Moderne CT macht koronare Gefäße schonend sichtbar

Wie niedrig muss die Strahlendosis in der Computertomografie sein, um den Patienten schonend und gut behandeln zu können? Das Thema wird auch beim diesjährigen Röntgenkongress wieder heiß debattiert werden.

Dr. Michael Wucherer, den Leiter des Instituts für Medizinische Physik am...
Dr. Michael Wucherer, den Leiter des Instituts für Medizinische Physik am Klinikum Nürnberg

Schließlich arbeiten moderne CTs dank des medizintechnischen Fortschritts mit einer deutlich niedrigeren Strahlendosis als ältere Geräte. Ärztinnen und Ärzte sehen darin die Chance, ihre Patienten künftig noch schonender und zugleich zielgenauer behandeln zu können. Susanne Werner, European Hospital, befragte dazu Dr. Michael Wucherer, den Leiter des Instituts für Medizinische Physik am Klinikum Nürnberg.

Wird die CT andere diagnostische Verfahren verdrängen?
Dr. Wucherer: Die Anzahl der Untersuchungen mit CT wird in Zukunft auf jeden Fall weiter steigen und einige projektionsradiographische und insbesondere Durchleuchtungsverfahren werden verdrängt werden. Weltweit hat insbesondere bei der CT ein Umdenken eingesetzt, so dass Strahlenschutz an Bedeutung gewinnt. Die neueste Gerätetechnik wird sicher eine weitere Dosisreduktion pro Untersuchung ermöglichen. Auf Grund der schnellen und hoch informativen Diagnostik mittels CT versuchen immer mehr Krankenhäuser sehr frühzeitig diese Schnittbildgebung für die Therapieentscheidung einzusetzen. Die Anzahl der installierten Geräte wird weiter steigen.

Wie hoch ist denn die heutige Strahlendosis bei einer Untersuchung? Könnten Sie uns dazu Beispiele geben?
Dr. Wucherer: Die Effektive Dosis zahlreicher CT-Untersuchungen wird sich in dem Bereich 1 bis 10 Millisievert (mSv) und gegebenenfalls bei Verlaufskontrollen oder Hochkontrastdarstellung auch unter einem Millisievert einpendeln. Hochspannend ist hier zum Beispiel die Koronargefäßdarstellung mit CT, die von zum Teil mehr als 20 Millisievert in den Bereich von etwa einem Millisievert sinken wird.

Steigert sich mit dem Einsatz von CTs auch die Qualität der Behandlung?
Dr. Wucherer: Auf jeden Fall. In Studien wird zum Beispiel zurzeit belegt, dass Polytrauma-Patienten eine deutlich höhere Überlebenschance hatten, wenn sie unmittelbar nach dem Eintreffen im Krankenhaus mit einem Multizeilen-CT in weniger als 20 Sekunden untersucht werden. Aber auch die Früherkennung von Lungenkrebs kann künftig Hochrisiko-Personengruppen großen Nutzen bringen. Dies hängt entscheidend vom Alter und der Höhe des Zigarettenkonsums der betreffenden Personengruppe ab.

Beim Röntgenkongress haben Sie den Vorsitz zum Thema Strahlenexposition in der Herzdiagnostik. Welche Themen bestimmen hier die Debatten?
Dr. Wucherer: In der Herzdiagnostik gibt es nach wie vor zwei Ansatzpunkte, die jeweils Vor- und Nachteile haben. Die Herzkatheteruntersuchung bietet die Möglichkeit im direkten Anschluss an die Diagnose einer Koronarverengung eine Ballondilatation durchzuführen oder auch einen Stent zu setzen. Die Herzkatheteruntersuchung kann im Vergleich zu einer CT-Untersuchung jedoch sehr viel aufwendiger, langwieriger und auch für den Patienten belastender sein. Herzkathetermessplätze sind in den Kliniken zudem häufig stark ausgelastet. Für die Diagnostik wird in Zukunft die CT dosisparender als der Herzkatheter sein. Ich rechne damit, dass in Zukunft auch in diesem Bereich die Schnittbildgebung mit MR und CT wachsen wird, auch weil der Patient die CT-Untersuchung angenehmer empfindet.

Die CT-Untersuchung gilt als Methode der Wahl bei Schädel-Hirn-Traumata. Sind die Kliniken dazu entsprechend ausgestattet?
Dr. Wucherer: Ob eine CT-Untersuchung zum Beispiel beim Schädel-Hirn-Trauma die Methode der Wahl ist, kann sicher ein Radiologe besser beantworten als ein Medizinphysiker. Bei schweren Traumata mit neurologischer Symptomatik ist sicher ein Schädel-CT eine der wichtigsten Primäruntersuchungen. Die Strahlenschutzkommission (SSK) hat für solche Fragestellungen sehr hilfreich auch die Orientierungshilfe für bildgebende Verfahren herausgegeben. Aber es ist klar ersichtlich, dass auch kleinere Krankenhäuser dabei sind CTs in der Nähe ihrer Notaufnahme aufzustellen. Diesen Trend sehe ich skeptisch, da in diesen Häusern meist kein Radiologe sowie weiteres qualifiziertes Personal rund um die Uhr verfügbar ist und somit verstärkt mit Teleradiologie gearbeitet werden muss. Zum anderen steht oft in diesen Häusern – bezogen auf das genannte Beispiel - keine Neurochirurgie bereit.
 

31.05.2011

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