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Erhöhen Dieselabgase das Lungenkrebsrisiko?

Hochkarätiges Symposium stellt aktuelle Forschungsergebnisse vor

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Quelle: Pixabay/Snap_it

Für die kanzerogene Wirkung der Abgase von Dieselmotoren ist der Partikelanteil entscheidend. Daneben treten gasförmige Bestandteile auf, z. B. Stickoxide und Kohlenmonoxid. Mit dem hochaktuellen Thema "Dieselabgase" und neue Erkenntnisse zum Lungenkrebsrisiko wird sich ein wissenschaftliches Symposium auf dem „Pharm-Tox Summit“ 2018  beschäftigen, der vom 26. Februar bis zum 1. März in Göttingen stattfindet. Ziel des hochkarätig besetzten Symposiums ist es, den aktuellen Stand der Daten zu Dieselmotoemissionen (DME) und deren Nutzung für den Arbeitsschutz zu beschreiben. Neben der Darstellung der Grenzwertableitung werden zytologische Befunde bei Exposition gegen DME ein wichtiges Thema sein. Außerdem geht es um Erfassung biologischer Effekte, die durch Belastung gegen Dieselabgase verursacht wurden – und die Bewertung des Lungenkrebsrisikos durch Dieselmotoremissionen im deutschen Berufskrankheitenrecht.

Bei Dieselrußpartikeln steht als kritischer Effekt eine chronische Entzündung in den tiefen Atemwegen im Vordergrund

Thomas Gebel

In dieses brisante Forschungsgebiet geben Prof. Dr. Thomas Gebel, BAuA Dortmund, und Prof. Dr. med. Hans Drexler, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, vorab einen kurzen Einblick:

„Dieselmotoremissionen (DME) bestehen aus verschiedenen gefährlichen stofflichen Komponenten. Die Zusammensetzung ist abhängig von der Art des Dieselmotors, der Betriebsweise, der eingesetzten Kraftstoffart und -qualität sowie der Art der technischen Abgasreinigung. Unter Anwendung neuer Technologien ist es in den letzten Jahren insgesamt zu einer starken Verminderung der Emissionen aus den entsprechenden Aggregaten gekommen. Quantitativ liegt ein deutlicher Unterschied bei der Emission der einzelnen Schadstoffe für die unterschiedlichen DME je nach Abgasreinigungstechnologie vor. Zum Beispiel reduziert der Einsatz von Partikelfiltersystemen in Kraftfahrzeugen die Partikelemission stark. Mit der Abgasnorm EURO 6 liegt der Abgasgrenzwert für Partikel auf identischem Niveau wie für mit Ottokraftstoffen betriebene PKW mit Direkteinspritzung.

Im Frühling 2017 wurde vom deutschen Ausschuss für Gefahrstoffe nach langjähriger Diskussion ein Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) für Dieselmotoremissionen (DME) verabschiedet. Dieser neue Grenzwert bezieht sich auf Dieselrußpartikel, er liegt bei 50 µg/m³ gemessen als elementarer Kohlenstoff. DME bestehen aus verschiedenen weiteren Stoffen, was ebenfalls bei der Grenzwertableitung berücksichtigt wurde. Für die in DME vorkommenden Stoffe Kohlenstoffdioxid, Kohlenstoffmonoxid, Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid waren bereits vorher eigene AGW  im Arbeitsschutz in Deutschland etabliert worden. 

Bei Dieselrußpartikeln steht als kritischer Effekt eine chronische Entzündung  in den tiefen Atemwegen im Vordergrund. Es wird angenommen, dass dies die Ursache für Lungentumoren ist, die nach langfristiger Belastung gegenüber DME entstehen können. Die Lungenkrebs erzeugende Wirkung ist tierexperimentell nachgewiesen. Weiter weisen die derzeit vorliegenden Erfahrungen beim Menschen ebenfalls darauf hin, dass DME Lungenkrebs verursachen. 

Bei der Ableitung des AGW wurden die epidemiologischen Daten allerdings nicht als quantitativ belastbar angesehen und wurden daher nicht verwendet. Die Ableitung des AGW erfolgte auf einer tierexperimentellen Langzeitinhalationsstudie. Basis des Grenzwertes war die Verhinderung einer chronischen Entzündung, von der angenommen wird, dass sie zu Lungenkrebs führen kann. Für Krebs erregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und nitrierte PAK, die auch in DME vorkommen, wurden für die Grenzwertableitung von der auf Dieselpartikeln vorkommenden Menge als nicht relevant in Bezug auf das Krebsrisiko erachtet.“

Im Rahmen des 3. Deutschen „Pharm-Tox-Summit“ in Göttingen sind neben dem aktuellen Thema "Dieselabgase" in weiteren wissenschaftlichen Symposien interessante Diskussionen mit renommierten Sprechern aus einem breiten Spektrum in Pharmakologie, klinischer Pharmakologie und Toxikologie zu erwarten. Die kombinierte Jahresstagung der Deutschen Gesellschaft für experimentelle und klinische Pharmakologie und Toxikologie e.V. (DGPT), des Verbundes der Klinischen Pharmakologie (VKliPha) und der Arbeitsgemeinschaft für Angewandte Humanpharmakologie e.V. (AGAH) stellt in einem spannenden wissenschaftlichen Dialog neueste Entwicklungen in der Pharmakologie, klinischen Pharmakologie und Toxikologie vor. 

Neben der Aufklärung schädigender Wirkungen von Arzneimitteln, Zusatzstoffen und Rückständen in Lebensmitteln und anderen Stoffen im Privatbereich und am Arbeitsplatz geht es um Neues aus der  pharmakologischen und toxikologischen Grundlagenforschung, Arzneimittelentwicklung, -erprobung und -validierung. Tagungspräsidenten sind Prof. Dr. Jürgen Brockmöller, Institut für Klinische Pharmakologie der Medizinischen Universität Göttingen und Prof. Dr. Wolfram-Hubertus Zimmermann, Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Medizinischen Universität Göttingen. 

Das gesamte Programm ist auf der Homepage www.gpts-kongress.de verfügbar.


Quelle: Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH

23.02.2018

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