Diabetes-Studie
Altersbedingte Krankheiten aufhalten und Leben verlängern
Zu den häufigsten Erkrankungen im Alter gehören neben Diabetes Herzinfarkt, Krebs und Demenz. US-Amerikanische Forscher wollen in einer Studie herausfinden, ob mit dem bisherigen Diabetesmedikament Metformin auch bei Nichtdiabetikern das Alter verlängerbar ist und altersassoziierte Erkrankungen herausgezögert werden können. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) ist bezüglich der vermuteten positiven Effekte von Metformin bei Nichtdiabetikern abwartend und rät, laufende Studien abzuwarten. Denn Vitamin B12-Mangel mit kognitiven Störungen können die Metformin-Einnahme manchmal begleiten.
Mitte Juni erschien in der Zeitschrift „Nature“ ein Artikel über die geplante TAME-Studie mit dem Diabetesmedikament Metformin (Targeting Aging with Metformin), in der untersucht werden soll, ob dieses Arzneimittel auch bei Nichtdiabetikern die Lebensspanne verlängern sowie altersbedingte Krankheiten wie Krebs, Herzerkrankungen und Störungen der Gedächtnisleistung beeinflussen kann. Die Amerikanische Arzneibehörde FDA soll nun entscheiden, ob diese Studie durchgeführt wird. Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, bemerkt: „Es wäre das erste Mal, dass die FDA eine Studie über ein Medikament genehmigt, das nicht zur Verhinderung, Behandlung oder Heilung einer Erkrankung dient.“ Wenn Medikamente eingesetzt werden, um das Leben zu verlängern und altersbedingte Erkrankungen hinauszuzögern, verändern sich Kategorien. Aus Altern als nicht umkehrbarer biologischer Prozess werde gleichsam eine behandelbare Krankheit, gibt Professor Schatz zu bedenken.
Bis zu 3000 Menschen im Alter von 70 bis 80 Jahren sollen in die Studie einbezogen werden, die bereits an einer der drei im Alter gehäuft auftretenden Erkrankungen leiden: Koronare Herzkrankheit, Krebs oder Störungen der Kognition (Gedächtnis-, Denk-, Wahrnehmung- und andere Störungen bis hin zu Demenz). Menschen mit Diabetes werden nicht in die Untersuchung mit aufgenommen werden, da ein Einfluss auf Altern und Krankheiten über Beeinflussung des Glukosestoffwechsels, wie es bei Diabetespatienten durch Metformin geschieht, ausgeschlossen werden soll. Ziel der Studie ist es herauszufinden, ob Metformin direkt die altersassoziierten Krankheiten verhindern und den Tod hinausschieben kann.
Das orale Antidiabetikum Metformin wird seit 60 Jahren erfolgreich bei der Therapie des Typ-2-Diabetes eingesetzt. „Überraschend ist es nicht, dass ausgerechnet Metformin unter den Medikamenten, bei denen man ‚Anti-Aging-Effekte‘ vermutet, ausgewählt wurde“, sagt Professor Schatz. Es gebe viele Hinweise darauf, dass der Arzneistoff aus der Gruppe der Biguanide nicht nur bei Diabetes günstig wirkt. Gegenwärtig wird prospektiv in der GLINT-Studie geprüft, ob er bei Nicht-Diabetikern Herzerkrankungen oder Krebs verhindern kann. An Würmern und manchen Mäusestämmen wurde bereits eine positive Wirkung von Metformin auf die Gesundheit und die Lebensspanne gezeigt. Allerdings gebe es auch Hinweise, dass die Einnahme von Metformin manchmal mit Vitamin B12-Mangel und kognitiven Einschränkungen verbunden sein kann.
Zu den Substanzen, denen man eine „Lebensverlängerung“ zuschreibt, gehören auch das Resveratrol, das beispielsweise im Rotwein vorkommt, und Rapamycin, das verwendet wird, um nach Organtransplantationen Abstoßungsreaktionen zu verhindern. An Hunden läuft zurzeit eine Studie mit Rapamycin zur Lebensverlängerung. Günstig auf die Lebenspanne wirkt jedoch auch eine knappe Ernährung. „Am einfachsten ist es, weniger zu essen, also die Kalorienaufnahme zu reduzieren“, weiß der DGE-Mediensprecher.
Auch wenn die Vorstellung verlockend ist, mit Medikamenten Alterserkrankungen hinauszuzögern und das Leben insgesamt zu verlängern, so bleibt bei „Medikamenten gegen das Altern“ immer die Frage nach den Langzeit-Nebenwirkungen der Substanzen. Diese kann man naturgemäß erst nach vielen Jahren und Jahrzehnten erkennen. Der Mediensprecher der DGE empfiehlt daher, vernünftig zu leben, sich viel und möglichst im Freien zu bewegen und beim Essen maßvoll zu bleiben.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie
02.07.2015