Damit nichts unentdeckt bleibt: Indikationen zur MR-Diagnostik beim Kolon-Karzinom

Im Wettbewerb der konkurrierenden bildgebenden Methoden hat die MR-Diagnostik beim kolorektalen Karzinom nach Ansicht von Klaus Detmar, Oberarzt am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Klinikum Nürnberg, die Nase nur in drei Punkten vorn: Zum einen beim Screening-Verfahren, bei dem die MRT aufgrund der Strahlungsfreiheit Vorteile zeigt. Zum anderen gilt das für das MR-Staging bei der lokalen Abklärung eines Karzinoms im Rektumbereich sowie für die Detektion kleinster lokaler und im
weiteren Umfeld bis hin zur Leber befindlicher Absiedlungen.

Klaus Detmar
Klaus Detmar

Detmar wird in seinem Vortrag die Vorteile der Kernspintomografie bei der Tumordarstellung und dem Staging gegenüber CT, PET-CT und Endoskopie vorstellen. Nach der rektoskopischen, also histologischen Diagnose und der endosonografischen Stadienbestimmung des kolorektalen Karzinoms, der primären Klassifikation in T1, T2 oder T3, ist das MR-Staging also ein inzwischen in den Leitlinien empfohlenes Verfahren, um vor einem operativen Eingriff die Tumorgrenzen besser detektieren zu können und das postoperative Auftreten von Rezidiven zu verhindern. „Es hat sich in der Vergangenheit erwiesen, dass der Tumor relativ häufig winzig kleine Absiedlungen, sogenannte Tumor- Deposits, und auch Lymphknotenmetastasen im umgebenden mesorektalen Fettgewebe produziert, die mithilfe der MR relativ gut und sicher erkannt werden können“, sagt Detmar.

Die Endosonografie ist hier unterlegen, da die mesorektale Faszie oft nicht dargestellt werden kann. Diese möglichen Absiedlungen zu erkennen, ist sehr bedeutend für den weiteren Therapieverlauf. Sind solche nicht zu erkennen, kann eine primäre Operation durchgeführt werden. Der Tumor und das umgebende Fettgeweb das Mesorektum, werden als ein Block entfernt.

Lassen sich auch nur kleinste Metastasierungen in die lokalen Lymphknoten und die Umgebung diagnostizieren, wird anhand des Abstands zum chirurgischen Resektionsrand entlang der mesorektalen Faszie entschieden, ob diese operativ noch ausreichend sicher entfernt werden können oder ob eine Radiochemotherapie vorangestellt werden muss. Diese kann dann die Rezidivrate bedeutend verringern (um circa 50%). Allerdings erhöht diese sogenannte neoadjuvante Radiochemotherapie die Komplikationsrate bei der nachfolgenden OP und sollte deshalb nur gezielt bei Nachweis von fasziennahen Tumor-Deposits eingesetzt werden.

Ein weiterer wichtiger Bereich der MR-Diagnostik beim kolorektalen Karzinom ist der Nachweis oder Ausschluss von möglichen Lebermetastasen. Aufgrund ihrer hohen Sensitivität und mithilfe von leberspezifischen Kontrastmitteln und neuer Techniken wie der Diffusionsbildgebung ist die MRT in der Trefferquote und Richtigkeit des Nachweises dem CT überlegen, sie ist dann sogar vergleichbar mit der PET-CT, die momentan als der Goldstandard für viele onkologische Erkrankungen gilt. Werden Lebermetastasen von Anfang an diagnostiziert, besteht die Möglichkeit, das primäre Karzinom sowie die Lebermetastasen in einer OP oder auch nacheinander chirurgisch zu entfernen und somit die Lebensdauer des Patienten zu verlängern. Dennoch wird die Leber-MRT noch nicht obligat als Standardverfahren eingesetzt. „Aber es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, wann das geschehen wird“, ist Detmar überzeugt, „gesetzt den Fall, dass die konkurrierenden Verfahren nicht wesentlich verbessert werden.“

Derzeit wird für den Nachweis möglicher Lebermetastasen flächendeckend nur Ultraschall angewandt. Für die Diagnostik des Kolon-Karzinoms oberhalb des Rektums hat die MRT bisher keinen festen Platz in der Diagnostik. Führend sind für den Nachweis des Karzinoms die Endoskopie und zum Staging die Computertomografie. Verbesserungen in der Diagnostik könnten sich in Zukunft durch die Diffusionsbildgebung ergeben – „in Studien belegte Vorteile der MRT gibt es aber bisher nicht“, so Detmar.

 

Im Profil

Klaus Detmar wurde am 21.12. 1959 in Mindelsheim in Bayern geboren. Nach dem Studium der Elektrotechnik an der TU in München folgte 1979 das Studium der Humanmedizin zunächst an der TU in München, später an der FU Berlin. Von 1987 bis 1990 arbeitete er als Arzt an der Neurochirurgischen Klinik UK Benjamin Franklin der FU Berlin. 1990 begann er als Arzt im Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie am Klinikum Nürnberg zu arbeiten und erwarb 1998 dort auch den Facharzt für diagnostische Radiologie. Seit 2006 ist er in Nürnburg Oberarzt mit Schwerpunkt MRT Bildgebung und Onkologie.

Veranstaltungshinweis

Freitag, 8. Oktober
08:00-9:30 Uhr Kolon-Karzinom
Vorsitz: A. Schöning, Passau und M. Uggowitzer, Leobon

08:30 Uhr MR-Diagnostik kolorektales Karzinom
K. Detmar, Nürnberg

06.10.2010

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