News • Transkranielle Hirnstimulation

Neuer Therapieansatz für Fatigue bei Multipler Sklerose

Wissenschaftler des Exzellenzclusters NeuroCure an der Charité – Universitätsmedizin Berlin konnten in einer Pilotstudie zeigen, dass eine Behandlung mit transkranieller Magnetstimulation (TMS) die Symptome der Fatigue, eines chronischen Erschöpfungszustandes, bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) deutlich reduziert.

Photo
Quelle: Pixabay/TheDigitalArtist

Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Neurology: Neuroimmunology & Neuroinflammation berichten, kann TMS eine sichere Therapieoption für MS-Patienten darstellen. Bis zu 90 Prozent der Betroffenen mit Multipler Sklerose klagen über eine erheblich belastende Fatigue. Dies ist eine unkontrollierbare Erschöpfung, die die beruflichen und sozialen Aktivitäten der Patienten stark beeinflusst und häufig zur Aufgabe der Berufstätigkeit führt. Ein großer Teil der Betroffenen mit MS benennt Fatigue sogar als eines der Symptome, das sie am meisten belastet. Bislang gibt es nur wenige Behandlungsmöglichkeiten und keine für diese Indikation zugelassene Pharmakotherapie. Die TMS hingegen wird seit Jahren in der Diagnostik und Therapie vielfältiger neurologischer und psychiatrischer Krankheitsbilder eingesetzt.

Bei der TMS-Behandlung konnten wir keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachten, daher ist die Verträglichkeit dieses nicht-invasiven elektrophysiologischen Verfahrens besonders hervorzuheben

Friedemann Paul

Das Forscherteam um Prof. Dr. Friedemann Paul am Klinischen Forschungszentrum des Exzellenzclusters NeuroCure (NCRC) hat nun gezeigt, dass sich die Symptome der Fatigue durch transkranielle Magnetstimulation signifikant bessern lassen. Den Schweregrad der Erkrankung ermittelten die Wissenschaftler hierbei anhand standardisierter Fragebögen sowie der Fatigue-Schweregrad-Skala („Fatigue Severity Scale“, FSS). Die Studienärzte behandelten in der aktuellen Untersuchung 33 Teilnehmer mit Fatigue dreimal wöchentlich für 20 Minuten sechs Wochen lang mit Magnetstimulation. Mittels einer Spule über dem Kopf der Patienten wird ein Magnetfeld induziert, das auf die Nervenzellen und ihre Verbindungen im Gehirn einwirkt. Eine Kontrollgruppe wurde mit einer Scheinstimulation behandelt.

„Bei der TMS-Behandlung konnten wir keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachten, daher ist die Verträglichkeit dieses nicht-invasiven elektrophysiologischen Verfahrens besonders hervorzuheben“, so Studienleiter Prof. Paul. Zudem ist bei der Behandlung ein neuartiger Spulentyp zum Einsatz gekommen, der speziell für dieses Forschungsvorhaben entwickelt wurde. Dieser ermöglicht eine gezielte Anregung von Gehirnregionen, die nach neuen Forschungsergebnissen maßgeblich an der Entstehung von Fatigue bei MS beteiligt sind. Eine Folgestudie soll nun an einer größeren Zahl von Studienteilnehmern die Wirksamkeit dieser Methode belegen und dazu beitragen, dass TMS zur Behandlung von Fatigue bei Multipler Sklerose im klinischen Alltag zur Anwendung kommt.


Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin

01.02.2018

Verwandte Artikel

Photo

News • MRT-Bilder als Grundlage für evidenzbasiertes Vorgehen

Multiple Sklerose: Erstmals klare Kriterien zur Therapieanpassung

Zeigt das MRT bei einem MS-Patienten innerhalb eines Jahres zwei oder mehr sichtbare Läsionen im Gehirn, sollte die Therapie intensiviert werden. Das belegt eine neue Multicenter-Studie.

Photo

News • Risikogene, neue Therapien, Subtypen-Forschung

Multiple Sklerose: 5 neue Erkenntnisse zu MS

Anlässlich des Welt-Multiple-Sklerose-Tags hat Experte Prof. Dr. Sven Meuth vom Universitätsklinikum Düsseldorf die 5 vielleicht wichtigsten Neuigkeiten aus der Forschung zusammengestellt.

Photo

News • Myelin in der Bildgebung

Neues MRT-Verfahren macht Multiple Sklerose sichtbar

Der Verlust der Myelinscheiden im Gehirn ist ein wichtiges Merkmal der MS. ​Forscher haben nun ein MRT-​Verfahren entwickelt, das den Zustand dieser Isolationsschicht genauer als bisher abbildet.

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren