Forschen zur Herzrhythmusüberwachung bei Schlaganfall-Patienten: Prof. Dr....
Forschen zur Herzrhythmusüberwachung bei Schlaganfall-Patienten: Prof. Dr. Lars Kellert (links) und PD Dr. Moritz Sinner, Oberärzte an der Neurologischen Klinik und der Kardiologischen Klinik des LMU Klinikums.

©  LMU Klinikum 

News • EKG-basierter Risiko-Score

Damit auf den ersten Schlaganfall kein zweiter folgt

Wie können Patienten, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, vor einem weiteren Schlaganfall geschützt werden? Zumindest für eine bestimmte Gruppe von Schlaganfall-Patienten ist es sinnvoll, das Risiko für Vorhofflimmern zu erfassen.

Ist das Risiko für Vorhofflimmern groß, können sie mit Medikamenten vor einem erneuten Schlaganfall geschützt werden. Münchner Forschende haben dazu einen neuen, EKG-basierten Risiko-Score entwickelt. Das Ergebnis der Studie der Kliniken für Kardiologie und Neurologie am LMU Klinikum wurde in der Fachzeitschrift „Annals of Neurology“ veröffentlicht

Bei den meisten Schlaganfällen ist der Blutfluss in einer Arterie unterbrochen. Die genaue Ursache dafür ist bei bis zu 20% aller Schlaganfälle jedoch unklar. Medizinier sprechen dann von einem embolischen Schlaganfall unbestimmter Ursache, kurz: ESUS. Wenn die Ursache des Schlaganfalls nicht klar ist, fällt der Verdacht häufig auf Vorhofflimmern – eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen. Um Patienten zu identifizieren, die ein besonders hohes Risiko für Vorhofflimmern und damit für einen weiteren Schlaganfall tragen, haben Wissenschaftler des LMU Klinikums München eine Risikobewertung getestet: Der Risiko-Score wird per EKG ermittelt. Fällt er hoch aus, kann der Herzrhythmus des Patienten intensiver überwacht werden – ob stationär auf der Schlaganfallstation oder ambulant in der kardiologischen Nachsorge.

Dabei spielt der sogenannte „Rhythm Irregularity Burden“ eine wichtige Rolle, der die Unregelmäßigkeit des Herzschlags erfasst

Lars Kellert

DZHK-Wissenschaftler PD Dr. Moritz Sinner vom Klinikum der Universität München erklärt, was aus der individuellen Risikobewertung für Vorhofflimmern bei ESUS-Patienten folgt: „Bei einigen Patient:innen kann zum Beispiel ein intensiveres Monitoring mit wiederholten Langzeit-EKGs oder sogar implantierbaren Ereignisrekordern erforderlich sein, während dies bei Patient:innen mit niedrigem Risiko nicht erforderlich erscheint. Ein großer Vorteil unseres neuen EKG-basierten Risiko-Scores liegt darin, dass er nicht-invasiv ist und wir ihn damit besonders einfach bei allen Schlaganfall-Patient:innen anwenden können. Denn wenn Vorhofflimmern erkannt wird, können wir unsere ESUS-Patient:innen durch entsprechende Medikamente effektiv vor einem erneuten Schlaganfall schützen.“ 

In der Beobachtungsstudie wurden knapp 300 Patienten analysiert, die einen embolischen Schlaganfall ungeklärter Ursache hatten und zwischen 2018 und 2019 am LMU Klinikum behandelt wurden. Prof. Dr. Lars Kellert, Oberarzt an der Neurologischen Klinik: „Dabei spielt der sogenannte „Rhythm Irregularity Burden“ eine wichtige Rolle, der die Unregelmäßigkeit des Herzschlags erfasst.“ Er ermöglicht, Patienten mit sehr hohem und sehr niedrigem Risiko für Vorhofflimmern genau zu unterscheiden. „Meldet das System ein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern, dann können wir tatsächlich im Verlauf der nächsten 15 Monate bei etwa 25% dieser Patient:innen auch Vorhofflimmern nachweisen“, so Kellert. 


Quelle: Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung

10.12.2022

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