Alles zur rechten Zeit: Jetzt sind die Subspezialitäten an der Reihe

Der gelassene Visionär

Einer der wenigen Radiologen mit sehr langer Erfahrung in der Hybridbildgebung in Deutschland ist Prof. Dr. Michael Forsting. Das Universitätsklinikum Essen bekam als erstes Krankenhaus in Deutschland einen PET-CT, inzwischen wird in Forstings Abteilung auch mit einem PET-MR gearbeitet.

 Prof. Dr. Michael Forsting
Prof. Dr. Michael Forsting

Kein Wunder also, dass ihm die Interdisziplinarität z.B. mit den Nuklearmedizinern am Herzen liegt ebenso wie der Ausbau der Subspezialisierungen in der Radiologie.

Michael Forsting war bei seiner Ernennung zum amtierenden Präsidenten im letzten Jahr bereits acht Jahre Vorstandsmitglied der Deutschen Röntgengesellschaft und ist damit sicher einer der intimsten Kenner des Führungskreises der deutschen Radiologie. Entsprechend unaufgeregt trat er im letzten Jahr deshalb auch den Vorsitz für die deutsche Radiologie an, wie er uns berichtete.

Erntezeit eines Präsidenten: Die Subspezialitäten stärken

Spaß an der Gremienarbeit, Interesse für die verschiedenen Belange und Problemstellungen der Radiologie, ein guter Kontakt zu vielen Kollegen und das Delegieren von Aufgaben an die richtigen Ansprechpartner sind nach Forstings Meinung die wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Präsidentschaft. „In den letzten zehn Jahren ist dies allen Präsidenten sehr gut gelungen, weil alle ihre Stärken hatten und sie die Gesellschaft damit weiter entwickelt haben. Ich bin sicher auch gewählt worden, weil ich Neuroradiologe bin und einen Blick für die Subspezialitäten habe und deren Notwendigkeit mehr anerkenne als jemand, der vor 20 Jahren einen Lehrstuhl in Radiologie hatte“, erklärt der Präsident. „Wir müssen sehen, wann die Zeit eigentlich reif für was ist. Im Frühjahr können keine Kirschen geerntet werden und im Herbst kein Spargel. Jetzt ist die Zeit reif, so glaube ich, in der man versuchen muss, die Subspezialitäten in der Radiologie zu stärken, ohne damit das gemeinsame Dach der Radiologie zu gefährden. Subspezialisten sind im klinischen Umfeld zunehmend gefragt und müssen daher den Rücken gestärkt bekommen“, erklärt der Neuroradiologe.


Task Force: Zukunftsvisionen entwickeln

Eine der drängendsten Fragen seiner Präsidentschaft ist für Forsting die zukünftige Ausrichtung des Faches und die Organisationsstruktur innerhalb der Radiologischen Abteilungen. „Wir müssen Perspektiven entwickeln, wo genau die Radiologie als Gesellschaft und als Fach in fünf Jahren stehen will.“ Sollte die Radiologie künftig nicht eine Struktur haben, die horizontal angesiedelt ist? Wäre es also nicht besser, zur Absicherung der Radiologie zu versuchen, anstelle vieler kleiner radiologischer Abteilungen mit begrenztem Spektrum große Einheiten zu schaffen, die ein breites Krankheitsspektrum abdecken, die den jungen Leuten eine breite Ausbildung an den unterschiedlichen Geräten bieten können? Erste Antworten auf diese drängenden Fragen versuchte der Vorstand auf einem Strategieworkshop im Februar dieses Jahres zu finden. Davon hängt natürlich auch die Form der Ausbildung des Nachwuchses ab.

„Als Fachgesellschaft müssen wir einfach Konzepte haben, mit denen Studenten möglichst frühzeitig an das Fach herangeführt werden“, meint Prof. Forsting. Auch wenn die Radiologie ein extrem attraktives Fach sei, er selbst bekommt mindestens eine Initiativbewerbung täglich, so dürfe sie nicht nachlassen in dem Bemühen um den Nachwuchs. Nicht ohne Stolz verweist er auf die neu initiierte Online-Vorbereitung auf das zweite medizinische Staatsexamen, an der Anfang des Jahres über 2.000 Medizinstudenten teilgenommen haben. Das Online-Fortbildungsangebot der DRG sieht Prof. Forsting zukünftig nicht allein auf die Akademie beschränkt, sondern für ihn ist es gut vorstellbar, dass die Vorträgen und Seminare des Kongresses im Internet in einem Mitgliederbereich übertragen werden.

Eine spannende Zukunftsaufgabe sieht der Präsident auch darin, einen Röntgenkongress für Nicht-Radiologen zu organisieren. „Fachärzte sind immer für das Kleingedruckte zuständig, aber das Großgedruckte müssen auch die anderen Fächer lesen und verstehen können. Ein solcher Kongress trüge sicherlich zu einer Verbesserung der Ausbildung bei und hätte den positiven Nebeneffekt von noch mehr Teilnehmern“, sagt Forsting. Nach dem nettesten Erlebnis seiner Präsidentschaft gefragt, berichtet er von seiner Aufnahme in die Südkoreanische Gesellschaft für Radiologie. Im letzten Herbst wurde er zum Kongress der Gesellschaft in Seoul eingeladen. „Das war nicht nur ein extrem nettes Erlebnis, sondern hat auch das Interesse der Koreaner an einer Zusammenarbeit mit den deutschen Radiologen auf Augenhöhe gezeigt. Die sind verdammt gut, viel strategischer als wir und verfolgen eine ganz klare Vision, etwa auch die, dass der Kongress auf Englisch abgehalten wird. In Deutschland würde ein solches Ansinnen einen Tsunami auslösen.“
 

08.05.2012

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