Artikel • HCC-Diagnostik
LI-RADS leitet zum sicheren Befund
Zwar nimmt die Inzidenz des hepatozellulären Karzinoms (HCC) seit Jahren stetig zu, nach wie vor gehört die Diagnostik des HCC jedoch nicht zur täglichen Routine in radiologischen Praxen.
Bei der Beurteilung der Leber mittels CT oder/und MRT kommt es darum häufiger als bei anderen Krebsarten zu Unsicherheiten und Ungenauigkeiten in der Befundschreibung. Abhilfe kann hier die LI-RADS Klassifikation schaffen, die dem Befunder exakte Angaben zur Beurteilung der Leber an die Hand gibt.
„Auf den ersten Blick scheint die LI-RADS Klassifikation recht komplex zu sein, weshalb gerade jüngere Kollegen vor der Anwendung des Diagnose-Schemas zurückschrecken. Dabei ist das Gegenteil der Fall und die Befundkaskade führt in den meisten Fällen zur klaren Charakterisierung der Leberläsion, deren Klassifikation gemäß LI-RADS dem Onkologen aufgrund der objektiven und eindeutigen Befundbeschreibung die Arbeit erheblich erleichtert“, weiß PD. Dr. Thorsten Persigehl, Leitender Oberarzt der Radiologie an der Uniklinik Köln. In seinem Vortrag auf dem diesjährigen RadiologieKongressRuhr wirbt er darum ganz gezielt für die Anwendung der LI-RADS Klassifikation und der strukturierten Befunderstellung.
Eindeutige Klassifizierung durch objektive Kriterien
Eingesetzt wird die LI-RADS Klassifikation bei Risikopatienten, beispielsweise Patienten mit Leberzirrhose, nichtalkoholischer Fettleberhepatitis und Hepatitis-B- oder C-Infektionen. Dort wird LI-RADS zur Erstbeurteilung und zum Follow-Up von unklaren Läsionen verwendet. Sobald bildmorphologisch HCC diagnostiziert wurde, erfolgt das weitere Therapiemonitoring gemäß der HCC-spezifischen mRECIST Kriterien. Treten jedoch unter Therapie neue Läsionen auf, erfolgt die Diagnostik erneut auf Basis von LI-RADS. Dieser von dem American College of Radiology (ACR) entwickelte Algorithmus nimmt eine Unterteilung in fünf Kategorien vor, der LI-RADS Score reicht dabei von LR-1 (sicher benigne) bis LR-5 (definitiv ein Tumor). Reichert die Läsion beispielsweise sehr stark arteriell an, weist ein spätes Washout auf und besitzt eine gewisse Größe, wird sie zumeist eindeutig gemäß der LI-RADS Klassifikation der Kategorie LR-5 als HCC zugeordnet, womit auch eine weitere histologische Verifikation in den meisten Fällen überflüssig wird.
Mehr Sicherheit durch einheitliche Befunde
Durch die Klassifizierung mittels der eindeutig definierten LI-RADS Features werden die Unsicherheiten bei der Interpretation der CT- oder MRT-Bilder deutlich reduziert, so dass auch Radiologen mit einem geringeren Erfahrungsschatz im Bereich der Leberbefundung eine sichere Befundung durchführen können. Denn selbst bei schwierigen Grenzfällen, bei denen Erfahrung fraglos von Vorteil ist, bietet die LI-RADS Klassifikation zusätzliche Unter-Kriterien (Ancillary Features), die der Radiologe zur Befundung heranziehen kann und die zusätzliche Sicherheit geben. Trifft ein Ancillary Feature zu, erhöht oder verringert dies den LI-RADS Score, je nachdem ob es die Wahrscheinlichkeit für Malignität vergrößert. „Natürlich gibt es aber immer wieder auch Grenzfälle, die keine eindeutige Aussage zulassen, das sind aber wirklich Ausnahmen. Wenn die Scheu vor dem Neuen erst einmal überwunden ist, bietet die LI-RADS-Klassifizierung eine wertvolle Befundmethode, die durch einheitliche Terminologie und objektive, klar definierte Kriterien wesentlich zu einer verbesserten Befunderstellung beitragen kann“, bekräftigt PD Dr. Thorsten Persigehl.
Profil:
Dr. Thorsten Persigehl ist seit 2015 leitender Oberarzt am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Köln, wo er zuvor drei Jahre als Oberarzt im Institut und der Poliklinik für Radiologische Diagnostik tätig war. Das Studium der Humanmedizin absolvierte der 42-jährige an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität in Bonn und anschließend an der Westfälischen-Wilhelms Universität Münster, wo er auch 2009 seine Anerkennung zum Facharzt für Radiologie erhielt. 2010 und 2011 verbrachte er an der Columbia University, New York, USA. Seit 2013 ist Thorsten Persigehl aktives Mitglied in der Deutschen Röntgengesellschaft und engagiert sich dort in der AG Onkologische Bildgebung, wo der er die Verantwortung für das Gebiet “Strukturierte onkologische Befundung“ trägt. Auf dem diesjährigen RadiologieKongressRuhr erhält der Radiologe den Preis für den besten Vortrag im Ärzte-Programm 2015.
Veranstaltungshinweis:
Raum: Congress-Saal
Donnerstag, 03.11.2016, 14:10-14:45 Uhr
LI-RADS
Thorsten Persigehl, Köln
Session: Onkologie (mit TED)
02.11.2016