Einfachere Medikamentengabe

Artesunat zeigt gleiche Effektivität bei schwerer Malaria

Die in PLOS Medicine veröffentliche klinische Studie „Intramuscular Artesunate for Severe Malaria in African Children: A Multicenter Randomized Controlled Trial“ zeigt, dass eine vereinfachte intramuskuläre Malariatherapie mit derselben Effektivität schwer erkrankte Kinder heilen kann wie die derzeitig etablierte aufwendige Standardmethode.

Mütter mit ihren kleinen Kindern warten auf die Behandlung.
Mütter mit ihren kleinen Kindern warten auf die Behandlung.
Quelle: Conor Cahill, Universitätsklinikum Tübingen

Dies konnten Wissenschaftler und Ärzte unter Federführung des Instituts für Tropenmedizin am Universitätsklinikum Tübingen nachweisen. Studienleiter Professor Peter Kremsner: "Unsere Studie zeigt, dass wir die Therapie der schweren Malaria weiter deutlich verbessern können. Das wird eine starke Auswirkung auf die Behandlung von Kindern mit schwerer Malaria gerade in ländlichen Gebieten Afrikas haben."

Vereinfachung durch intramuskuläre Arzneimittelgabe

Die WHO empfiehlt bei schwerer Malaria eine fünfmalige intravenöse oder intramuskuläre Gabe von Artesunat, 0, 12, 24 , 48 und 72 Stunden nach Ausbruch der Erkrankung, da diese Patienten nicht mit Tabletten behandelt werden können. Jede Vereinfachung des bisherigen Behandlungsablaufs würde die Umsetzung vor Ort in Afrika verbessern.

In der jetzt publizierten Studie wurde daher die Wirksamkeit einer vereinfachten intramuskulären Medikamentengabe (3 x) verglichen mit der etablierten intramuskulären Medikamentengabe (5 x) und der intravenösen Medikamentengabe (3 x). Bei einer intravenösen Injektion muss das Medikament mittels Punktion in eine der mittelgroßen oder größeren Körpervenen gespritzt werden. Wesentlich einfacher ist jedoch die Arzneimittelgabe als intramuskuläre Injektion, also als Injektion in einen Muskel.

Dreimalige Applikation ausreichend

Mit der vereinfachten intramuskulären Malariatherapie ist es möglich, dass zukünftig mehr an schwerer Malaria erkrankter Kinder ihre Behandlung erfolgreich abschließen und somit potenziell Leben gerettet werden kann. Die Forscher konnten darstellen, dass die intramuskuläre Verabreichung von drei Dosen des Medikaments Artesunat den Malaria-Parasiten mit vergleichbarer Effizienz im Körper abtötet wie die Gabe von fünf Dosen.
Die Studie wurde unter Leitung von Prof. Dr. Peter Kremsner, Ärztlicher Direktor des Institutes für Tropenmedizin am Universitätsklinikum Tübingen in sieben klinischen Zentren in fünf afrikanischen Ländern durchgeführt. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift PLOS vorgestellt.

Untersucht wurden 1047 Kinder im Alter von sechs Monaten bis zehn Jahren, die an schwerer Malaria erkrankt waren. Die Kinder wurden in drei Gruppen aufgeteilt und intramuskulär und intravenös mit Artesunat behandelt. Eine Kohorte erhielt die derzeit von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen fünf Dosen Artesunat innerhalb von 72 Stunden intramuskulär. Den anderen beiden Patientengruppen wurden dreimal etwas höhere Einzeldosen über 48 Stunden intramuskulär oder intravenös verteilt verabreicht. Dabei erhielten alle Kinder die gleiche Gesamtmenge des Medikaments.
Die Parasitenelimination bei Patienten, die 3 Dosen intramuskulär erhielten war vergleichbar wie bei Patienten, die 5 Dosen erhielten.

Quelle: Universitätsklinikum Tübingen

13.01.2016

Verwandte Artikel

Photo

News • Neuropädiatrie

Epilepsie-Therapie: Gen verrät, ob Medikamente wirken

Säuglinge, bei denen eine bestimmte Epilepsie in den ersten drei Lebensmonaten ausbricht, profitieren von anderen Medikamenten als Kinder, die später erkranken. Diesen Unterschied hat ein…

Photo

News • Nierentumore bei Kindern

Schonendere Therapie senkt Nebenwirkungen

In Deutschland erkranken im Jahr rund 100 Kinder an einem Wilms-Tumor, einer seltenen Form von Nierentumoren. 90 Prozent der Betroffenen haben gute Chancen, den Krebs zu besiegen. Eine internationale…

News •

Blutschwämme mit Herzmittel verschwinden lassen

Drei bis zehn Prozent aller Säuglinge entwickeln Blutschwämme. Über 85 Prozent der sogenannten Hämangiome bilden sich von selbst zurück. Wachsen sie schnell oder sitzen sie an kritischen Stellen…

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren