Artikel • Leber

Bessere Differenzierung durch die MRT

Jeder Facharzt hat in seiner theoretischen und praktischen Ausbildung die Bildgebung der Leber erlernt. Doch in der beruflichen Praxis bleibt dieses Wissen nicht immer präsent, denn abhängig von der Spezialisierung und Größe einer Abteilung oder Praxis variiert die Anzahl der Leberläsionen, die der Radiologe zu sehen bekommt.

Darstellung einer FNH in der MRT mit flächiger Kontrastmittelanreicherung und typisch hyperintenser Signalintensität in der leberspezifischen Phase.
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Priv.-Doz. Dr. Lale Umutlu, Oberärztin am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Uniklinik Essen.

Am Universitätsklinikum Essen besteht dank der Kooperation der Radiologie mit der gastroenterologischen und endokrinologischen Abteilung eine große Expertise auf diesem Gebiet. Priv.-Doz. Dr. Lale Umutlu, Oberärztin am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Uniklinik, gibt in ihrer Case-based Review eine gute Übersicht über die verschiedenen diagnostischen Möglichkeiten bei Lebertumoren.

„Die meisten Lebertumoren, die man inzidentell sieht, sind primär Leberzysten oder gutartige Tumoren. Der häufigste maligne Tumor sind Metastasen und erst danach kommen, epidemiologisch gesehen, primäre lebereigene Tumoren wie das hepatozelluläre Karzinom (HCC). Die meisten Läsionen sind gutartig, viele Menschen haben Leberzysten oder Hämangiome und wissen es gar nicht. Da diese Leberläsionen ein extrem niedriges Entartungsrisiko haben, ist es zwar gut zu wissen, dass man welche hat, es birgt aber keine therapeutische Konsequenz“, erklärt die Oberärztin aus Essen. 

HCC ist also absolut gesehen ein relativ seltener Tumor. In Essen werden viele dieser Patienten diagnostiziert, weil das radiologische Institut in Kooperation mit der Nuklearmedizin und der Gastroenterologie auch interventionelle Therapien wie TACE und SIRT anbietet. Im normalen Krankenhaus sieht man diese Patienten hingegen seltener. Die häufigsten malignen Tumoren, nämlich die Lebermetastasen, werden oftmals beim Staging entdeckt. Es liegt also ein anderer Primarius vor und bei der Staging-Untersuchung – häufig im CT – werden dann die Metastasen entdeckt.

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Darstellung eines Hämangioms in der CT mit initial peripher-nodulärer Kontrastmittelanreicherung und zunehmend zentripetaler Anreicherung sowie Pooling-Effekt im Verlauf der Dynamik.

Die erste Diagnostik der Leber erfolgt jedoch durch den Hausarzt mit Ultraschall, zum Beispiel im Rahmen eines Check-ups. Wenn es dabei Auffälligkeiten gibt, wird eine CT durchgeführt, weil sie verfügbarer und kostengünstiger als eine MRT-Untersuchung ist. „Die MRT ist aber signifikant besser für die Leberdiagnostik, weil sie einen besseren Weichteilkontrast hat, sodass auch kleinste Läsionen, zum Beispiel in der Fusion, besser und auch viel häufiger erkannt werden können“, stellt Umutlu klar.

Im Vergleich zur CT bietet die MRT bessere Differenzierungsmöglichkeiten. Im CT sei ein HCC zwar oftmals sichtbar, aber viele dieser Karzinome könnten hier nur schwer abgegrenzt werden. Die Leber ist mäßig grau und wird nach Kontrastmittelgabe nur etwas heller. Dr. Umutlu: „Meistens reicht der Kontrast nicht aus, um den Unterschied zwischen Tumor- und gesundem Gewebe zu erkennen. Im MRT hingegen gibt es unterschiedliche Sequenzen, mit denen ein mögliches HCC und Metastasen viel besser detektierbar sind, einfach durch den inhärent größeren Weichteilkontrast. Hier ist die MRT das überlegene Verfahren und sie wird auch sehr häufig angewendet.“ Meistens werden dafür 1,5-Tesla-Geräte genutzt, die bei einem guten Gerät nach Ansicht von Dr. Umutlu auch völlig ausreichend sind. Die 3-Tesla-Technologie kann zwar manchmal hinsichtlich der Auflösung helfen, ist aber bei der Leber nicht unbedingt notwendig, wohingegen die Bildgebung mit 7 Tesla als schwierig gilt, weil es keine kommerziell erwerbbaren dedizierten Spulen für die Abdomendiagnostik gibt.

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Darstellung einer FNH in der MRT mit flächiger Kontrastmittelanreicherung und typisch hyperintenser Signalintensität in der leberspezifischen Phase.

Auch helfen leberspezifische Kontrastmittel zur Unterscheidung zwischen verschiedenen gutartigen Tumoren. „Wenn ein Patient mit unklarer Leberläsion angemeldet wird, helfen leberspezifische Kontrastmittel, besser zwischen einem Leberadenom und einer fokalen nodulären Hyperplasie (FNH) zu unterscheiden. Die Sensitivität der MRT ist sehr hoch, fast jede Läsion ist erkennbar, die Kontrastmittel helfen uns zu sagen, um welche Läsion es sich handelt, sie erhöhen somit die Spezifität, die diagnostische Aussagekraft. Da beide Läsionen sehr leicht verwechselt werden können, bietet sich eine Spätphasenuntersuchung – eine leberspezifische – an, bei der man wartet, ob das Kontrastmittel wirklich ausgeschieden wird oder nicht. Weil das Adenom eher einbluten kann, würde man hier schneller operieren als bei einer FNH, bei der man eher eine Verlaufskontrolle macht und nicht unbedingt operiert.“


Profil:
Priv.-Doz. Dr. Lale Umutlu ist Forschungsgruppenleiterin der klinischen Ultrahochfeldbildgebung und Oberärztin am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Essen. Nach dem Medizinstudium in Düsseldorf kam Priv.-Doz. Dr. Lale Umutlu 2006 zur Facharztausbildung in die Radiologie des Essener Universitätsklinikums. Im September 2010 erhielt sie ein einjähriges Forschungsstipendium für Kliniker (IFORES) zum Thema „Klinische Anwendung der 7-Tesla-Magnetresonanztomographie des Abdomens“, das die Basis der wissenschaftlichen Arbeit für ihre Habilitation im Juli 2013 darstellte.

Veranstaltungshinweis
Raum: Congress-Saal
Freitag, 30.10.2015, 17:45 Uhr
Leber: Case-based Review aus Essen
Lale Umutlu, Essen
Session: Leber

27.10.2015

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