Forschung aus Österreich macht Krebspatienten Hoffnung
Salzburger Forscher entdecken neue Therapieformen für Haut- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs - Wiener Wissenschaftler lösen Rätsel um Wirkungsweise von Medikamenten zur Behandlung von Leukämie
Für Patienten mit weißem Haut- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs kommt Hoffnung für neue und effizientere Therapieformen aus Salzburg: Eine internationale Forschergruppe um den Molekularbiologen Fritz Aberger, Leiter des Fachbereichs für Molekulare Biologie an der Uni Salzburg, hat herausgefunden, dass diese Krebsarten durch das Zusammenwirken zweier bestimmter molekularer Signale verursacht werden.
Da es bereits Medikamente gibt, die die beiden Signale attackieren und hemmen, können diese zur Therapie herangezogen werden. Während eine häufige Form des weißen Hautkrebses (Basalzellkarzinom) sehr gut therapierbar ist, gilt der Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) als eine der aggressivsten und unheilbaren Tumorerkrankungen.
Eliminierung von Krebsstammzellen
Die Forscher beobachteten, dass das spezifische Zusammenwirken des "Hedgehog Signals" mit dem "EGF-Rezeptor-Signal" Tumorwachstum auslöst. Dagegen zeigte sich im Laborversuch an Mäusen, dass sich bei Ausschaltung des "EGF-Rezeptor-Signals" keine Tumore entwickelten, die zuvor durch das "Hedgehog-Signal" ausgelöst worden sind. Die Wissenschaftler schlagen daher vor, die bereits auf dem Markt befindlichen EGF-Rezeptor-Hemmer zusätzlich zur bisherigen medikamentösen Therapie einzusetzen, um eine möglichst effiziente Behandlung zu erzielen. Eine kombinierte Hemmung der beiden Signale kann die Krebsstammzellen eliminieren. Sie stellen zwar nur eine sehr kleine Tumorpopulation dar, gelten jedoch als besonders therapieresistent und werden für die Metastasenbildung und Rückfälle der Patienten verantwortlich gemacht.
Grundlagenforschung unterstützt klinische Therapie
Das Wissen über die Wechselwirkung der beiden Signale führte außerdem zur Entdeckung neuer molekularer Ziele von Medikamenten (Drug-Targets). Mit den Ergebnissen dieser Grundlagenforschung wollen die Wissenschaftler nun in die klinische Therapie eintreten. Für die meisten dieser Targets gibt es bereits Medikamente, die für die Therapie am Menschen auch zugelassen sind oder die sich in der Zulassungsphase befinden. Ausgehend von den neuen Daten müssen also die vorhandenen Medikamente in der richtigen Weise kombiniert werden.
Wien: Wirkungslose Blutkrebstherapie führt zu Forschung für neue Medikamente
Ein Forscherteam unter der Leitung von Veronika Sexl vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna) und Giulio Superti-Furga vom Forschungszentrum für molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (CeMM) untersuchte die Wirkung eines neuen Therapieansatzes gegen eine häufig auftretende Form der Leukämie, der chronischen myeloischen Leukämie (CML). Die neuen Medikamente gegen diese Form von Blutkrebs erwiesen sich jedoch als wirkungslos. Dennoch gewannen die Forscher neue und erstaunliche Erkenntnisse darüber, wie Leukämiezellen ihre Signalnetzwerke verändern. Die völlig unerwarteten Ergebnisse der Studie eröffnen jetzt Wege zur Entwicklung neuer Therapieformen.
Ursache für Resistenz entschlüsselt
Die Mehrheit von CML-Patienten spricht sehr gut auf die Behandlung mit so genannten Tyrosinkinasehemmern an. Mit zunehmender Krankheitsdauer kommt es jedoch vor, dass die Patienten Resistenzen entwickeln und auf den Medikamente-Wirkstoff nicht mehr ansprechen. Auf der Suche nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten konzentrierten sich jüngste Forschungen auf ein bestimmtes Enzym, die so genannte JAK2-Kinase. Durch die Hemmung von JAK2 sollte das STAT5-Protein, ein Schlüsselfaktor der Leukämie-Entstehung, gezielt ausgeschaltet werden und damit die Leukämie gestoppt werden können.
Die Untersuchungen des Teams von Veronika Sexl und Giulio Superti-Furga mit transgenen Mausmodellen kamen wider Erwarten zu der Erkenntnis, dass die JAK2-Kinase am CML-Krebsgeschehen nicht entscheidend beteiligt ist. Bei Patienten, die spezifische Resistenzen entwickelt haben, ist daher auch durch JAK2-Hemmer kein Therapieerfolg zu erwarten. Giulio Superti-Furga dazu: „Diese Ergebnisse schaffen eine mögliche neue Ausgangsbasis für die Forschung zur Entwicklung neuer Behandlungsstrategien bei therapieresistenten CML-Patienten.“
„Wir müssen uns auf die Entwicklung von STAT5-Hemmern konzentrieren“, ergänzt Sexl. Das Team um Sexl und Superti-Furga zeigten in ihrer neuen Studie zudem, dass das sogenannte BCR-ABL-Enzym das STAT5-Protein direkt aktivieren kann. Eine weitere unerwartete Erkenntnis: Interessanterweise sprechen Leukämiezellen doch auf einige der JAK2-Hemmer an. Dies passiert aber durch die direkte Hemmung des BCR-ABL-Enzymes selbst. Damit stellt sich BCR-ABL als bisher unbekanntes zusätzliches Zielmolekül für JAK2-Hemmer heraus.
10.02.2012