Nicht neu, aber immer wieder gerne gehört: Ostereier können die Gesundheit fördern
Neue Groß-Untersuchung deutscher Forscher zeigt: Schokolade senkt den Blutdruck und mindert das Risiko von Herzerkrankungen
Ostereier und insbesondere Schokolade mit hohem Kakaoanteil können, in kleinen Mengen konsumiert, die Gesundheit fördern. Das ist das Ergebnis einer Studie, die am 31. März 2010 im European Heart Journal, einer Zeitschrift der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie, veröffentlicht wurde [1]. Sie belegt, dass ein kleines Stück Schokolade pro Tag den Blutdruck senken und Herzerkrankungen vorbeugen kann.
Deutsche Forscher untersuchten im Rahmen einer Studie 19.357 Testpersonen im Alter von 35 bis 65 Jahren über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren. Dabei fanden sie heraus, dass Personen, die mehr Schokolade aßen (durchschnittlich 7,5 Gramm pro Tag) einen niedrigeren Blutdruck und ein um 39 Prozent geringeres Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen aufwiesen als Menschen, die durchschnittlich nur 1,7 Gramm Schokolade pro Tag zu sich nahmen. Der Mengenunterschied zwischen den beiden Testgruppen beträgt sechs Gramm Schokolade – das entspricht weniger als einem Stück einer 100-Gramm-Tafel.
„Bei den Menschen, die am meisten Schokolade zu sich nahmen, war das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen um 39 Prozent geringer als bei den Menschen, die am wenigsten Schokolade aßen“, sagt Forschungsleiter Dr. Brian Buijsse vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIFE), Potsdam-Rehbrücke. „Von den Personen, die am wenigsten Schokolade zu sich nahmen, erlitten 219 pro 10.000 einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Würde diese Testgruppe ihren Schokoladenverbrauch um sechs Gramm pro Tag steigern, ließe sich die Anzahl von Herzinfarkten und Schlaganfällen über einen Zeitraum von ca. zehn Jahren um 85 verringern. Überträgt man das um 39 Prozent geringere Risiko auf die Gesamtheit der Bevölkerung, könnte die Zahl der vermeidbaren Herzinfarkte und Schlaganfälle sogar noch höher sein, da das absolute Risiko in der Gesamtheit der Bevölkerung größer ist.“ [2]
Flavanole im Kakao sorgen für positive Auswirkungen auf Blutdruck und Herz-Gesundheit
Obwohl es noch weiterer Untersuchungen bedarf, gehen die Forscher davon aus, dass Flavanole im Kakao für die positiven Auswirkungen auf den Blutdruck und die Gesundheit des Herzens sorgen. Dunkle Schokolade ist daher aufgrund des höheren Kakaoanteils gesünder. „Wir glauben, dass Flavanole im Kakao für eine höhere Bioverfügbarkeit von Stickoxiden aus den Zellen an den Innenwänden der Blutgefäße, den vaskulären Endothelzellen, verantwortlich sind”, so Dr. Buijsse. „Stickoxid ist ein Gas, das bei seiner Freisetzung die feinen Muskelzellen der Blutgefäße erweitert und so den Blutdruck senken kann. Außerdem beeinflusst es die Blutplättchen und schützt das vaskuläre Endothel vor weißen Blutkörperchen.“
Allerdings weist Dr. Buijsse darauf hin, dass der Verzehr von Schokolade die Kalorienaufnahme nicht erhöhen sollte und kein Ersatz für eine gesunde Ernährung ist: „Kleine Mengen von Schokolade können helfen, Herzerkrankungen vorzubeugen. Jedoch nur, wenn sie andere kalorienreiche Nahrung wie Snacks ersetzen und so das Körpergewicht nicht beeinflussen.“
European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)
Die Testpersonen unterzogen sich im Rahmen der Potsdamer Teilstudie der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) zwischen 1994 und 1998 zahlreichen medizinischen Voruntersuchungen, darunter Messung des Blutdrucks, der Größe und des Gewichts. Zudem mussten sie Fragen zu ihrer Ernährung, ihrem Lebensstil und ihrem Gesundheitszustand beantworten. Die Testpersonen wurden gefragt, wie oft sie eine 50-Gramm-Tafel Schokolade aßen, und ob sie eine halbe, eine ganze, zwei oder drei Tafeln verzehrten. Bei dieser Frage mussten die Studienteilnehmer nicht angeben, ob es sich dabei um weiße, dunkle oder Milchschokolade handelte. 1.568 der Befragten wurden hingegen aufgefordert, ihren Schokoladenverzehr in einem Zeitraum von 24 Stunden darzulegen und dabei auch die Schokoladensorte zu nennen. Dies ermöglichte eine Prognose der Verteilung in der Gesamtgruppe. Von den 1.568 Befragten aßen 57 Prozent Milchschokolade, 24 Prozent dunkle und 2 Prozent weiße Schokolade.
