Bakterieninfektion

Hauptansteckungsquelle nach Herz-OPs entdeckt

Die weltweit auftretenden Fälle schwerer Infektionen nach Herzoperationen gehen höchstwahrscheinlich auf die Verunreinigung von Temperaturregulierungsgeräten zurück, wie eine europäische Forschungsgruppe jetzt mit einer Studie nachwies.

Auch wenn mit der Studie eine der Hauptquellen für die Infektionen...
Auch wenn mit der Studie eine der Hauptquellen für die Infektionen identifiziert werden konnte, warnen die Beteiligten davor, die Suche nach weiteren Übertragungswegen einzustellen.
Quelle: Johan Swanepoel / Shutterstock

Das Mycobacterium chimaera kommt weltweit im Trinkwasser vor und ist grundsätzlich harmlos, es kann jedoch bei stark abwehrgeschwächten Patienten Lungenentzündungen verursachen. Dass das Bakterium auch schwere Infektionen an künstlichen Herzklappen und an der Hauptschlagader hervorrufen kann, wiesen Kliniker des UniversitätsSpitals Zürich und Forscher des Mikrobiologischen Instituts der Universität Zürich 2013 nach. Ihre Untersuchungen zeigten, dass das Mycobacterium chimaera in den Wassertanks von Temperaturregulierungsgeräten (Heater Cooler Units, HCU) der Herz-Lungen-Maschine vorkam und während der Operation über die Ventilatoren der Geräte verbreitet wurde. Wie die Bakterien in die Wassertanks gelangten, blieb jedoch unklar.

Bisher umfangreichste Studie zum Nachweis der Übertragungswege

Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene des UniversitätsSpitals Zürich und des Instituts für Mikrobiologie der Universität Zürich hat deshalb in einer europaweiten Studie die Verbreitung der Bakterien und die Übertragungswege weiter untersucht. Dafür wurden 250 Proben von 21 nach einer Herzoperation erkrankten Patienten aus der Schweiz, den Niederlanden, Deutschland und Grossbritannien mit molekulargentischen Methoden analysiert und verglichen. Weitere Proben stammten aus den Wassertanks der Temperaturregulierungsgeräte, aus der Luft in Operationssälen und von weiteren Quellen aus europäischen Spitälern sowie von den Produktionsorten zweier Gerätehersteller. Als Vergleichsmaterial dienten Proben von Patienten ohne herzchirurgische Eingriffe. In die Studie eingebunden wurden zudem bereits publizierte Gensequenzen von 12 weiteren Fällen aus Australien und den USA.

Gemeinsame Infektionsquelle

Beim Datenabgleich stellte sich heraus, dass die meisten Temperaturregulierungsgeräte und Patienten mit dem gleichen Bakterienstamm besiedelt waren, der auch am Produktionsort eines Geräteherstellers gefunden wurde. Dies bedeutet, dass die Geräte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit schon bei deren Herstellung mit dem Mycobacterium chimaera kontaminiert wurden. Zudem konnte dank der Studie das Verhalten des Bakteriums in der Umwelt und in den damit infizierten Patienten besser beschrieben werden. Auch wenn mit der Studie wohl eine der Hauptquellen für die Infektionen identifiziert werden konnte, warnen die Forscherinnen und Forscher davor, die Suche nach weiteren Übertragungswegen einzustellen. Die in der Studie ausgewerteten Daten weisen nämlich auch darauf hin, dass weitere, potenzielle Infektionsquellen noch nicht gänzlich ausgeschlossen werden können.


Quelle: UniversitätsSpital Zürich

15.07.2017

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