Beurteilung von CT-Bildern auch aus der Ferne in hoher Qualität möglich
Speziell für die telemedizinische Versorgung von Schlaganfallpatienten geschulte Neurologen können auch von einem anderen Ort aus in guter Qualität CT-Bilder von akut betroffenen Patienten beurteilen.
Das ist das Ergebnis einer Studie, die Wissenschaftler des Dresdner Universitäts SchlaganfallCentrums (DUSC) am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in der renommierten us-amerikanischen Fachzeitschrift „Neurology“ (doi: 10.1212/WNL.0b013e31827f07d0.) veröffentlicht haben. Basis war eine Nachbeurteilung von über 500 CT-Bildern aus der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten im Schlaganfall-Ostsachsen-Netzwerk (SOS-NET), bei der jeweils die Experten des DUSC zur telemedizinischen Befundung hinzugezogen worden waren. Das positive Ergebnis der Studie ist ein Beleg für die hohe Versorgungsqualität des 2007 gegründeten Netzwerks, das mit seinen elf Partnerkrankenhäusern und 15 Standorten eine lückenlose Versorgung im Bereich der Landesdirektion Dresden sicherstellt. Grundlage für die hohe medizinische Qualität ist eine intensive und kontinuierliche Schulung aller beteiligten Ärzte. Hierzu gehört auch, dass die im DUSC arbeitenden Neurologen eine neuroradiologische Ausbildung in der CT-Interpretation und Behandlung von Schlaganfallpatienten absolviert haben.
Zwei erfahrene Neuroradiologen des Dresdner Universitäts SchlaganfallCentrums haben für die aktuelle Studie CT-Bilder von über 500 Patienten, die akut telemedizinisch untersucht wurden, nachbeurteilt. Die Übereinstimmung der Befundung zwischen der Bildinterpretation durch den jeweils beim Akutfall diensthabenden Neurologen und den Ergebnissen der Nachbeurteilung durch die Experten war gut: Obwohl bei insgesamt acht Prozent aller Patienten Unterschiede in der Bewertung festgestellt wurden, waren diese bei weniger als zwei Prozent klinisch relevant. In keinem Fall hatte der abweichende Befund Auswirkungen auf den Verlauf des Schlaganfalls.
„Dieses Ergebnis ist ein weiterer Beleg für die erfolgreiche wie maßstabsetzende Aufbauarbeit am Universitätsklinikum. Das Know-how der Dresdner Hochschulmedizin trägt wesentlich dazu bei, dass Schlaganfallpatienten einer ganzen Region auf dem Niveau der Maximalversorgung behandelt werden können. Die über die Jahre gewachsene Partnerschaft mit den Krankenhäusern der Region ist auch ein Beispiel dafür, wie alle Beteiligten von Netzwerken in der Krankenversorgung profitieren“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums.
Das Dresdner Universitäts SchlaganfallCentrum berät seit 2007 ärztliche Kollegen der Region bei der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten im Schlaganfall-Ostsachsen-Netzwerk (SOS-NET). Speziell ausgebildete Neurologen des Universitätsklinikums untersuchen Schlaganfallpatienten in teilnehmenden Krankenhäusern über eine Videokamera und beurteilen teleradiologisch Computertomogramme (CT) des Gehirns. Anschließend geben sie eine Empfehlung für eine spezifische Therapie, die sogenannte Thrombolyse. Damit lassen sich in den Arterien des Gehirns Blutgerinnsel auflösen und so eine dauerhafte Unterversorgung von Hirnarealen zu vermeiden. Verstopfen die Gerinnsel die Arterien über eine längere Zeit, führt das zu dauerhaften neurologischen Ausfälle und Behinderungen.
Das DUSC wurde im vergangenen Jahr zu insgesamt 718 telemedizinischen Untersuchungen hinzugezogen. In 154 Fällen wurde eine Thrombolyse empfohlen. Mit der Quote von 21,5 Prozent erreichen die am SOS-NET beteiligten Krankenhäusern eine Rate, wie sie in der Regel nur Schlaganfall-Spezialstationen – sogenannte Stroke Units – aufweisen können. Damit erfüllt das Schlaganfallnetzwerk seinen Anspruch, auch in einer ländlich geprägten Region eine umfassende, den medizinischen Leitlinien entsprechende Versorgung sicherzustellen, ohne das dazu jedes Krankenhaus rund um die Uhr einen spezialisierten Neurologen oder gar eine Stroke Unit vorhalten muss.
Die Autoren der Studie betonen jedoch, dass diese guten Ergebnisse nicht pauschal übertragbar sind. Denn die Neurologen innerhalb des SOS-NET haben eine über die Standards hinausgehende Ausbildung absolviert. Hierzu gehören Trainings in der neuroradiologischen Interpretation von CT-Bildern und Schulungen in der Behandlung von Schlaganfallpatienten. Deshalb fordern die Autoren der Studie, dass ein Mindeststandard an Zusatzqualifikation für Neurologen in der Telemedizinischen Schlaganfallbehandlung erforderlich ist. Ziel in allen telemedizinischen Netzwerken zur Akutversorgung von Schlaganfallpatienten muss sein, ausschließlich erfahrene Spezialisten in Behandlung und Therapieentscheidung einzubeziehen. Darüber hinaus regen die Dresdner Experten an, durch ständiges Training sowie Qualitätskontrollen durch Neuroradiologen den bisher erreichten Standard hoch zu halten.
18.02.2013