In Intervallen von 2 bis 3 Jahren erhielten die Studienteilnehmer bis Dezember 2006 regelmäßig Fragebögen, in denen sie angaben, ob sie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten hatten. Diese Informationen wurden anschließend anhand der von Ärzten und Krankenhäusern bereitgestellten Krankenakten überprüft. Todesbescheinigungen der innerhalb des Studienzeitraums verstorbenen Teilnehmer wurden herangezogen um festzustellen, ob Herzinfarkte und Schlaganfälle die Todesursache waren.
Die Forscher teilten die Testpersonen abhängig von ihrem Schokoladenkonsum in vier Gruppen ein. Die Gruppe mit dem höchsten Schokoladenkonsum (ca. 7,5 Gramm pro Tag) wies einen um 1 mm Hg (systolischer Wert) und 0,9 mm Hg (diastolischer Wert) niedrigeren Blutdruck auf als die Gruppe mit dem geringsten Schokoladenkonsum. [3]
„Da Schokolade deutliche Auswirkungen auf den Blutdruck zu haben schien, gingen wir von der Hypothese aus, dass der Verzehr von Schokolade das Risiko von Herzinfarkten und insbesondere von Schlaganfällen senken würde“, erklärt Dr. Buijsse. Und genau das belegt die Studie. In den acht Jahren der Studiendauer wurden 166 Herzinfarkte (24 mit Todesfolge) und 136 Schlaganfälle (12 mit Todesfolge) verzeichnet. Bei der Testgruppe mit dem höchsten Schokoladenkonsum war das Risiko von Herzinfarkten im Vergleich zur Gruppe mit dem niedrigsten Schokoladenkonsum um 27 Prozent und das Risiko von Schlaganfällen um 48 Prozent vermindert. Die Forscher ermittelten, dass Schokoladenkonsum vor Beginn der Studie für 12 Prozent der Risikominderung verantwortlich war. Während der Studiendauer sank das Risiko bei der Gruppe mit dem höchsten Schokoladenkonsum im Vergleich zur Gruppe mit dem niedrigsten um weitere 32 Prozent.
Auf die Kalorien-Bilanz achten und Gewichtszunahme vermeiden
„Angesichts der gesundheitsfördernden Wirkung von Kakao ist es natürlich verlockend, sich der Versuchung der Schokolade hinzugeben“, so die Autoren der Studie. Allerdings müssen die Ergebnisse der Untersuchung zunächst durch weitere Beobachtungs- und randomisierte Studien bestätigt werden, bevor Schokolade als Teil eines Ernährungsplans zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt wird.“
Im Namen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (European Society of Cardiology - ESC) betont Frank Ruschitzka, Professor der Kardiologie und Leiter der Abteilung für Herzerkrankungen/Transplantation im UniversitätsSpital Zürich (Schweiz): „Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass dunkle Schokolade mit einem Kakaoanteil von mindestens 70 Prozent oxidativen Stress reduziert und die Gefäß- und Blutplättchenfunktion verbessert. Allerdings muss auch bedacht werden, dass 100 Gramm dunkler Schokolade ca. 500 Kalorien enthalten. Daher sollten zur Vermeidung von Gewichtszunahme entsprechend viele Kalorien von der Ernährung abgezogen werden.“
Hinweise:
[1] „Chocolate consumption in relation to blood pressure and risk of cardiovascular disease in German adults.“ European Heart Journal. doi:10.1093/eurheartj/ehq068.
[2] Die Beispiele zum absoluten Risiko dienen nur dem besseren Verständnis, die Studie selbst ermittelte lediglich das relative Risiko.
[3] mm Hg = Millimeter Quecksilber (Maßeinheit für den Blutdruck); Systolisch = wenn sich die Muskulatur der Herzkammern zusammenzieht; Diastolisch = wenn die Muskulatur der Herzkammern erschlafft; Der normale Blutdruck eines gesunden Erwachsenen liegt bei 120/80.
07.04.2010