Deutschlandweites Bündnis gegen Krebs

Im Beisein von Bundesministerin Professor Dr. Annette Schavan und Ministerin Theresia Bauer begingen heute in Heidelberg Vertreter aller Partnerinstitutionen den offiziellen Auftakt des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK).

Photo: Deutschlandweites Bündnis gegen Krebs
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Bei der Festveranstaltung „Innovation in der Onkologie“, die heute gemeinsam vom Deutschen Krebsforschungszentrum und dem Universitätsklinikum Heidelberg ausgerichtet wurde, sagte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Professor Dr. Annette Schavan: „Mit der Gründung des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung eröffnen sich neue Möglichkeiten, Ideen zu entwickeln und echte Innovationen in der Behandlung von Krebspatientinnen und Patienten zu erzielen, indem die besten Forscherinnen und Forscher aus 20 Institutionen disziplinübergreifend zusammenarbeiten. Wir schaffen so einen einzigartigen Rahmen, in dem onkologische Spitzenforschung dem Wohle des Menschen dienen kann.“

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Otmar D. Wiestler, Sprecher des DKTK und Vorstandsvorsitzender des DKFZ: „Die beispielhafte Zusammenarbeit zwischen Krebsforschern und Ärzten, die wir im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg etabliert haben, möchten wir nun im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung auf ganz Deutschland übertragen.“ Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft und Kunst in Baden-Württemberg, ergänzte: „Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.“

Professor Dr. Dr. h.c. mult. Harald zur Hausen schilderte den langen Weg von der Entdeckung der Papillomviren als Krebsursache bis zur Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs. Der Nobelpreisträger betonte die Verpflichtung der Krebsforscher ständig zu prüfen, ob sich aus ihren Ergebnissen neue Ansätze zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Krebserkrankungen ableiten lassen. An den acht Standorten des DKTK sind künftig über 160 Wissenschaftler und Ärzte mit ihren Arbeitsgruppen diesem „translationalen“ Gedanken verpflichtet.

In einer anschließenden Diskussionsrunde stellten Wissenschaftler und Onkologen des DKTK Aspekte einzelner Programme des neuen Konsortiums vor: Dazu zählt die Strahlentherapie, die heute mit nie gekannter Präzision Krebs bekämpfen kann. Technische Innovationen wie die einzigartige Gantry des Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrums HIT tragen dazu bei. Am Beispiel von Krebs bei Kindern erläuterten DKTK-Forscher, welche Chancen für verbesserte Krebstherapien sich aus der Sequenzierung des individuellen Tumorerbguts ergeben. Die Entwicklung zielgerichteter Krebsmedikamente wird in Zukunft eine weitaus größere Anzahl klinischer Studien erfordern, die jedoch jeweils weniger Patienten einschließen. Die klinische Kommunikationsplattform des DKTK soll sicherstellen, dass deutschlandweit Patienten an der jeweils passenden Studie teilnehmen können.

Die Partnerschaft des Deutschen Krebsforschungszentrums mit sieben weiteren universitären Standorten geht auf eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Deutschen Krebshilfe und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zurück. Das Konsortium soll dazu beitragen, aktuelle Forschungsergebnisse noch schneller in die Patientenversorgung zu übertragen. An jedem der Partnerstandorte wird ein Translationszentrum eingerichtet, das gemeinsam vom DKFZ und dem jeweiligen Universitätsklinikum getragen wird.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die beteiligten Länder fördern das Konsortium in diesem Jahr mit ca. 12 Mio. Euro. Das Jahresbudget wird schrittweise anwachsen und ab 2014 jährlich ca. 28 Mio. Euro betragen. Darüber hinaus stellt die Deutsche Krebshilfe auf Antragstellung und nach entsprechender Begutachtung zusätzliche Fördergelder für definierte Projektvorhaben zur Verfügung.
Das wissenschaftliche Gesamtkonzept des Deutschen Konsortiums für translationale Krebsforschung sieht sieben translationale Forschungsprogramme auf den Gebieten Signalwege der Krebsentstehung, Molekulare Diagnostik von Krebserkrankungen, Tumorimmunologie, Stammzellen und Krebs, Bildgebung und Strahlentherapie, Therapieresistenz sowie Krebsvorbeugung und Früherkennung vor. An jedem Programm beteiligen sich jeweils mehrere Standorte.

Darüber hinaus stehen allen DKTK-Partnern Forschungsplattformen zur Verfügung: Die Klinische Kommunikationsplattform soll etwa ermöglichen, Patienten nach einheitlichen Bedingungen zu diagnostizieren, um ihnen anschließend in klinischen Studien innovative Behandlungsprotokolle anzubieten. Verschiedene Service-Einheiten erlauben Routinelaborarbeiten auszulagern und nach einheitlichen Standards durchzuführen. Präklinische Modelle ermöglichen den gemeinsamen Zugang zu Tieren, die aufgrund einer genetischen Veränderung bestimmte Krebserkrankungen entwickeln. In der Wirkstoffentwicklung setzt man auf die Zusammenarbeit mit der pharmazeutischen Industrie. Und schließlich sollen in der School of Oncology Naturwissenschaftler und Mediziner auf dem Gebiet der translationalen Krebsforschung auf höchstem Niveau ausgebildet werden.

29.10.2012

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