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Alzheimer: Proteine im Darm als Frühwarnsystem?
Eine Ansammlung fehlgefalteter Proteine im Darm trägt laut einer Studie der Chinese University of Hong Kong bei Mäusen zum Entstehen von Alzheimer-ähnlichen Symptomen bei.
Die im "Journal of Physiology" veröffentlichten Forschungsergebnisse legen einen neuen Behandlungsansatz nahe, der auf den Darm abzielt, noch bevor bei Patienten Symptome einer kognitiven Beeinträchtigung auftreten. Da diese Proteine im Darm gefunden wurden, gehen die Forscher davon aus, dass Umweltfaktoren bei den kognitiven Defiziten bei Alzheimer und anderen Krankheiten eine Rolle spielen. Das fehlgefaltete Protein Beta-Amyloid, von dem bekannt ist, das es mit Alzheimer zusammenhängt, wurde in den Darm von Mäusen injiziert. Es gelangte von dort in das "Darmhirn", das Nervensystem des Darms, und auch in das eigentliche Gehirn.
Wenn ein Teil der Ansammlung von Beta-Amyloid im zentralen Nervensystem also seinen Ursprung außerhalb des Gehirns im peripheren Nervensystem hat, könnte die Verringerung der Menge, die ins Gehirn gelangt oder das Abfangen in der Peripherie das Einsetzen der Krankheit verzögern. Diese Behandlung würde beginnen, bevor Anzeichen der Krankheit erkennbar werden.
Die Forscher injizierten fluoreszenzmarkiertes Beta-Amyloid in den Darm von Mäusen. Die Proteine bewegten sich zum Nervensystem des Darms. Fehlgefaltete Proteine konnten ein Jahr später in den Teilen des Gehirns nachgewiesen werden, die wie der Hippokampus von den kognitiven Defiziten betroffen sind. Die Versuchstiere wiesen dann kognitive Beeinträchtigungen auf.
Da diese Studie mit Mäusen durchgeführt wurde, ist eine Überprüfung bei verstorbenen Patienten notwendig. Die Entwicklung von Medikamenten gegen Alzheimer war bisher nicht erfolgreich. Daher wird nach neuen Ansätzen gesucht, die die Entstehung der Krankheit verhindern sollen. Die aktuelle Studie könnte einen Beitrag dazu leisten. Seniorautor John A Rudd erläuterte, dass das Konzept Ähnlichkeit mit dem Transport von fehlgefalteten Proteinen aus dem Darm wie beim Rinderwahnsinn hat. Sollte dies der Fall sein, könnte ein ähnlicher Vorgang bei Menschen viele Jahre vor dem Auftreten vom Alzheimer-Symptomen wie Gedächtnisverlust stattfinden und Präventionsstrategien könnten daher auch viel früher ansetzen.
Quelle: Chinese University of Hong Kong/pressetext
06.07.2020