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News • Evidenzbasierte Diagnostik und Therapie
Woher kommt der Schwindel? Neue Leitlinie erleichtert Diagnose
Schwindel gehört zu den häufigen und gleichzeitig komplexeren Beratungsanlässen in der hausärztlichen Praxis, da es viele unterschiedliche Ursachen geben kann. Schnelle Orientierung bei Diagnostik und Therapie vermittelt eine neue Leitlinie, die kürzlich von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) veröffentlicht wurde.
Schwindel kann viele Ursachen haben – das Spektrum reicht von harmlos bis lebensbedrohlich. In der hausärztlichen Praxis gilt es, schnell einschätzen zu können, was zugrunde liegt und mögliche „Red Flags“ zu erkennen. Dafür hat die DEGAM die neue S2k-Leitlinie „Schwindel in der Hausarztpraxis“ veröffentlicht. Sie ist das Ergebnis der Arbeit eines interprofessionellen Autorenteams. Die Leitlinie umfasst zahlreiche Empfehlungen zu einer strukturierten Anamnese und gezielten Tests, um die Diagnosestellung und Therapie bei Schwindel zu erleichtern.
Die zusammengefassten Empfehlungen zeigen klar auf, was medizinisch notwendig und gut belegt ist – und was nicht
Eva Hummers
„Schwindel ist ein anspruchsvolles Thema, da er als Leit- oder Begleitsymptom auf ganz unterschiedliche Krankheiten hinweisen kann. Mit der neuen Leitlinie haben wir eine Art Fahrplan für die evidenzbasierte Diagnostik und Therapie in der hausärztlichen Praxis erarbeitet“, sagt Prof. Ralf Jendyk, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Universität Rostock und neben Prof. Detmar Jobst einer der beiden DEGAM-Autoren der Leitlinie. DEGAM-Präsidentin Prof. Eva Hummers ergänzt: „Die neue Leitlinie ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir in der hausärztlichen Praxis oft in sehr kurzer Zeit zwischen gefährlich und harmlos entscheiden müssen. Dabei helfen Leitlinien, für die wir uns als Fachgesellschaft seit vielen Jahren engagieren. Die dabei zusammengefassten Empfehlungen zeigen klar auf, was medizinisch notwendig und gut belegt ist – und was nicht.“
Die neue S2k-Leitlinie, die die bisherige Version ablöst, geht auf die vielfältigen Ursachen für Schwindel ein: zum Beispiel kardiovaskuläre Erkrankungen, neurologische Krankheitsbilder, Stoffwechselprobleme, Medikamente oder Alkohol. Hinweise auf diese Schwindelursachen können sich schon durch die hausärztliche Anamnese und Untersuchung ergeben. Zur Zuordnung von Symptomen findet sich in der Kurzfassung der Leitlinie eine hilfreiche Übersichtstabelle als Wegweiser durch die Diagnostik. Dadurch lässt sich vieles direkt ausschließen, anderes kann sukzessive durchgearbeitet werden.
Im Vergleich zur Vorgängerversion deckt die neue Leitlinie ein breiteres Spektrum ab und ist nicht nur auf den akuten Schwindel beschränkt. Änderungen gibt es auch bei den Empfehlungen zu verschiedenen Tests, die zur Differenzierung der Diagnose in der Praxis gemacht werden können. Neu bzw. stärker gewichtet ist auch das Thema Patientenedukation: Patienten können bei einigen Schwindelarten lernen, einen selbstwirksamen Umgang mit dem Schwindel zu entwickeln. Diese neuen Empfehlungen gehen auch auf die gemeinsame Arbeit mit Patientenvertretern zurück, die bei der Erstellung der Leitlinie erstmalig einbezogen waren. Eine weitere Neuerung ist die stärkere Betonung von Physiotherapie, die in die Empfehlungen eingeflossen ist.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
05.12.2025









