Nekrose
Den Zelltod hinauszögern, um die Entzündung einzudämmen
Zellen, die sich einer Nekroptose, also einem regulierten Absterben unterziehen, sind nicht immer unmittelbar dem Tode geweiht. In einem aktuellen Beitrag im Fachjournal Cell beschreibt ein internationales Forscher-Team um Privat-Dozent Dr. Andreas Linkermann, Nephrologe am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, die Wirkung des sogenannten ESCRT-III-Komplexes. Er hilft bei der Erhaltung der Plasmamembran betroffener Zellen und trägt so zu deren Überleben bei.
So wird Zeit gewonnen, um bestimmte Eiweiße zu bilden, die dann helfen, die Entzündungsantwort des Körpers in der betroffenen Region zu begrenzen. Diese Erkenntnisse haben auch Potential beispielsweise für die Transplantationsmedizin. Zu den aktuellen Ergebnissen trug wesentlich eine seit fünf Jahren bestehende enge Kooperation der Arbeitsgruppe von Andreas Linkermann mit dem Labor von Prof. Douglas Green, St. Jude Children´s Hospital, Memphis, TN, USA, bei.
Alle Formen der Nekrose (dem Einreißen der Plasmamembran) stellen unvermeidbar den stärksten bekannten Stimulus für Entzündungsreaktionen dar. Diese begründen unter anderem Abstoßungsreaktionen und Autoimmunerkrankungen. Die beispielsweise durch die chirurgische Organ-Entnahme im Rahmen einer Transplantation ausgelöste Aktivität des Nekroptose-Signalwegs ist nun mit Hilfe eines Antikörpers erstmals in humanem Gewebe direkt in Transplantatbiopsien nachweisbar. Selbst zu diesem Zeitpunkt können die ESCRT-III-Proteine das Zerreißen der Plasmamembran noch verhindern. Dies zeigt den Forschern das Potential einer Nekroptose-blockierenden Medikation an. Solche Medikamente werden bereits in klinischen Studien getestet.
Der Nephrologe PD Dr. Linkermann sieht hier einen wesentlichen Fortschritt: „Sollte es gelingen, im Rahmen der Nierentransplantation die Nekroptose zu verhindern, so ist zu erwarten, dass Entzündungszellen nicht mehr in das Transplantat einwandern können. Dies ist gleichbedeutend mit einer verringerten Rate von Abstoßungsreaktionen.“ Diese stellen die häufigste Ursache für den Verlust von Nierentransplantaten dar. Aber nicht nur aus der Perspektive der Patienten auf der Transplantationswarteliste spielt dieser Mechanismus eine zentrale Rolle – er hat auch Bedeutung bei anderen Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Blutvergiftung und Krebserkrankungen.
Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
03.05.2017