
Bildquelle: Steinack & Gaisl / ERS
News • Läsionen am Lungenrand
Lungenkrebs: Roboter-Bronchoskopie findet selbst kleinste Tumoren
Hoffnung bei Lungenkrebs: Mit Robotik kleinste, schwer zugängliche Tumoren entdecken
Ein Forschungsteam des Universitätsspital Zürich konnte weltweit zum ersten Mal nachweisen, dass robotisch-assistierte Bronchoskopien bessere Resultate liefern als bisherige Methoden. Die Daten zeigen: Die Diagnoserate ist dreimal so hoch. Ihre Studie präsentierten Carolin Steinack und Thomas Gaisl erstmalig am European Respiratory Society-Kongress in Amsterdam, einem der größten Fachkongresse im Bereich der Lungenerkrankungen.

Bildquelle: Steinack & Gaisl / ERS
In einer klinischen Studie mit 78 Patienten untersuchten die Forschenden insgesamt 127 kleine Läsionen an den Rändern der Lunge, die oft schwer über die Atemwege zugänglich sind. Mit herkömmlichen Bronchoskopen war nur in 23% der Fälle eine Biopsie möglich. Das robotisch gesteuerte Bronchoskop mit integriertem CT-Scanner erreichte dagegen eine Erfolgsrate von über 84%. Selbst wenn die Standardmethode versagte, konnte mit dem Robotersystem in fast 93% der Fälle noch eine diagnostische Gewebeprobe gewonnen werden.
Die mithilfe von Robotik gefundenen Tumoren waren im Median nur 11 mm groß. "Jeder Zentimeter zählt", weiß Thomas Gaisl, Leiter des USZ-Forschungsteams: "Umso kleiner ein Tumor ist, umso höher die Heilungschancen. Mit jedem zusätzlichen Zentimeter verschlechtert sich die Prognose eines Patienten um etwa 10 Prozent."
Roboterunterstützte Bronchoskopien ermöglichen es, Tumore schon im frühen, heilbaren Stadium 1 zu diagnostizieren. Zuvor wurden diese oft erst im fortgeschrittenen Stadium 4 entdeckt, was die Heilungschancen und Überlebensrate deutlich verringerte. Die Technologie ermöglicht es Fachärzten nun, nahezu jeden Bereich der Lunge zu erreichen.

Bildquelle: Steinack & Gaisl / ERS
Am USZ steht die Technologie bereits seit 2024 im Einsatz, 600 Biopsien wurden damit durchgeführt. Der Nutzen für die Patienten ist riesig, wie Thomas Gaisl betont: "Diese Technologie ist enorm fortschrittlich, aber auch sehr teuer. Daher war es wichtig zu erforschen, dass sie tatsächlich bessere Ergebnisse liefert als die traditionelle Bronchoskopie. Bisher gab es keine direkten Belege dafür, dass sich die hohen Kosten auch in besseren klinischen Ergebnissen niederschlagen. Mit unseren Studienergebnissen können wir unsere Alltagserfahrungen aus dem USZ nun wissenschaftlich untermauern."
Seit Einführung dieser Technologie am USZ hat sich die Erstdiagnose von Lungenkrebs grundlegend verändert: Statt mehrheitlich Stadium IV werden seit 2024 vor allem heilbare Stadium-I-Fälle erstdiagnostiziert – in über 75% davon unter Einsatz des robotischen Systems.
Als nächstes wollen die Forschenden untersuchen, ob mit derselben Technologie die Diagnose und die Behandlung in einem Schritt kombiniert werden kann – zum Beispiel, indem ein Tumor biopsiert und anschließend direkt mit Radio- oder Mikrowellen zerstört wird.
Quelle: Universitätsspital Zürich
01.10.2025