News • Multiple-Sklerose-Symptomerkennung

KI in der MS-Diagnostik: Präzision statt Odyssee

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems, die oft mit einer langen Diagnosefindung verbunden ist.

Portraitfoto von Prof. Dr. Stephan Schmitz
Prof. Dr. Stephan Schmitz

Bildquelle: Radiologie Initiative Bayern 

Durch MS ausgelöste Symptome wie Sehstörungen, Taubheitsgefühle in Armen und Beinen können verschiedene Ursachen haben und führen nicht selten zu psychosomatischen Fehldiagnosen und falschen Therapieansätzen. In den vergangenen Jahren hat sich die Versorgung von MS-Patienten jedoch deutlich weiterentwickelt. Zwar ist die Krankheit nach wie vor nicht heilbar, doch moderne Therapien können den Verlauf deutlich verlangsamen. Ein entscheidender Baustein dabei: die präzise Verlaufskontrolle durch moderne Bildgebung – zunehmend unterstützt von künstlicher Intelligenz (KI). 

Auf MRT-Aufnahmen lassen sich entzündliche Herde im Gehirn und Rückenmark erkennen, die für MS typisch sind. „KI-Systeme können diese Läsionen heute zuverlässiger ausmessen und subtile Veränderungen identifizieren, die selbst einem erfahrenen Radiologen entgehen könnten", erklärt Prof. Dr. Stephan Schmitz, Facharzt für Radiologie in Aschaffenburg und führendes Mitglied der Radiologie Initiative Bayern. Für die Behandlung ist das von großer Bedeutung: Nur wenn kleinste Veränderungen frühzeitig erkannt werden, lässt sich die Therapie rechtzeitig anpassen. KI bietet dabei nicht nur eine höhere Genauigkeit, sondern auch eine enorme Zeitersparnis in der Befundung. „Wir sehen die Technologie als wertvolle Ergänzung, keineswegs als Ersatz. Die Entscheidung über Therapieanpassungen bleibt selbstverständlich stets in ärztlicher Hand", berichtet Prof. Dr. Schmitz. 

Portraitfoto von Prof. Dr. Tobias Saam
Prof. Dr. Tobias Saam

Bildquelle: Radiologie Initiative Bayern/Die Radiologie 

Doch so groß das Potenzial ist – im deutschen Gesundheitssystem wird der Einsatz von KI bisher kaum honoriert, kritisieren die Experten. Weder die gesetzliche noch die private Krankenversicherung sehen bislang eine angemessene Vergütungsmöglichkeit für diese Technik vor. „Es ist paradox: Wir haben Werkzeuge, die die Versorgung von chronisch Kranken verbessern und Folgekosten vermeiden könnten. Aber solange Untersuchungen mit KI nicht ausreichend vergütet werden, bleibt ihr Einsatz von Pilotprojekten oder besonders engagierten Praxen abhängig", kritisiert Prof. Dr. Tobias Saam, Facharzt für Radiologie und Vorsitzender der Radiologie Initiative Bayern. 

Die Hoffnung der Mediziner ist klar: Dass die Generation neuer MS-Patienten nicht erst eine diagnostische Odyssee durchstehen muss, bevor die richtige Diagnose gestellt wird und die geeignete Therapie erfolgen kann. Moderne KI-gestützte Diagnostik könnte dabei einen entscheidenden Beitrag leisten – wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. 


Quelle: Radiologie Initiative Bayern 

09.09.2025

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