Empfehlungen zur Sepsis-Behandlung sind jetzt erstmals als S3-Leitlinie veröffentlicht worden.

Foto: Anna Schroll/UKJ

News • Goldstandard

S3-Leitlinie zur Sepsisbehandlung veröffentlicht

Wie soll ein Sepsispatient künstlich beatmet und gelagert werden, welches Nierenersatzverfahren sollte bei akutem Nierenversagen angewandt werden, wie sollten Patienten mit schwerem septischen Schock ernährt werden – bei diesen Entscheidungen helfen Leitlinien dem behandelnden Arzt.

"Leitlinien sind keine juristisch verbindlichen Richtlinien oder Universalrezepte", stellt Professor Dr. Frank M. Brunkhorst klar, "sie sind Handlungs- und Behandlungsempfehlungen auf dem Stand des aktuellen Wissens, letztlich aber muss der Arzt immer anhand der individuellen Situation des Patienten entscheiden." Frank Brunkhorst hat die Professur für Klinische Sepsisforschung am Universitätsklinikum Jena inne und leitet hier das Zentrum für Klinische Studien. Als Generalsekretär der Deutschen Sepsis-Gesellschaft leitete er die dreijährige Erarbeitung der Sepsis-Leitlinie, an der insgesamt 14 wissenschaftlich-medizinische Fachorganisationen und mit der Sepsis-Hilfe auch eine Patientenvereinigung beteiligt waren.

Die S3-Leitlinie "Sepsis - Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge" ist auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) abrufbar.

portrait of frank brunkhorst
Prof. Dr. Frank Brunkhorst vom Universitätsklinikum Jena leitete die Erarbeitung der Sepsis-Leitlinie.

Foto: www.lindgruen-gmbh.com

Die Grundlage bildeten die internationalen Behandlungsrichtlinien der „Surviving Sepsis Campaign“, die 2017 veröffentlicht wurden. Das 34-köpfige Leitlinienteam hat deren Gliederung übernommen und um Kapitel zur Definition der Sepsis, Prävention, Impfungen und Spätfolgen ergänzt. Mittels systematischer Aktualisierungsrecherchen und Literaturbewertungen wurden auch in der Zwischenzeit erzielte neue Studienergebnisse und publizierte Daten in die Empfehlungen einbezogen. Je nach der Qualität der Studiendaten und der Einigkeit unter den Experten sind die über 100 Empfehlungen abgestuft formuliert. „Die Bewertung der Studien und die Konsensfindung der Experten erfolgten standardisiert, das macht die hohe methodische Qualität der Leitlinie aus“, so Brunkhorst.


Quelle: Universitätsklinikum Jena

17.02.2020

Verwandte Artikel

Photo

News • Verbundprojekt SCIDATOS

Sepsis-Früherkennung durch Maschinelles Lernen verbessern

Sepsis ist eine der häufigsten Todesursachen auf Intensivstationen. Machine Learning zeigt Potential für die Diagnostik, hat aber noch Schwächen. Das SCIDATOS-Projekt soll hier nachbessern.

Photo

News • Neue Handlungsempfehlungen für bessere Überlebenschancen

Update für Schwerverletzten-Leitlinie

Die überarbeitete S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung wurde nun herausgegeben. Sie bietet Empfehlungen zur Behandlung Schwerverletzter am Unfallort, im Schockraum und im OP.

Photo

Artikel • Intensivmediziner gründen neue Sektion

Mit Digitaler Medizin mehr Leben retten

KI, Robotik, Präzisions- und Telemedizin: Der digitale Fortschritt des Gesundheitswesens zeigt sich in der Intensiv- und Notfallmedizin besonders deutlich. Doch die Einführung neuer Technik in den…

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren