrid-OP hauptsächlich nutzen wird. So stabilisieren die Ärzte z.B. eine Hauptschlagader minimal-invasiv mit einer Gefäßstütze oder übernehmen die Notfallversorgung von Gefäßverletzungen. Auch Herzoperationen, z.B. der Einsatz einer Herzklappe, werden im neuen Operationssaal mit Hilfe von Kathetern vorgenommen.
Die Möglichkeit auf die Eröffnung des gesamten Brustkorbes und den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine zu verzichten, wirkt sich auch positiv auf den Operationserfolg bei Patienten mit besonderen Risiken aus. „Wir können nun vielen Patienten mit Herzklappenfehlern helfen, für die vorher eine herkömmliche Operation nicht in Frage kam“, erklärt Professor Dr. Matthias Karck, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Herzchirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg.
Auch haben Patienten nach minimal-invasiven Eingriffen weniger Schmerzen, profitieren von einer rascheren Heilung und können so schneller nach Hause.
Ein weiterer unschätzbarer Vorteil des neuen Hybrid-OPs: Im Notfall kann der minimal-invasive Eingriff innerhalb weniger Minuten in eine offene Operation mit Herz-Lungen-Maschine umgewandelt werden, ohne dass der Patient in dieser kritischen Situation umgelagert und transportiert werden muss.
11.11.2010