Bildquelle: Universitätsklinikum des Saarlandes
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Wiederkehrende Kopf-Hals-Tumore: Studie prüft Therapie-Kombi
Die Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) untersucht erstmals in einer deutschlandweiten Studie eine neue Kombinationstherapie bei lokalen Rezidiven von Kopf-Hals-Tumoren.
Die Deutsche Krebshilfe fördert die multizentrische klinische Vergleichsstudie (RePaIr-HN) mit 2,6 Millionen Euro. Beteiligt sind insgesamt 20 kooperierende Kliniken und Zentren mit ihren Patienten. Es handelt sich weltweit um die erste Phase III-Studie mit diesem Therapieschema.
Diese Kombinationstherapie hat Vorteile: Die Bestrahlung tötet lokal Tumorzellen ab, welche im Sinne einer Impfreaktion die Wirkung der Immuntherapie verstärken können
Markus Hecht
Kopf-Hals-Tumore (genauer: Plattenepithelkarzinome des Kopfes und Halses, kurz HNSCC) sind weltweit die siebthäufigste Krebsart. Diese Tumore werden typischerweise mit Operation und/oder kombinierter Strahlen-Chemotherapie (Radiochemotherapie) behandelt. Tritt der Krebs nach einer initialen Behandlung erneut auf, kann eine Operation häufig nicht mehr durchgeführt werden, da die Tumore oft stark mit dem umliegenden Gewebe verwachsen sind oder eine Operation zu ausgedehnten Schluck- oder Sprachproblemen führen würde. In diesen Fällen ist eine erneute Bestrahlung mit gleichzeitiger Chemotherapie (Re-Radiochemotherapie) eine Behandlungsmöglichkeit oder alternativ eine Immuntherapie, gegebenenfalls in Kombination mit einer Chemotherapie.
„Wir möchten nun herausfinden, ob die Kombination von erneuter Radiochemotherapie und einer Immuntherapie, die in kurzem Abstand danach erfolgt, die bessere Option ist“, erläutert Prof. Dr. Markus Hecht, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS). „Diese Kombinationstherapie hat Vorteile: Die Bestrahlung tötet lokal Tumorzellen ab, welche im Sinne einer Impfreaktion die Wirkung der Immuntherapie verstärken können. Als Immuntherapie verabreichen wir den Antikörper Pembrolizumab, einen so genannten Immun-Checkpoint-Inhibitor, der das Immunsystem wieder in die Lage versetzt, effektiv Tumorzellen zu erkennen und zu bekämpfen.“
Lokalrezidive von Kopf-Hals-Tumoren sollten nur an erfahrenen Zentren behandelt werden. Neben der chirurgischen Therapie eröffnet die Studie unseren Patienten eine neue Therapieoption
Kolja Freier
Prof. Dr. Maximilian Linxweiler, der von Seiten der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des UKS involviert ist, ergänzt: „Die Krebsimmuntherapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren ist eine der bedeutendsten Neuentwicklungen in der Onkologie. Pembrolizumab wird bereits erfolgreich zur Behandlung von metastasiertem schwarzen Hautkrebs, Bronchialkarzinomen und Kopf-Hals-Tumoren eingesetzt. Es blockiert bestimmte Signalwege, die die Tumorzellen nutzen, um dem Immunsystem zu entgehen.“
Die Phase III-Studie mit der Bezeichnung RePaIr-HN wird von der Deutschen Krebshilfe über einen Zeitraum von acht Jahren mit insgesamt 2,6 Millionen Euro gefördert. Die Studie ermöglicht die Behandlung von insgesamt 214 Patienten mit rezidivierten Kopf-Hals-Tumoren. Untersucht wird zum einem die Überlebensrate, zum anderen aber auch das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten. Bei dieser multizentrischen Studie handelt es sich weltweit um die erste Phase III-Studie mit diesem Therapieschema.
„Lokalrezidive von Kopf-Hals-Tumoren sollten nur an erfahrenen Zentren behandelt werden. Neben der chirurgischen Therapie eröffnet die Studie unseren Patienten eine neue Therapieoption“, ergänzt Prof. Dr. Dr. Kolja Freier, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am UKS. Dabei arbeiteten die Kliniken innerhalb des Universitätsmedizinischen Tumorzentrums des Saarlandes (UTS) eng miteinander zusammen.
„Für uns ist es ein großer Erfolg, dass unsere Studie eine Förderung der Deutschen Krebshilfe erhält und zugleich ist es eine große Chance, in der Therapie von rezidivierten Kopf-Hals-Tumoren einen wichtigen Schritt nach vorne zu gehen“, erklärt Wiebke Pirschel, die Leiterin des Studiensekretariats der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des UKS. Sie wird mit zwanzig Kliniken und Zentren aus ganz Deutschland im Austausch stehen, um diese klinische Studie zu koordinieren, die Daten zu verwalten und die Ergebnisse auszuwerten. Unterstützt wird Pirschel dabei vom Klinischen Studienzentrum (CTC Saar) der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes.
„Solche neuartigen Therapiekonzepte können nur im Rahmen von klinischen Studien angeboten werden und sollten an einem Tumorzentrum mit entsprechender Erfahrung erfolgen“, betont der Strahlenexperte Prof. Dr. Markus Hecht. „Wir sind am UKS hervorragend mit den anderen Fachabteilungen vernetzt. Krebspatienten werden bei uns interdisziplinär betreut und können sicher sein, dass sie die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen beste Therapie erhalten.“
Quelle: Universität des Saarlandes
02.05.2024