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Künstliche Moleküle imitieren die DNA
Künstliche Moleküle können nicht nur die Strukturen ihres biologischen Modells nachahmen, sie können sogar ihre Funktionen übernehmen und ihnen Konkurrenz machen.
Zu diesem Ergebnis kamen Forscher des CNRS, des Inserm und der Universität Bordeaux. Sie schufen eine künstliche Sequenz, die zum ersten Mal die Oberflächeneigenschaften der DNA nachahmt. Dieses künstliche Molekül ist in der Lage, die Aktivität mehrerer Enzyme zu blockieren, darunter die HIV Integrase, durch die der HI-Virus sein Genom in die Wirtszelle einschleust. Diese Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift Nature Chemistry veröffentlicht wurden, ebnen den Weg für neue pharmakologische Wirkstoffe, die auf der Hemmung der Interaktionen zwischen DNA und Proteinen basieren.
Obwohl das Design auf die Ähnlichkeit zur DNA abzielt, verdankt das Foldamer seine wertvollsten Eigenschaften gerade seinen Unterschieden zur DNA
Ivan Huc
Die DNA, zentrales Molekül der Lebewesen, ist Träger der Erbinformation. Sie hat die Form einer Doppelhelix, in der sich zwei komplementäre Nukleinsäure-Stränge unter der Ausbildung von Basenpaaren umeinander wickeln. Damit die Erbinformation gelesen und umgesetzt werden kann – oder im Gegenteil, um die Expression zu verhindern bzw. zu regulieren – tritt eine Vielzahl von Proteinen in Wechselwirkung zur DNA, z.B. „hängen“ sie sich an die negativen Ladungen an der Oberfläche. So z.B. die HIV Integrase, die virale DNA-Stränge in die menschliche DNA und die Topoisomerase 1 (ein Enzym, das Spannungen und Verdrillungen im DNA-Molekül vermeidet) einschleust.
Forschern des Instituts für Chemie und Biologie von Membranen und Nano-Objekten (CNRS / Universität Bordeaux/ Bordeaux INP), des Labors für Grundlagen der Mikrobiologie und Pathogenität (CNRS/Universität Bordeaux) und des Forschungsinstituts für Krebsforschung in Montpellier (INSERM/Universität Montepellier) ist es gelungen, helikoidale (spiralförmige) Moleküle künstlich herzustellen, die perfekt die Oberflächeneigenschaften der DNA-Doppelhelix nachahmen und insbesondere die Positionierung ihrer negativen Ladungen. Diese Moleküle sind Derivate von Foldameren – künstliche Makromoleküle, die sich schraubenförmig falten und nach einer Art Baukasten-Prinzip vielfach modellieren lassen (in diesem Beispiel einen einzelnen Helixstrang). Die Imitation ist so täuschend echt, dass diese Foldamere wie Köder auf einige Proteine wirken, die sich an die DNA binden, darunter die Topoisomerase 1 und die HIV Integrase. Die Forscher konnten zeigen, dass die Bindung der HIV Integrase an das Foldamer stärker war als an die DNA selbst. "Obwohl das Design auf die Ähnlichkeit zur DNA abzielt, verdankt das Foldamer seine wertvollsten Eigenschaften gerade seinen Unterschieden zur DNA", betont der Forscher Ivan Huc
Diese DNA-Imitate ebnen den Weg für noch unerforschte Ansätze zur Unterdrückung der Interaktionen zwischen DNA und Proteinen und könnten zur Entwicklung neuer Medikamente beitragen.
Quelle: CNRS – französisches Institut für wissenschaftliche Forschung
19.04.2018