Radiologen nehmen Wien ins Visier
Der Frühling in der Stadt ist zu erahnen, auch wenn viele Besucher des ECR 2015 wohl nur die Zeit haben werden, sich an den Blumendekorationen im Konferenzzentrum zu erfreuen. Denn das Kongressprogramm ist vollgepackt mit Themen, die spannende Tage und viele Diskussionen versprechen.
Ein heiß diskutiertes Thema des Kongresses: die Diagnostik und Therapie von Prostatakrebs. Die derzeitige Lage sei für die Patienten ein einziges Durcheinander, so Anwar R. Padhani, Oberarzt am Paul Strickland Scanner Centre des Mount Vernon Hospital und Professor am Institute of Cancer Research in London: „Männer mit Prostatakrebs sind sowohl unter- als auch überdiagnostiziert, sie sind zu viel und zu wenig behandelt.“ Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen vermittelt der sehr kontrovers diskutierte PSA-Wert vielen Männern falsche Sicherheit. Ihr Wert ist im Normbereich, obwohl bereits ein Krebs vorliegt. Auch das Gegenteil ist möglich: Der Wert ist erhöht und scheint auf einen Krebs hinzudeuten, doch es liegt kein Krebs vor. So endet mancher Mann im Operationssaal, der eigentlich ohne Behandlung bis ans Ende seiner Tage beschwerdefrei hätte leben können. Zum anderen kann auch eine Biopsie nicht immer ein genaues Ergebnis erbringen. Laut Padhani kommt es auch hier in 20 bis 30 Prozent der Fälle zu falschen Diagnosen, da der Krebs schlicht verfehlt wird. Die Radiologie setzt deshalb auf neue Ultraschalltechniken sowie Multi-Parameter MRT.
Radiologen müssen Behandlungswege bei Prostatakrebs neu überdenken
Für Padhani ist der Weg, den es nun einzuschlagen gilt, jedenfalls klar: „Wir müssen uns verändern und dafür müssen wir auch beginnen, anders zu denken. Prostatakrebs ist die letzte Krebserkrankung, bei der bildgebende Methoden nicht die klar führende Rolle in der Diagnose haben. Multi-Parameter MRT ist auf dem Weg, eine Schlüsselrolle in der Diagnose von Prostatakrebs zu spielen, ebenso wie gezielte MRT-geführte Biopsien von Läsionen. Die Erhaltung von Gewebe durch aktive Überwachung und fokale Therapie wird ein wichtiger Schritt gegen die Überbehandlung von Prostatakrebs sein“
Wie diese einzelnen Schritte aussehen können, werden die Kongressteilnehmer am Freitag in der Session NH 9 Image-guided interventions of the prostate erfahren können.
04.03.2015