Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann

Artikel • Messe in schwierigen politischen Zeiten

Medica und Compamed ziehen medizinisches Fachpersonal und politische Prominenz an

Vom 13. bis 16. November wird die Messe Düsseldorf wieder zum Anziehungspunkt für medizinisches Fachpersonal aus der ganzen Welt. Mehr als 5.300 Unternehmen aus fast 70 Nationen werden auf der international führenden Medizinmesse Medica erwartet sowie 730 Unternehmen aus 39 Staaten auf der parallel stattfindenden Compamed, der internationalen Leitmesse für den Zulieferbereich der Medizintechnik-Industrie. Mit dabei sind zudem so viele Start-ups wie noch nie, eine neue Sonderschau für Entscheider aus dem Krankenhaus, und auch Prominenz stattet der Landeshauptstadt von NRW einen Besuch ab.

Artikel: Sonja Buske

Das Topthema in diesem Jahr ist künstliche Intelligenz (KI). Es zieht sich durch alle Erlebniswelten wie Labortechnik oder IT-Lösungen und wird nicht nur in Form von Produktneuheiten aufgegriffen, sondern auch durch Vorträge und Diskussionsrunden von und mit renommierten Experten. Einer von ihnen ist Bart de Witte, einer der weltweiten Spezialisten für den Einsatz von KI und digitale Transformation im Gesundheitswesen. 

KI spielt insbesondere auch bei Start-ups eine wichtige Rolle. Sie haben ihren großen Auftritt bei der 12. Medica Start-up Competition am zweiten Messetag und präsentieren neben Innovationen aus dem KI-Bereich auch Lösungen für die Labordiagnostik, Health-Apps und medizinische Robotik. Erstmals in diesem Jahr neu hinzugekommen ist die Kategorie Nachhaltigkeit.

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News • Themenkanal

Blickpunkt: KI in der Medizin

Künstliche Intelligenz soll menschliche Denkprozesse nachbilden und die Arbeit fast aller medizinischer Teilgebiete erleichtern. Doch was geht im Inneren eines KI-Algorithmus vor, worauf basieren seine Entscheidungen? Kann man einer Maschine gar eine medizinische Diagnose anvertrauen?

Politiker zeigen Gesicht

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst informiert sich am Messe-Mittwoch bei der neuen Sonderschau „Hospital of the future“ in Halle 12 über telemedizinische Versorgungsmodelle. Dabei geht es um konkrete Lösungen für telemedizinische Netzwerke innerhalb des klinischen Bereichs sowie an der Schnittstelle zum ambulanten Versorgungssektor. Für Entscheidungsträger aus dem Krankenhaus werden exklusive Rundgänge angeboten. Für Gesprächsstoff wird an den vier Tagen auch das Thema Ambulantisierung sorgen. Unternehmen zeigen Produkte und Services für die patientennahe Diagnostik und Behandlung, aber auch Telemedizin-Applikationen für eine optimale sektorübergreifende Vernetzung aller am Versorgungsprozess beteiligten Personen. 

Sportlich geht es hingegen bei der Medica Medicine and Sports Conference am 15.11. im CCD Süd zu.  Die beiden Sportler Timur Oruz (Hockeyweltmeister) und Daniel Engelbrecht (Ex-Fußballprofi) stellen sich den Fragen der Konferenzteilnehmer und berichten von ihren eigenen, sehr persönlichen Erlebnissen. So betreibt Oruz trotz Diabetes Typ 1 Hochleistungssport und Engelbrecht hat sogar mit implantiertem Defibrillator Profifußball gespielt.

Gedämpfte Stimmung aufgrund politischer Lage

Niemand weiß genau, was da eigentlich auf uns zukommt und wo wir in ein paar Jahren stehen werden. Ein qualitativ hochwertiges Arbeiten ist unter diesen Umständen nicht möglich

Michael A. Weber

Doch auch, wenn das Programm vielversprechend klingt, ist die Stimmung unter den Teilnehmern angesichts der aktuellen politischen Lage gedämpft. Im Rahmen einer Pressekonferenz im Vorfeld der Messe machte PD Dr. Michael A. Weber, Kongresspräsident des 46. Deutschen Krankenhaustages und Präsident des Verbands leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte (VLK) deutlich, dass die anstehende Krankenhausreform dafür sorgt, dass Kliniken aktuell kaum Investitionen vorantreiben. „Niemand weiß genau, was da eigentlich auf uns zukommt und wo wir in ein paar Jahren stehen werden. Ein qualitativ hochwertiges Arbeiten ist unter diesen Umständen nicht möglich.“ Er fordert daher von der Regierung ein Vorschaltgesetz zur finanziellen Sicherung der Krankenhäuser. 

Und das wird nicht das einzige Thema sein, mit dem sich Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann im Rahmen der Medica auseinandersetzen müssen. So stellt Marcus Kuhlmann, Leiter Fachverband Medizintechnik im Deutschen Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik (Spectaris) die Frage, ob sich Krankenhäuser nach der Reform überhaupt noch Medizinprodukte aus Deutschland leisten können. „Kliniken benötigen Geld, um die Digitalisierung umzusetzen und nachhaltiger zu werden. Die Länder kommen aktuell ihren Investitionsverpflichtungen nicht nach. Wie viel Geld bleibt denn am Ende noch übrig, um in neue Medizintechnik zu investieren?“, so Kuhlmann. Er sieht den Entwicklungs- und Produktionsstandort Deutschland in Gefahr, nicht zuletzt durch die stetig zunehmenden regulatorischen Hürden wie die MDR, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder umwelt- und datenschutzrechtliche Vorgaben. Er wünscht sich ein Verfahren, mit dem Bestandsprodukte, Orphan devices und Nischenprodukte, die ihre Sicherheit nachgewiesen haben, am Markt gehalten oder schneller auf den Markt kommen können.

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Fachkräftemangel beheben

Am Ende jedoch sind all diese Punkte hinfällig, wenn nicht das Problem des Fachkräftemangels gelöst wird, da ist sich Dr. Thomas Dietrich, Geschäftsführer des IVAM – Fachverband für Mikrotechnik, sicher. „Der Fachkräftemangel betrifft alle Bereiche, und aus eigener Kraft werden wir es in Deutschland nicht schaffen. Wir müssen die Einwanderung von qualifizierten Fachkräften fördern.“ 

Eine Messe wie die Medica kann im ersten Schritt dazu beitragen, neue Kontakte zu knüpfen. Dazu Dietrich: „Der persönliche Kontakt zum Aufbau neuer Geschäftsbeziehungen funktioniert nur auf Messen und nicht digital.“ 

Medica und Compamed sind Montag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

10.11.2023

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