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News • Tag der Organspende
Mangel an Spenderherzen hält an
In Deutschland gibt es statistisch pro eine Millionen Einwohner nur zehn Organspender. Über die Hälfte aller Patienten, die auf ein neues Spenderherz warten, können nicht versorgt werden. Anlässlich des internationalen Tages der Organspende machen herzmedizinische Fachgesellschaften auf das wichtige Thema aufmerksam und fordern ein Umdenken in der Bundesrepublik.
Trotz aller Fortschritte in der Herz-Kreislauf-Medizin bietet die Transplantation eines neuen Herzens für viele schwer Erkrankte die einzige Überlebenschance. „Wegen des anhaltenden Mangels an Spenderherzen sind die Aussichten, ein geeignetes Spenderorgan zu erhalten, für viele Patientinnen und Patienten aber sehr gering“, erklärt Prof. Dr. Volkmar Falk, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG). „Für Menschen mit schwerer, nicht umkehrbarer Herzinsuffizienz im Endstadium ist jedoch die Herztransplantation die einzige Aussicht auf langfristiges Überleben.“
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach wie vor die Todesursache Nummer Eins in Deutschland. Eine der schwersten und tödlichsten Herzerkrankungen ist dabei die Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt. Der Herzmuskel schafft hier nicht mehr, genügend Blut durch den Körper zu pumpen. Erkrankte bekommen bei mittleren oder kleinen Anstrengungen u.a. Luftnot oder Schwindel und sind im Alltagsleben eingeschränkt. „Zwar wurde die Herzschwäche durch Fortschritte in der Forschung in den letzten Jahrzehnten immer besser behandelbar, dennoch liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit nach der Diagnose nur bei rund fünf Jahren“, sagt Prof. Dr. Holger Thiele, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK). Die einzige langfristige Therapie für ausgewählte Patienten mit unumkehrbarer Herzinsuffizienz im Endstadium ist eine Transplantation. „Die Prognose für Herztransplantierte ist sehr gut: Etwa 60% leben zehn Jahre und länger mit einem Spenderherzen. Organspenden heißt Leben retten und Lebenszeit schenken,“ betont DGTHG-Präsident Falk.
Für das menschliche Herz gibt es aktuell keinen vollwertigen künstlichen Ersatz. Implantierbare Kreislaufpumpen zur Unterstützung der Pumpfunktion des Herzkammermuskels, sogenannte Ventricular Assist Devices (VAD), sind damit momentan die einzige längerfristige Therapie, wenn andere Behandlungsoptionen limitiert sind und kein Spenderherz zur Verfügung steht. Patienten können mit einem permanenten VAD jahrelang, meistens mit nur geringen Einschränkungen, leben. Diese Therapie dient heutzutage entweder als Überbrückung der Wartezeit bis zur Herztransplantation oder sogar als dauerhafte Alternative zur Transplantation, wenn diese aus medizinischen Gründen nicht indiziert ist.
Auf eine Million Deutsche kommen derzeit nur gut zehn Organspender. Aktuell gilt in Deutschland die Willensbekundung. Das bedeutet, wer nach seinem Tod anderen Menschen durch die Organspende das Leben retten will, muss dies vorher ausdrücklich schriftlich dokumentieren; idealerweise durch den Organspendeausweis (erhältlich u.a. beim Hausarzt, in Apotheken und unter www.organspende-info.de).
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News • Transplantationsmedizin
Organspende: Entschluss zu Lebzeiten erhöht Bereitschaft bei Angehörigen
Welchen Einfluss hat ein Entschluss zu Lebzeiten auf die Entscheidung für eine Organspende? Transplantationsbeauftragte werteten in einer Studie die Zustimmungsrate von Angehörigen aus.
Wenn kein Organspendeausweis vorliegt, werden meist die Angehörigen um Erlaubnis gefragt, ob die lebensrettenden Organe entnommen werden dürfen. „Leider besteht bei den Angehörigen oft Unsicherheit darüber, wie der oder die Verstorbene entschieden hätte. Deshalb entscheiden sich viele vorsichtshalber dagegen. Daher ist es wichtig, dass sich jeder selbst einmal über das Thema Gedanken macht und sich eine eigene Meinung bildet“, meint DGK-Präsident Thiele.
In vielen europäischen Ländern gilt bereits die Widerspruchslösung. Dabei sind potenziell alle Menschen grundsätzlich Organspenderinnen und -spender, es sei denn, sie haben sich zu Lebzeiten ausdrücklich dagegen entschieden. Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach plädierte im Januar 2023 bereits dafür, über die Einführung der Widerspruchslösung in Deutschland erneut abstimmen zu lassen. Eine erste Abstimmung im Jahr 2020 war gescheitert.
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News • Chirurgenverband zu Organspende
DGCH: Nein zu Widerspruchslösung "eine vertane Chance"
Die Mehrheit der Bundestagsabgeordneten hat den Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Jens Spahn zur Einführung der doppelten Widerspruchslösung in der Organspende nach intensiver Debatte abgelehnt – obwohl in der deutschen Bevölkerung in aktuellen Umfragen eine Zustimmungsquote von fast 70 Prozent für die Widerspruchslösung erreicht wurde.
Thiele: „Die Nationale Herz-Allianz unterstützt das Vorhaben von Prof. Lauterbach, die Widerspruchslösung in Deutschland zu etablieren. Es ist die wesentlich menschlichere Lösung, denn sie stellt das Leben in den Vordergrund des Denkens und nicht den Tod. Jedes gespendete Organ ist ein potenzieller Neuanfang für ein schwerkrankes Kind, oder eine Mutter oder einen Vater, die vielleicht sonst keine Chance auf Überleben hätten.“
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung
03.06.2023