News • Habitate für pathogene Bakterien und Viren

Mikroplastik hilft Krankheitserregern beim Überleben

Mikroplastikpartikel überziehen sich mit einem Biofilm, in dem Krankheitserreger siedeln - Bakterien vor allem, aber auch Viren.

Zwei Plastikröhren mir Abwasserproben in einem Labor
Im Analyselabor zeigt sich: Abwasser ist oft mit Mikroplastik belastet

Bildquelle: Ingun Lund Witsø (CC-BY 4.0)

Das haben Forscher der Norwegischen Universität für Umwelt- und Biowissenschaften herausgefunden. Da die meisten Kläranlagen Mikroplastik nicht vollständig zurückhalten, können die Keime letztlich ins Trinkwasser gelangen und Krankheiten auslösen, warnt das Team um Ingun Lund Witsø. "Kunststoffe in Kläranlagen werden von mikrobiellen Biofilmen oder Plastisphären besiedelt, die Krankheitserreger wie Listeria monocytogenes, Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae und Acinetobacter spp. beherbergen können, die auch nach der Abwasserbehandlung noch vorhanden sind. Unsere Studie zeigt, dass Plastisphären möglicherweise zur Ausbreitung von Krankheitserregern aus behandeltem Abwasser beitragen, was eine Herausforderung für die Gesundheit und die Wiederverwendung von Wasser darstellt", so Witsø. 

Die Forscher veröffentlichten ihre Erkenntnisse im Fachjournal PLOS One.

Mikroplastik, das in Kläranlagen landet, ist vor allem Reifenabrieb von den Straßen. Dazu kommen Zusatzstoffe in Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Zahnpflegeprodukte (außer Zahnpasta), außerdem die Abwässer von Waschmaschinen, in denen sich Abrieb von Kunststofffasern befindet.

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Moderne Kläranlagen halten zwar mehr als 95% des Mikroplastiks zurück. Doch bei Starkregen reichen die Rückhaltekapazitäten meist nicht aus, sodass die Abwässer zeitweise ungeklärt in die Vorfluter entlassen werden - und damit das Mikroplastik. Es gelangt teilweise in Flüsse, die der Trinkwasserversorgung dienen. Zudem geriet Mikroplastik jahrzehntelang in Form von Klärschlamm auf landwirtschaftlich genutzte Böden, sodass es durch Auswaschung in Gewässer vordrang. 

Zumindest in den USA sind die Wasserwerke nicht in der Lage, Nanoplastik vollständig zu entfernen. Mithilfe einer Technik namens stimulierte Raman-Mikroskopie hat Wei Min, Biophysiker der Columbia University, im vergangenen Jahr Nanoplastik in Trinkwasser und selbst in stillem Wasser gefunden, das in Supermärkten verkauft wird. In Deutschland und anderen europäischen Ländern beteuern die Wasserwerke allerdings, dass ihr Leistungswasser plastikfrei ist. 


Quelle: PLOS/pressetext

11.11.2024

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