Hand in blauem Gummihandschuh entnimmt Blutprobe aus einer Zentrifuge in einem...
Ziel des neuen Forschungsprojekts LUCAS ist es, unter anderem anhand von Blutanalysen Patienten zu identifizieren, die am meisten gefährdet sind, an Lungenkrebs zu erkranken und die deshalb am wahrscheinlichsten von einem Screening zur Früherkennung von Lungenkrebs profitieren würden.

Bildquelle: Universitätsmedizin Mainz; Foto: Peter Pulkowski

News • Projekt zur Früherkennung

Lungenkrebs-Screening: Start für Forschungsverbund „LUCAS“

Zum 1. Juli ist an der Universitätsmedizin Mainz das Projekt „LUCAS“ (LUng CAncer Screening: Minimizing harm and maximizing benefit) gestartet.

Ziel ist es, Patienten zu identifizieren, die am meisten gefährdet sind, an Lungenkrebs zu erkranken und die deshalb am wahrscheinlichsten von einem Screening zur Früherkennung von Lungenkrebs profitieren würden. LUCAS ist auf drei Jahre angelegt und wird mit insgesamt 1,1 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Beteiligt sind neben dem Universitären Centrum für Tumorerkrankungen Mainz (UCT Mainz) und dem Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, welches die Koordination des Forschungsverbundes übernimmt, sowie die Tiroler Privatuniversität UMIT Tirol.

Aufgrund der Verfügbarkeit der über viele Jahre gesammelten Daten und Bioproben sowie einer Fülle bereits vorhandener Biomarkerdaten aus den Vorarbeiten in unserem Verbund müssen wir nur wenige zusätzliche Blutuntersuchungen durchführen

Philipp Wild

Lungenkrebs ist in Deutschland mit etwa 45.000 Todesfällen pro Jahr die häufigste krebsbedingte Todesursache. Trotz der jüngsten großen Fortschritte in der Therapie bleibt die Prognose in fortgeschrittenen Krankheitsstadien schlecht. In frühen Stadien (Stadium I oder II) ist eine Heilung oft möglich. Da Lungenkrebs im Frühstadium in der Regel jedoch asymptomatisch verläuft, haben etwa drei von vier Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose bereits eine Erkrankung im fortgeschrittenen Stadium (Stadium III oder IV). 

Eine wirksame Früherkennung von Lungenkrebs könnte daher äußerst effektiv sein, um die Heilungschancen von Lungenkrebs zu verbessern. Das haben verschiedene Studien untermauert, in denen die Niedrigdosis-Computertomographie (LDCT) als präventive Untersuchungsmethode genutzt wurde. Basierend hierauf wurden in den USA LDCT-basierte Screening-Programme eingeführt und die Implementierung wird derzeit in verschiedenen europäischen Ländern, einschließlich Deutschland, in Betracht gezogen und evaluiert.

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„Gleichwohl muss der Nutzen des LDCT-Screenings sehr gut gegen potenzielle Schäden wie etwa falsch positive Befunde und die damit verbundenen Konsequenzen abgewogen werden“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Philipp Wild, Leiter Präventive Kardiologie und Medizinische Prävention am Zentrum für Kardiologie. Er ergänzt: „Um den Nutzen eines möglichen Screenings zu maximieren und den Schaden zu minimieren, ist es daher entscheidend, diejenigen Personen zu identifizieren, die am meisten gefährdet sind, an Lungenkrebs zu erkranken und die deshalb am wahrscheinlichsten von einem Screening zur Früherkennung von Lungenkrebs profitieren würden.“ 

„Im Grunde gilt es also, Screening-Angebote besser auf die am stärksten gefährdeten Personen auszurichten. Und genau hier setzt unsere neues Projekt LUCAS an“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Thomas Kindler, Leiter des UCT Mainz. 

Da es einen starken Zusammenhang zwischen dem Lungenkrebs-Risiko und dem Rauchen gibt, hat dieser Risikofaktor dabei natürlich eine besondere Bedeutung. Gleichwohl haben aktuelle Studien, unter anderem aus Mainz, gezeigt, dass dies nicht der einzige zu berücksichtigende Faktor ist. Vielmehr sind Personen mit dem höchsten Lungenkrebs-Risiko am besten durch eine Kombination von Informationen zu vorliegenden Risikofaktoren und speziellen Blutuntersuchungen identifizierbar – konkret eine Untersuchung mit Blick auf das Vorliegen bestimmter charakteristischer Eiweißstoffe und chemischer Veränderungen an der DNA, sogenannten proteomischen und epigenetischen Biomarkern. 

Um ein entsprechendes Risikoprofil ermitteln zu können, haben die an der LUCAS-Studie beteiligten Institutionen einen riesigen Datenschatz von beinahe 55.000 Personen zur Verfügung, auf den sie zurückgreifen können – konkret sind dies Daten und Bioproben einer der größten Populations-basierten Kohorten, der UK Biobank (UKB), sowie mit der Heidelberger ESTHER-Studie (DKFZ) und der Mainzer Gutenberg-Gesundheitsstudie (Universitätsmedizin Mainz) umfangreiche Daten von zwei großen deutschen bevölkerungsbasierten Kohorten. „Aufgrund der Verfügbarkeit der über viele Jahre gesammelten Daten und Bioproben sowie einer Fülle bereits vorhandener Biomarkerdaten aus den Vorarbeiten in unserem Verbund müssen wir nur wenige zusätzliche Blutuntersuchungen durchführen“, so Philipp Wild. „Bei diesen Biomarkeranalysen werden wir uns auf die aussagekräftigsten Proben konzentrieren, das heißt, auf Blutproben von Teilnehmenden, bei denen Lungenkrebs bereits diagnostiziert wurde, und auf Blutproben zufälliger Teilstichproben von Teilnehmenden der Zielpopulation eines potenziellen Lungenkrebs-Screenings, die keinen Lungenkrebs entwickelten.“ 

In den genannten Kohorten wurden bereits umfangreiche Erhebungen zum Auftreten und zu Todesfällen bei Lungenkrebs erfolgreich abgeschlossen – auch liegen umfassende Daten zu Risikofaktoren vor. „Zusammen mit weiteren geplanten Auswertungen und neuen Blutanalysen sind wir sehr zuversichtlich, ein valides Risikomodell etablieren zu können, das eine sehr gute Basis für ein zielgerichtetes Lungenkrebs-Screening bieten wird und somit Nutzen maximiert sowie Schaden minimiert“, so lautet das Fazit aller Beteiligten. 


Quelle: Universitätsmedizin Mainz

13.08.2024

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