Pathologie am Ausgangspunkt der individualisierten Krebstherapie
Neben der konventionellen Tumortherapie etablieren sich zunehmend neuartige, molekular definierte Therapieansätze. Der Bundesverband Deutscher Pathologen will auf eine schnelle und flächendeckende Verbreitung der molekularen Methoden hinwirken. Angesichts der mit diesen Untersuchungen verbundenen Verantwortlichkeit gegenüber den Patienten ist aber gleichzeitig eine Qualitätssicherung bei der Leistungserbringung unabdingbar.
Nach Durchlaufen eines europäischen Zulassungsverfahrens steht IRESSA seit dem 1. Juli 2009 für die Therapie geeigneter Lungenkarzinom-Patienten zur Verfügung. Es geht um Erwachsene mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Lungenkrebs. Hier spielt zukünftig die Bestimmung des EGFR-Mutationsstatus als prädiktiver Biomarker durch die Pathologen eine große Rolle in der Therapieentscheidung. Lungenkrebs zählt zu den weltweit häufigsten Krebsursachen und ist in Europa mit 20% an allen krebsbedingten Todesfällen beteiligt.
Für die personalisierte Krebstherapie identifiziert der Pathologe individuelle molekulare Merkmale des Tumors. Daran orientiert sich dann das neue Therapieparadigma der behandelnden Ärzte mit speziell zugeschnittenen medikamentösen Therapien. Die Zulassung des Arzneimittels Gefitinib für die Behandlung von Patienten mit nicht kleinzelligem Lungenkrebs macht deutlich, dass die an individuellen molekularen Merkmalen orientierte Therapie weiter an Bedeutung gewinnt.
Das Fachgebiet Pathologie hat sich mit universitären und privaten Instituten auf die neuen Erkenntnisse eingestellt und in enormer Schnelligkeit gehandelt.
Unter dem Dach der Qualitätssicherungs-Initiative Pathologie (QuIP) wurde durch abgestimmte Kontrollversuche im Frühjahr 2009 die Voraussetzung für die Qualitätssicherung der molekularpathologischen EGFR-Mutationsbestimmung etabliert. Der Start erfolgte in der ersten Augustwoche. Die Methode steht den Instituten dabei offen, der Versuch wird rein ergebnisbezogen ausgewertet. Der Ringversuch EGFR (Lunge) hatte in der ersten Runde 20 teilnehmende Institute für Pathologie. Eine weitere Ringversuchsrunde wird gerade angeboten. Ziel ist es, die Testung der Patienten auf hohem Qualitätsniveau flächendeckend zu gewährleisten.
Mit dem Einsatz molekular begründeter zielgerichteter Therapeutika hat sich ein Paradigmenwechsel in der Aufgabenstellung moderner Tumorpathologie ergeben.
„Der Pathologe ist somit gefordert, die Wirksamkeit einer Therapie durch Nachweis entsprechender Zielstrukturen am Gewebe vorherzusagen. Das bedeutet, er nimmt eine Schlüsselposition dafür ein, dass der richtige Patient mit dem richtigen Therapeutikum behandelt wird“, umreißt Prof. Dr. med. Werner Schlake, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Pathologen, die neue Rolle der Pathologie.
15.10.2009