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Prostatakrebs: Überlebenschance steigt durch Radiotherapie
Eine vor kurzem veröffentlichte Studie belegt mit einer großen Metaanalyse quantitativ den Nutzen einer der Strahlentherapie nachgeschalteten (adjuvanten) Hormon-Entzugsbehandlung bei Männern mit lokal begrenztem Prostatakrebs. Das Langzeitüberleben konnte weiter verbessert werden – und zwar unabhängig vom Patientenalter und von der verabreichten Strahlendosis.
Das Prostatakarzinom ist mit über 60.000 Fällen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Dank moderner Behandlungsmöglichkeiten ist die Prognose heute insgesamt gut, die 5-Jahres-Überlebensrate nach der Diagnose liegt bei 89%. Verschiedene Therapieverfahren können für ein optimales Ergebnis kombiniert werden, die Hauptsäulen sind dabei Operation und Strahlentherapie (Radio- und Radionuklidtherapie), in speziellen Situationen können auch Chemo- und Immuntherapien eingesetzt werden. Da meistens das männliche Geschlechtshormon Testosteron einen wachstumsfördernden Faktor des Prostatakarzinoms darstellt, gilt außerdem die Anti-Hormontherapie bzw. Hormonentzugsbehandlung („Androgendeprivation“) als wichtige Strategie, um die Therapieergebnisse auch langfristig zu sichern bzw. zu verbessern. Eine Evaluierung des Nutzens der Androgeneprivationstherapie (ADT) zusätzlich zu einer Strahlentherapie, gerade auch für spezielle klinische Subgruppen, war bislang nicht erfolgt. Nun gibt eine große, aktuelle Studie Aufschluss.
Die in „Lancet Oncology“ publizierte Meta-Analyse hat daher Individualdaten von zwölf relevanten multizentrischen, randomisierten Studien aus fast sechs Jahrzehnten untersucht (insgesamt 10.853 Patienten). Die Studien verglichen bei Männern mit lokal begrenztem Prostatakrebs (Tumor ist auf die Prostata begrenzt, die Lymphknoten sind nicht befallen und es haben sich keine Metastasen gebildet) entweder die Radiotherapie plus ADT versus Radiotherapie allein oder Radiotherapie plus einer einer Kurzzeit-ADT oder einer verlängerten ADT. Unterschieden wurde noch zwischen adjuvanter ADT (d. h. im Anschluss an die Radiotherapie: 4-6 Monate versus Verlängerung auf 18-36 Monate) und neoadjuvanter ADT (d. h. vor der Strahlentherapie: 3-4 Monate versus 6-9 Monate). Präspezifizierte klinische Subgruppen waren stratifiziert nach Alter, NCCN-Risikogruppe („National Comprehensive Cancer Network“) und verabreichter Strahlendosis. Geeignete Studien mussten Ergebnisse zu Metastasierung und Überlebensdaten umfassen. Das primäre Outcome war ein metastasenfreies Überleben. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 11,4 Jahre (IQR 9-15).
Die Hinzunahme einer ADT zur Radiotherapie verbesserte das metastasenfreie Überleben signifikant (HR 0,83; p<0,0001), ebenso die Verlängerung der adjuvante ADT (HR 0,84; p p<0,0001). Keinen Unterschied gab es bei der Verlängerung einer neoadjuvanten ADT (HR 0,95; p=0,5). Das metastasenfreie 10-Jahres-Überleben ohne ADT lag bei 52%, mit ADT dagegen bei 61% (Gesamtüberleben 57% und 65%). Das metastasenfreie 10-Jahres-Überleben mit adjuvanter Kurzzeit-ADT betrug 47%; mit Langzeit-ADT 55% (Gesamtüberleben 57% und 63%). Die Behandlungseffekte waren insgesamt unabhängig von der Strahlendosis, vom Patientenalter oder der NCCM-Risikogruppe. In der Hochrisiko-Gruppe war der absolute Vorteil der ADT größer als bei intermediärem Risiko.
„Diese Metaanalyse demonstriert beim lokal begrenzten Prostatakarzinom erstmals mit starker Evidenz die Vorteile einer der Radiotherapie nachgeschalteten Androgen-Entzugsbehandlung sowie ihrer Verlängerung auf bis zu 36 Monate. In der Radioonkologie müssen wir also Strahlentherapie und ADT gemeinsam denken“, so Prof. Univ.-Prof. Dr. Stephanie E. Combs, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO). „Eine Verlängerung der neoadjuvanten ADT hat sich dagegen praktisch nicht bewährt. Wie die unterschiedlichen Therapieoptionen am besten kombiniert werden sollten, kann abhängig vom Tumorstadium sein und wird mit den Patienten individuell besprochen und entschieden. So wie die moderne Strahlentherapie die Prognose beim Prostatakarzinom bereits deutlich verbessert hat, so stellt die ADT danach eine weite Möglichkeit dar, den Behandlungserfolg zu optimieren.“
Wie Prof. Dr. Cordula Petersen, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO), weiter ausführt, kann der Erfolg der Strahlentherapie also medikamentös weiter optimiert werden. „Wir müssen die medikamentöse Begleittherapie und ihre Abfolge weiter erforschen, um jeden Patienten individuell bestmöglich behandeln zu können.“
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e. V.
11.03.2022