Bildquelle: Unsplash/Elyas Pasban

News • Ohrgeräusche objektiviert

Nachweis für Tinnitus im Gehirn möglich

Mit auditiven Hirnstammreaktionen (ABR) haben Forscher des Karolinska Institutet und Decibel Therapeutics möglicherweise ein objektives Diagnoseinstrument zur Identifizierung eines konstanten Tinnitus entdeckt. ABR misst die Aktivität des Gehirns als Reaktion auf eine bestimmte Abfolge von Schallreizen.

Die Ergebnisse wurden jetzt im Journal of Clinical Investigation veröffentlicht

"Wir brauchen eine objektive Diagnosemethode für Tinnitus, um die Erkrankung der Betroffenen zu erkennen, sodass sie richtig behandelt werden können und um die Entwicklung neuer Therapien voranzutreiben", sagt Christopher R. Cederroth vom Karolinska Institutet. ABR könnte dies bald sein. "Unsere Forschungsergebnisse deuten auf einen kausalen Zusammenhang zwischen bestimmten Veränderungen in der neuronalen Aktivität des Gehirns und der Entwicklung eines konstanten Tinnitus hin." 

Schematic overview of swedisch tinnitus research project
Schematische Zusammenfassung des Swedish Tinnitus Outreach Project: Die auditiven Hirnstammreaktionen (Auditory brainstem responses; ABR) von dauerhaft Tinnitus-Betroffenen (rote Linie) unterschieden sich deutlich von denen nicht oder nur selten Betroffener (blaue Linie).

Bildquelle: Edvall et al., Journal of Clinical Investigation 2022 (CC BY 4.0)

Cederroth und sein Team haben 405 Personen untersucht, von denen 228 über Tinnitus klagten. Die ABR-Messergebnisse von Erkrankten unterschieden sich stark von denen der gesunden Probanden und auch von denen, die nur zeitweise störende Geräusche vernahmen. Zudem beobachteten die Forscher 20.000 Probanden mit konstantem und temporärem Tinnitus sowie Gesunde über einen längeren Zeitraum. Sie wollten so herausfinden, wie sich der Gesundheitszustand änderte. Wichtigstes Ergebnis: Menschen, die zeitweise unter Tinnitus leiden, haben ein hohes Risiko, dass sich die Geräusche im Ohr zu einer Dauerbelastung entwickeln. 

"Wir veröffentlichen unsere Ergebnisse, damit Menschen mit gelegentlichem Tinnitus sich der Risiken bewusst werden und die Chance haben, präventiv zu handeln", verdeutlicht Cederroth. Die Behandlungsmöglichkeiten seien allerdings in den meisten Fällen eng begrenzt. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann Patienten allerdings oft helfen, mit den Ohrgeräuschen besser zurechtzukommen und die Lebensqualität zu verbessern. 


Quelle: Karolinska Institutet/pressetext

28.01.2022

Mehr aktuelle Beiträge lesen

Verwandte Artikel

Photo

News • Anpassung des Gehirns an CI-Hörprothese

Hören mit Cochlea-Implantat: Auf dem Weg zu genauerer Diagnostik

Ein Cochlea-Implantat verbessert das Sprachverständnis – aber nicht bei jedem gleichermaßen schnell und gut. Forscher untersuchen nun, wie sich das Gehirn an das elektrische Hören anpasst.

Photo

Artikel • Demenz-Diagnostik verbessern

„Vaskuläre kognitive Beeinträchtigungen sind unterdiagnostiziert“

Die MRT ist ein gutes Werkzeug, um der Ursache einer Demenz auf die Spur zu kommen – doch es gibt noch Verbesserungspotenzial. Auf dem ECR-Kongress in Wien sprach Prof. Dr. Meike Vernooij vom…

Photo

News • Nanopore-Sequencing

Hirntumore bei Kindern: Bessere Diagnostik durch Liquid Biopsy

Ein Forscherteam unter Leitung des UKE in Hamburg entwickelt ein schonenderes Verfahren, um Hirntumore bei Kindern zu bestimmen. Dabei kommt die sogenannte Liquid Biopsy zum Einsatz.

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren