Interview • Premiere im „Revier“

Herzlich willkommen zum ersten RadiologieKongressRuhr!

Nach einem Jahr intensiver Vorbereitung ist es endlich soweit: Mit dem RadiologieKongressRuhr findet erstmalig ein radiologisches Großereignis mitten im Revier statt. In der Zeit vom 23. - 25. Oktober bietet der RuhrCongress Bochum Radiologen aus ganz Nordrhein-Westfalen ein Forum für Fortbildung und Wissenstransfer.

Die beiden Kongresspräsidenten Prof. Lothar Heuser, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, und Prof. Michael Forsting, Universitätsklinikum Essen, freuen sich auf einen regen fachlichen Austausch und sehen den Kongress darüber hinaus als Plattform für eine aktive Netzwerkarbeit, wie sie im Gespräch mit RadiologieReportRuhr berichten.

RRR: Was erwartet die Besucher des ersten RadiologieKongressRuhr?

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Prof. Dr. Lothar Heuser, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum

Lothar Heuser: Zunächst mal war es uns wichtig, nicht nur die Ärzte fortzubilden, sondern auch das technische Assistenzpersonal, also diejenigen, die die Bilder letztlich erstellen. Darum wird es einen eigenen Themenblock MTRA-Fortbildung geben, der unter anderem Fragen aus der Mammographie, der Orthopädie und der Kardiologie beinhaltet.

Ganz generell gibt es in der Radiologie rasante Fortschritte, die einen kontinuierlichen Wissensaustausch nach sich ziehen. Das bezieht sich auf die technologischen und die medizinischen Entwicklungen. Denn liefert ein neues oder weiterentwickeltes System präzisere Bilder, dann erhalten wir Befunde, die wir zunächst einmal in Bezug auf ihre diagnostische Relevanz neu einordnen müssen. Genau an dieser Stelle möchten wir ansetzen und konzentrieren uns daher auf folgende Schwerpunkte:

portrait of michael forsting
Prof. Dr. Michael Forsting, Universitätsklinikum Essen

Michael Forsting: Mit dem gewählten Themenspektrum möchten wir sowohl den niedergelassenen als auch den klinischen Radiologen ansprechen. In der Radiologie sind Unterschiede im Behandlungsspektrum der beiden Gruppen kaum vorhanden.

Insofern glauben wir, dass ein Kongress wie dieser im Ruhrgebiet gut platziert ist. Durch die hohe Bevölkerungsdichte haben wir auch eine entsprechend große Zahl an Radiologen. Unser Interesse ist, all diese Radiologen auf den aktuellen Stand zu bringen, damit die Versorgung der Patienten flächendeckend garantiert ist. Das erfordert eine kontinuierliche Weiterbildung, zu der dieser Kongress einen Beitrag leisten soll.

RRR: Wie gut ist das Rhein-Ruhr-Gebiet aus radiologischer Sicht im deutschlandweiten Vergleich aufgestellt?

Michael Forsting: Herr Heuser hat in Bochum sehr früh einen CT der neuesten Generation installiert. Wir an der Uniklinik in Essen haben das erste PET-CT in Deutschland überhaupt aufgestellt sowie das erste 7-Tesla-Gerät für die interdisziplinäre klinische Forschung. Aus der Region kommen zudem hervorragende Forschungsergebnisse. Kurzum: Das Ruhrgebiet ist gut aufgestellt, sehr gut sogar.

RRR: Das Einzige, was es bisher nicht gab, war der entsprechende Rahmen, um diese Ergebnisse auch adäquat zu präsentieren. Gab diese Erkenntnis den Ausschlag für einen neuen Kongress?

Lothar Heuser: Die Idee zum RadiologieKongressRuhr ist vor etwa einem Jahr  geboren worden vor dem Hintergrund, dass ein regionaler Kongress für den Wissensaustausch unter der Kollegen aus Klinik und Praxis unbedingt notwendig ist.

Denn viele Radiologen aus der Region können aus Zeitgründen nicht jedes Jahr beispielsweise den Deutschen Röntgenkongress in Berlin besuchen. Man kann ja nicht für drei Tage die Praxis schließen oder die ganze Belegschaft einer radiologischen Abteilung beurlauben.

Mit dem Kongress möchten wir den Kollegen in Nordrhein-Westfalen die Möglichkeit geben, Fortbildung und Wissenstransfer "vor der eigenen Haustür" zu betreiben. Wir möchten kurze Wege schaffen. Da ist Bochum als Standort ideal, denn das Einzugsgebiet reicht ungefähr von Münster bis Köln, also auch über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus.

Ein weiteres Argument für einen solchen Kongress ist, dass wir die Vernetzung innerhalb der Region weiter ausbauen möchten. Unsere Kongressfakultät besteht darum auch aus Kollegen aller hier ansässigen großen Institute. Unser Ziel ist, eine intensivere Kommunikation und Zusammenarbeit zu fördern.

Ich glaube, die Zukunft der Radiologie liegt im Aufbau großer Netzwerke, in denen Expertenwissen gebündelt wird und so letztlich auch dem Patienten besser zugänglich gemacht wird

Michael Forsting

Michael Forsting: Die Radiologie ist ein klassisches Fach, das wachsen muss und wird. Weil es mittlerweile so spezialisiert ist, sollten die Spezialisten untereinander gut vernetzt sein. Ich glaube, die Zukunft der Radiologie liegt im Aufbau großer Netzwerke, in denen Expertenwissen gebündelt wird und so letztlich auch dem Patienten besser zugänglich gemacht wird. Das war früher natürlich schwieriger, weil man Röntgenbilder hin und her tragen musste. Dank der Digitalisierung fällt das weg: Der Befund entsteht nicht unbedingt an dem Ort, an dem das Bild gemacht wurde.

Lothar Heuser: Darüber hinaus würden wir auch gerne vermitteln, dass in unserer Region der Strukturwandel vom Bergbau zur Hochtechnologie in der Industrie wie auch in der medizinischen Versorgung längst vollzogen ist. Der Beweis sind die hohe Dichte an Universitäten und Fachhochschulen und zahlreiche Firmen, die medizinische Geräte, Instrumente und Implantate herstellen.

RRR: Wie war die erste Resonanz von Seiten der Besucher und der Industrie im Vorfeld des Kongresses?

Lothar Heuser: Sehr gut. Wir rechnen mit etwa 600 Teilnehmern, die Standplätze der Industrieausstellung sind ausgebucht. Wir sind überzeugt, dass der Kongress ein voller Erfolg wird.

Michael Forsting: Ich denke, unser Konzept, das auf wissenschaftlichen Vorträgen und Fortbildung beruht, wird aufgehen. Dazu kommen Industriesymposien und ein Aktualisierungskurs im Strahlenschutz. Wir haben eine gute Mischung mit einem hohen Praxisbezug, ein Konzept, das eigentlich die Bedürfnisse aller Beteiligten befriedigen sollte.

RRR: Vielen Dank für das Gespräch.

23.10.2008

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