Geschichte der Kinderradiologie

Als Prof. Escherich, Ordinarius für Kinderheilkunde in Graz, 1897 weltweit das erste Röntgen in einem Kinderspital einrichtete, begann die Geschichte der Kinderradiologie.

Theodor Escherich
Theodor Escherich

1963 wurde die European Society of Paediatric Radiology (ESPR) gegründet, im selben Jahr konstituierte sich in Köln die Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Radiologie – zunächst im Rahmen der deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde. Daraus formierte sich die AG für Pädiatrische Radiologie e.V., die 1970 in Zürich zu der Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie (GPR) für die Kinderradiologie des gesamten deutschen Sprachraumes wurde. Während die Kinderradiologie in Deutschland 1987 und in der Schweiz 1990 als eigene Subspezialität anerkannt wurde, existiert in Österreich lediglich die AG Kinderradiologie im Rahmen der Österreichischen Röntgengesellschaft.

Die österreichische Kinderradiologie heute
In Österreich sind derzeit etwa 25 in der Kinderradiologie ausgebildete RadiologInnen aktiv. So gibt es eine strukturierte universitäre kinderradiologische Abteilung in Graz, zwei eigenständige kinderradiologische Primariate in Linz und Wien sowie weitere mehr oder weniger strukturierte kinderradiologische Einheiten in Klagenfurt, Innsbruck, Salzburg und Wien. Fünf der kinderradiologisch aktiven Radiologen sind habilitiert.

Die Kinderradiologie ist inzwischen verpflichtender Teil der Ausbildung zum Facharzt für Radiologie und Teilgebiet der 2002 gesetzlich eingeführten Facharztprüfung. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der GPR beauftragten wir über die AG Kinderradiologie der ÖRG eine Datenerhebung, die durch Literaturrecherche im Internet bei PubMed/ Medline und eigene Daten vervollständigt wurde. Seit der Jahrtausendwende können wir auf mehr als 400 Arbeiten mit kinderradiologischer Beteiligung verweisen, davon 202 mit kinderradiologischem Erst- oder Seniorautor. Insgesamt ergeben sich daraus bei einem durchschnittlichen Impactpunktewert von 1,8 – je nach Berechnungsart – kumulativ mindestens 200 Impactpunkte. Fotter ist Herausgeber eines kinderradiologischen Lehrbuchs, Riccabona hat deren vier verfasst. Weiters sind 61 Buchartikel mit österreichischen Kinderra diologInnen als Autoren erschienen. Neben der Organisation und Mitorganisation unzähliger Fortbildungen wurde 2001 der GPRKongress in Klagenfurt und 2010 in Graz ausgerichtet. Der European Course of Pediatric Radiology (ECPR) fand 2000 ebenfalls in Graz statt. Seit 15 Jahren organisieren wir jährlich eine Jahrestagung der AG Kinderradiologie der ÖRG.

Österreichische Kinderradiologen haben sich international eingebracht, als Präsident der ESPR (Fotter), 1. Vorsitzender der GPR (Riccabona), Vorstandsmitglieder der GPR (Sinzig, Weiß-Wichert) und haben durch Mitarbeit in zahlreichen Gremien und Arbeitsgruppen wesentliche Beiträge bei der Erarbeitung neuer Bildgebungsempfehlungen geleistet – wie die ESUR / ESPR Recommendations in Paediatric Uroradiology, Herzbildgebungsempfehlungen, Dokumentationsempfehlungen zum Ultraschall im Kindesalter. Vornehmlich die Grazer Kinderradiologen (Riccabona, Sorantin) engagieren sich in internationalen Netzwerken und Organisationen wie beim Central European Exchange Programm for University Studies (CEEPUS), WUS, Eurasia-Pacific UniNet, ESOR, ESPR, ESUR paediatric work group.

Diskussion und Zusammenfassung
Bezogen auf die Zahl der in Österreich tätigen KinderradiologenInnen ist der wissenschaftliche Output sowie die internationale Einbindung und Präsenz respektabel. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir kinderradiologischen Nachwuchs brauchen, um die für die Zukunft unerlässliche Forschung weiterzuführen, sowie die entsprechende kinderradiologische Lehre, Aus- und Weiterbildung zu garantieren.

Mit fehlender kinderradiologischer Präsenz wird für die Zukunft eine hochwertige Kinderund Jugendmedizin nicht zu gewährleisten sein. Dieser Verantwortung wird sich nicht nur die Kinderradiologie zu stellen haben, sondern die Radiologie als Gesamtfach

30.05.2014

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