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Gentherapie gegen Erblindung mit 600.000 $ gefördert

Die Foundation Fighting Blindness fördert Hendrik Scholl mit 600.000 US$, als Leiter von Forschungsarbeiten zur Entwicklung einer neuen Therapie mit dem Ziel, Erblindeten das Augenlicht zurückzugeben.

portrait of hendrik scholl
Hendrik Scholl

Credit: IOB.ch

Prof. Hendrik Scholl ist der klinische Leiter des Institute of Molecular and Clinical Ophthalmology Basel (IOB) und Gesamtleiter des Departements Ophthalmologie an der Universität Basel sowie der universitären Augenklinik in Basel. „Wir sind sehr glücklich über diese Forschungsgelder von der Foundation Fighting Blindness. Das Preisgeld hilft uns, die von uns entwickelte optogenetische Gentherapie an Zapfen-Lichtrezeptorzellen rascher in die Anwendung für Patienten zu bringen. Wir nutzen den Beitrag zur Beschleunigung der Vorbereitungen für unsere klinische Studie zur Wiederherstellung der Sehfähigkeit bei erblich bedingter Blindheit“, sagt Hendrik Scholl. 

Erblich bedingter Sehverlust ist weltweit ein Hauptgrund für Blindheit. Er ist sogar für mehr Fälle von Erblindungen bei der arbeitenden Bevölkerung in England verantwortlich als die diabetische Retinopathie, wie kürzlich erhobene Daten zeigen. In einer Umfrage in den USA bewerteten die Teilnehmenden eine Erblindung als für sie schlimmste vorstellbare Gesundheitsgefahr und größtmögliche Beeinträchtigung im täglichen Leben – noch vor Alzheimer und Krebs.

Bei einem signifikanten Teil erblicher Netzhauterkrankungen verlieren die Zapfen ihre natürliche Fähigkeit, Licht zu absorbieren und in Signal umzuwandeln. Sie sterben jedoch nicht ab, sondern verbleiben gewissermassen im „Tiefschlaf“ und die Verbindung und Fähigkeit zur Datenleitung von der Netzhaut zum Gehirn bleibt erhalten. „Wir arbeiten daran, diese Lichtrezeptoren zu reaktivieren und so die Erblindung rückgängig zu machen. Die neuartige Gentherapie entwickeln unsere Grundlagenforscher und Ärzte Hand in Hand. Sie ist einzigartig, weil sie unabhängig von spezifischen Mutationen ist, die den verschiedenen Formen erblicher Erblindung zugrunde liegen. Unsere Methode führt zudem potenziell zu besserer wiederhergestellter Sehfähigkeit im Vergleich zu anderen Ansätzen, weil wir unmittelbar auf die Lichtrezeptoren zielen, die am Anfang des Sehprozesses stehen und nicht auf Netzhautzellen, die spätere Schritte in der Datenübertragung ans Gehirn übernehmen“, erklärt Hendrik Scholl.

Erste Studien am IOB zeigen, dass bei etwa 15-20% erblindeter Patienten noch (schlafende) Zapfen vorhanden sein könnten. Forschende am IOB konnten zudem zeigen, dass Injektionen optogenetischer Proteine unter die Netzhaut die anvisierten Zapfen auch erreichen. Als Vektoren für die Gentherapie dienen Adeno-assoziierte Viren (AAV), deren Sicherheit und Wirksamkeit beim Menschen bereits gezeigt wurde. Solche Injektionen führten bei blinden Mäusen wieder zu Lichtempfindlichkeit und die Datenübertragung von der Netzhaut zum Gehirn wurde reaktiviert. „Das Preisgeld hilft uns, die weitere Entwicklung unserer Hauptkandidaten als Vektoren für eine bestmögliche Gentherapie zu beschleunigen. Wir verwenden es vor allem für präklinische Studien, die bereits weit fortgeschritten sind. Sie sind eine Voraussetzung für den Start der Anwendung beim Menschen im Rahmen der ersten klinischen Studie zur Umkehr von erblicher Erblindung durch Gentherapie bei Zapfen-Lichtrezeptorzellen. Wir rechnen damit, innerhalb von drei Jahren alle Vorbereitungen abgeschlossen zu haben, um dann unmittelbar die klinische Studie zu starten. Eine weltweite Multi-Center-Studie mit okulärer Bildgebung zur Identifizierung geeigneter Studienteilnehmer läuft bereits unter Leitung des IOB“, berichtet Hendrik Scholl.    

Über Optogenetik

Optogenetik ist eine spezielle Form der Gentherapie. Durch bakterielle lichtsensitive Proteine werden Zielzellen lichtempfindlich. Bei bestimmten Netzhautdegenerationen verlieren die Zapfen-Lichtrezeptoren in der Netzhaut ihre natürliche Lichtempfindlichkeit. Sie überleben aber in einer Art Tiefschlaf und lassen sich potenziell mittels Optogenetik reaktivieren. 


Quelle: Institute of Molecular and Clinical Ophthalmology Basel

29.04.2021

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