Wie riskant sind Experimente mit Vogelgrippe-Viren?
Wie gefährlich ist die Forschung mit Vogelgrippe-Viren, die Säugetiere infizieren können?
Nachdem es Wissenschaftlern gelang, mit dem Vogelgrippe-Virus Labor-Frettchen zu infizieren, um mit Hilfe der Forschungsergebnisse auf eine mögliche Ausbreitung dieser Infektion vorbereitet zu sein, ängstigt Kritiker die Vorstellung eines ansteckenden H5N1-Influenzavirus im Labor.
Experten gehen davon aus, dass das Vogelgrippevirus (H5N1-Virus) sich soweit verändern kann, dass es auch Menschen infiziert. Bei Experimenten mit H5N1-Viren gelang es Forschergruppen in Europa um Ron Fouchier und den USA, das Virus hinsichtlich seiner Übertragbarkeit für Säugetiere zu verändern. Die Diskussion über den Nutzen dieser Forschung für den Menschen einerseits und das Risiko einer möglichen Freisetzung eines gefährlichen Krankheitserregers andererseits führte dazu, dass Virologen Anfang 2012 ein weltweites Aussetzen der Forschungen vereinbarten. In vielen Ländern wurden die bestehenden Sicherheitsmaßnahmen überprüft und angepasst.
Mittlerweile wurden diese Forschungsarbeiten wieder aufgenommen, um Impfstoffe und Medikamente gegen das ansteckende Virus zu entwickeln. Die Gesellschaft für Virologie (GfV), die größte wissenschaftliche Fachgesellschaft der Virologie in Europa, unterstützt grundsätzlich die Wiederaufnahme der Forschungen zur Übertragbarkeit von H5N1-Viren unter strengen Sicherheitsvorkehrungen: „Diese Forschung hat wichtige neue epidemiologische und gesundheitspolitische Erkenntnisse erbracht“, so GfV-Präsident Prof. Dr. Thomas Mertens in einer Stellungnahme vom 18. Januar 2013. „Wir sind aber noch immer weit davon entfernt, das pandemische Potential dieser Viren in seiner Komplexität zu verstehen“.
Die GfV hält weitere Forschungsarbeiten für notwendig: „Die GfV ist der Überzeugung, dass der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn und der gesellschaftliche Nutzen solcher Untersuchungen das Gefahrenrisiko bei Einhaltung entsprechender Sicherheitsvorkehrungen überwiegen“.
Bevor solche Experimente in Deutschland durchgeführt werden, sollte allerdings eine externe Risikoanalyse durch eine unabhängige, kompetente und rasch arbeitende Wissenschaftlergruppe stattfinden.
Nach Ansicht der GfV „sollte die Bundesregierung auch darauf hinwirken, dass international verbindliche Richtlinien zur Risikoanalyse durch Durchführung von Experimenten erarbeitet werden, die Übertragbarkeit oder das Wirtsspektrum zoonotischer Erreger verändern“.
Vom 6. bis 9. März 2013 findet die 23. Jahrestagung der Gesellschaft für Virologie e. V. (GfV) gemeinsam mit der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten e.V. (DVV) in Kiel statt, bei der rund 1.000 Teilnehmer erwartet werden – auch der Virologe Ron Fouchier, ein Pionier dieser Influenzavirus-Forschung. Die Jahrestagung der GfV ist die wichtigste Konferenz für Virologen im deutschsprachigen Raum.
Alle Informationen sowie das gesamte wissenschaftliche Programm finden Sie auf der Tagungshomepage unter www.virology-meeting.de.
04.03.2013