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News • Wichtige Erkrankungen ausgeklammert
Kritik an "Bikini-Medizin": Greift unser Bild von Frauengesundheit zu kurz?
Forschung im Bereich Frauengesundheit beschränke sich aktuell weitgehend auf die sogenannte "Bikini-Medizin", so das Fazit einer neuen Studie.
Der Fokus liege überproportional auf den reproduktiven Lebensjahren und hier vor allem auf der Schwangerschaft, während andere wesentliche Aspekte auf der Strecke blieben. So bemängelt die Studie des George Institute for Global Health, dass sich nur wenige wissenschaftliche Artikel mit den Hauptursachen von Krankheit und Tod bei Frauen befassen. Die Studie ist im Journal of Women's Health publiziert.
Trotz der zunehmenden Wahrnehmung der Unterschiede, wie Frauen Krankheiten erleben und welche Auswirkungen das auf die Diagnose und Behandlung haben kann, hat sich diese Forschungslücke laut der aktuellen Studie in den vergangenen zehn Jahren noch vergrößert. Laut der leitenden Wissenschaftlerin Laura Hallam beruht der Fokus auf der Bikini-Medizin auf der fälschlichen Annahme, dass die Gesundheit der Frauen sich nur in den körperlichen Bereichen von derjenigen der Männer unterscheidet, die von einem Bikini bedeckt werden.
Hallam betont auch, dass heute nichtübertragbare Krankheiten die führende Ursache für Tod und Beeinträchtigung in den meisten Ländern sind. Speziell betroffen sind Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
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Frauengesundheit im Fokus
Von der Gynäkologie zur Geburtshilfe, von Behandlungen bei Brustkrebs bis zur Forschung zur Menopause: Hier geht es um die besonderen medizinischen Bedürfnisse weiblicher Patienten.
Die Forscher haben Inhalte zu Gesundheit analysiert, die in sechs Gesundheitszeitschriften für Frauen und in fünf führenden allgemeinen medizinischen Journalen für die Jahre 2010 und 2020 vorkamen. Dabei wurden die Hauptthemen untersucht und das behandelte Alter. Diese Ergebnisse wurden mit den laut der Studie "Global Burden of Disease" führenden Krankheitsursachen bei Frauen verglichen. Dabei zeigte sich, dass 2010 mit 36% etwas mehr als ein Drittel der entsprechenden Artikel in beiden Zeitschriften sich mit der reproduktiven Gesundheit beschäftigten. 2020 erreichte dieser Anteil fast die Hälfte. Bei den Gesundheitszeitschriften für Frauen lag der Prozentsatz bei 49%, bei den allgemeinen Gesundheitsjournalen bei 47%. Gleichzeig nahm in beiden Arten von Publikationen der Anteil der Inhalte zu nichtübertragbaren Krankheiten ab.
2010 und 2020 war Krebs mit etwas mehr als 40% bei Weitem das am häufigste in Gesundheitszeitschriften für Frauen behandelte Thema. Darauf folgten psychische Erkrankungen und Drogenmissbrauch mit 22%. Auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen entfielen nur etwas mehr als 15%. Bei den allgemeinen medizinischen Zeitschriften entfiel mit 51,5% etwas mehr als die Hälfte der Artikel zu nichtübertragbaren Krankheiten bei Frauen auf Krebs. Darauf folgten Erkrankungen der Nerven und des Nervensystems mit 9,7%. Nur 7,5% erreichten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Krankheiten, Drogenmissbrauch und Erkrankungen von Muskeln und Knochen.
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Laut Hallam zeigt sich allgemein, dass viele Krankheiten, die bei Frauen auch tödlich verlaufen können, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle oder chronische Erkrankungen der Lunge, in Gesundheitsmagazinen für Frauen nur schlecht abgedeckt werden. Zudem behandeln die meisten Artikel entweder die Schwangerschaft oder die fertilen Jahre, so Hallam. Nur wenige Artikel beschäftigten sich jedoch mit den Wechseljahren. "Die Lebenserwartung von Frauen ist allgemein höher als jene von Männern, trotzdem verfügen Frauen über weniger gesunde Lebensjahre und einen höheren Anteil von Invalidität im Alter."
Quelle: George Institute for Global Health/pressetext
01.04.2022