Innovation

Atellica setzt neue Spielregeln in der Laborautomation

„Jede Stunde werden im Bereich der interventionellen Kardiologie mehr als 200.000 Menschen weltweit mit unseren Geräten diagnostiziert oder therapiert“, zeigt sich Michael Reitermann, COO bei Siemens Healthineers zu Recht stolz. Doch ist dies kein Grund für Siemens sich den erreichten Lorbeeren auszuruhen. Stattdessen setzt das Unternehmen auf Innovationen, wie die Enthüllung der neuesten Lösung zur Laborautomation, Atellica Solution, auf dem diesjährigen AACC in Philadelphia zeigte.

Atellica Solution.
Atellica Solution.
Franz Walt ist President Laboratory Diagnostics bei Siemens Healthineers.
Franz Walt ist President Laboratory Diagnostics bei Siemens Healthineers.

„Mit Atellica haben wir in der Welt des Labors etwas ganz Neues geschaffen, auf das wir einige Jahre hingearbeitet haben“, betont Franz Walt, President Laboratory Diagnostics, bei Siemens Healthineers. "In diesem System steckt viel Detailarbeit, ein hohes Maß an Ingenieurskunst aus dem eigenen Haus und die aus vielen dezidierten Kundenbefragungen gewonnenen Erkenntnisse“, verrät Walt. Das Unternehmen hatte über Jahre hinweg bei Kunden und Anwendern im Labor durch präzise Befragungen Erkenntnisse ermittelt, um das neue System so nutzerspezifisch wie möglich gestalten zu können.

Eine komplette Eigenentwicklung

Herausgekommen ist eine Lösung, die mit ihrer bi-direktionalen, magnetischen Transportbandtechnologie Atellica Magline zehnmal schneller als herkömmliche Technologien dieser Art ist. „Das Unglaubliche an diesem Transportband ist die Technik dahinter, weil sie magnetisch funktioniert und damit keinen mechanischen Funktionseinschränkungen ausgesetzt ist, also kaum Abnutzungserscheinungen zeigt und damit  extrem wartungsarm ist. In einem Zeitraum von knapp 20 Jahren benötigt der Kunde im Schnitt nur einen Service Call für die Wartung, wie erste Ergebnisse  zeigen“, macht Präsident Walt deutlich.

Doch ist das Transportsystem bei Weitem nicht alles, was Atellica Solution zu bieten hat. Der eingebaute Immunoassay Analyzer bietet die höchste Produktivität pro Quadratmeter im Laborbereich mit über 400 Tests pro Stunde. Ein Multi-Kamera-System und eine intelligente Steuerung ermöglichen eine unabhängige Kontrolle jeder einzelnen Probe, von der Routine bis hin zu STAT-Verprobungen.

Für den umfassenden multidisziplinären Einsatz kann Atellica Solution zudem mit Aptio Automation verbunden werden. Mit dieser Konfiguration können mehr als 30 Typen von Sample Containern, inklusive pädiatrischer- und Sondercontainer, problemlos gehandhabt werden. „Das ganz besondere aber ist, dass wir Atellica so modular gebaut haben, dass der Kunde (fast) jede denkbare Aufstellung wählen kann. Das gesamte Gerät ist frei skalierbar und bietet mehr als 300 Varianten zur Konfigurationen“, so Franz Walt sichtlich stolz auf das neue Zugpferd im Labor. So kann die Lösung als Stand-Alone-System genutzt werden, in L-Form, U-Form oder linearen Formen aufgebaut und mit bis zu 10 Komponenten kombiniert werden. „Im Ergebnis haben wir eine Innovation kreiert, die es unseren Kunden ermöglichen wird, bessere klinische, aber auch ökonomisch relevante Ergebnisse zu erzielen, ohne damit mehr Zeitaufwand bei der Durchführung labortechnischer Untersuchungen in Kauf nehmen zu müssen“, so Walt. Eine zusätzliche Entwicklung, die dem Kunden das Handling des Systems erleichtern soll, ist das so genannte Operator Tablet, über das die Kontrolle und Steuerung der Einheit jederzeit möglich wird. Auch der direkte Kontakt zum Siemens Service wird für den Kunden so vereinfacht.

Trendverfolgung als Grundlage für Innovationen

„Mit dieser Entwicklung einer konzentrierten Bindung an den Kunden stehen wir erst am Anfang, einer sehr spannenden Ausrichtung von Siemens, in die wir weiter investieren wollen und werden“, macht Michael Reitermann deutlich. „Wir wollen die Prozesse für den Kunden konsequent weiter optimieren und insgesamt den Kunden mehr in den Fokus rücken, denn dies ist es letztlich, was die Kunden erwarten.“

Schaut man sich die Trends der globalen Entwicklung im Gesundheitswesen genauer an, so lassen sich laut Reitermann drei Haupttrends festmachen: „Zum einen sehen wir eine ganz klare Konsolidierung auf der Anbieter-Seite des Marktes, zum anderen einen starken Industrialisierungstrend der Healthcare-Umgebung, wo wir einen starken Fokus auf Produktivität feststellen können. Der dritte Trend betrifft das Erstattungssystem, das sich von einem Outcome, also ergebnisbasierten, Erstattungssystem hin zu einem value-based System entwickelt, bei dem der Fokus auf den tatsächlichen Wert der durchgeführten Operationen gelegt wird.“

Vor diesem Hintergrund hat der Markt mit weiteren Problemen zu kämpfen. So gibt es auf der einen Seite starken demografische Veränderungen und damit einhergehend auch eine viele stärkere Einbindung des Patienten in die Prozesse. Auf der anderen Seite macht der Mangel an Arbeitskräften in der Gesundheitsbranche Sorgen, der durch den zunehmenden Kostendruck verursacht wird. Auf diesem Hintergrund richtet sich das Unternehmen am tatsächlichen Bedarf der Kunden aus. Michael Reitermann: „Wir hinterfragen nicht nur, worauf sich die Kunden fokussieren und wie sie sich ausrichten möchten, sondern verfolgen eine starke Improve Outcomes – Reduce Costs Strategie.“ So hat Siemens in den Bereichen molekulare Diagnostik, Advanced Therapies und Services drei klare Wachstumsfelder für sich definiert.

Ende Juli akzeptierte die Food & Drug Administration (FDA) die Einreichungen von Siemens für die Neuentwicklung Atellica Solution offiziell für den Review. Damit ist ein weiterer Meilenstein für die Neuausrichtung des Labormarktes gesetzt und der Startschuss für weitere Innovationen der Siemens Healthineers gefallen. „Wir haben noch einige innovative Entwicklungen für die neue Atellica Produktfamilie in unserer Forschungspipeline“, so COO Reitermann abschließend.


PROFILE:
Michael Reitermann ist Chief Operating Officer (COO) bei Siemens Healthineers. Der Dipl. Wirtschaftsingenieur und MBA arbeitet seit 1990 bei Siemens und kennt das Unternehmen aus unterschiedlichsten Abteilungen und aus der Perspektive verschiedenster Standorte.

Franz Walt absolvierte seinen Masterabschluss in Business Administration an der City University in Bellevue, Washington. Anschließend folgten Weiterbildungsprogramme für Führungskräfte an renommierten Institutionen, darunter die Columbia University, das International Institute for Management Development in Lausanne, Schweiz, der London Business School und der INSEAD Business School in Fontainebleau, Frankreich. Seit März 2014 leitet er die Labordiagnostik von Siemens Healthineers mit globaler Geschäftsverantwortung.

27.09.2016

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