thermal image of city buildings

Bildquelle: NASA, Atlanta thermal, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

News • Erderwärmung

Warum der Klimawandel schlecht fürs Herz ist

Schlecht für die Umwelt, schlecht für unser Herz: Der Klimawandel erhöht das Risiko für Herzinfarkt, weltweit ohnehin Todesursache Nummer eins.

Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München haben gemeinsam mit Kollegen im ‚European Heart Journal‘ eine Studie vorgestellt, die zeigt, dass das Risiko, aufgrund erhöhter Außenlufttemperaturen einen Herzinfarkt zu erleiden, in den letzten Jahren signifikant angestiegen ist. Das Risiko in Bezug auf Kälte hat sich über die Zeit nicht signifikant verändert. Umweltfaktoren können Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System des Menschen haben. So wird schon länger vermutet, dass starke Temperaturausschläge das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen können. „Besonders für sehr niedrige und sehr hohe Temperaturen wurde das schon gut gezeigt. In der aktuellen Studie wollten wir nun überprüfen, inwiefern sich das Herzinfarktrisiko aufgrund von Hitze und Kälte über die Jahre verändert hat“, so Dr. Kai Chen, Wissenschaftler des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München.

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Feinstaub macht dem Herzen zu schaffen

Luftschadstoffe wie Stickstoffoxide und Feinstaub gelten als besonders gesundheitsschädlich. Vielen Menschen ist spätestens seit den öffentlichen Diskussionen um Dieselfahrverbote und die Abschaltung von Braunkohlekraftwerken besonders Stickstoffoxid aus Verbrennungsmotoren und Feuerungsanlagen für Kohle (auch Öl, Gas, Abfälle) als Verursacher von Entzündungsprozessen bekannt, die mit…

Über den Zeitraum von 28 Jahren konnten wir ein in den letzten Jahren erhöhtes, hitzeinduziertes Herzinfarktrisiko feststellen

Kai Chen

Gemeinsam mit Kollegen der Ludwig-Maximilians-Universität München, des Augsburger Universitätsklinikums und des Krankenhauses in Nördlingen untersuchte er dazu Daten des Augsburger Herzinfarktregisters. Einbezogen wurden über 27.000 Herzinfarktfälle zwischen 1987 und 2014. Das Durchschnittsalter der Betroffenen betrug rund 63 Jahre, 73 Prozent davon waren Männer und rund 13.000 Fälle endeten tödlich. Diese einzelnen Infarkte wurden gemeinsam mit den meteorologischen Daten des jeweiligen Tages und der vorangegangenen Tage untersucht, und mögliche andere Faktoren wie beispielsweise Wochentage oder sozioökonomischer Status herausgerechnet. Die wichtigste Erkenntnis aus der Studie: „Über den Zeitraum von 28 Jahren konnten wir ein in den letzten Jahren erhöhtes, hitzeinduziertes Herzinfarktrisiko feststellen“, so Erstautor Kai Chen.

Dazu verglichen die Forscher die Ergebnisse aus dem Zeitraum 1987 bis 2000 mit denen zwischen 2001 und 2014. „Die Untersuchungen ergaben, dass in jüngerer Zeit das Herzinfarktrisiko mit zunehmender täglicher Durchschnittstemperatur stärker ansteigt als im vorangegangenen Untersuchungszeitraum“, so Kai Chen. Insbesondere Menschen, die durch Diabetes oder erhöhte Blutfettwerte vorbelastet sind, seien heutzutage besonders anfällig. Die Forscher vermuten, dass dies zum einen an der Klimaerwärmung liegt, zum anderen auch Risikofaktoren für einen Herzinfarkt, wie Diabetes oder Hyperlipidämie, zugenommen haben und die Bevölkerung somit anfälliger für Hitze machen.

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Klimawandel bringt Tropenkrankheiten bis nach Mitteleuropa

Steigende Temperaturen aufgrund der globalen Erwärmung haben dazu geführt, dass tropische Stechmücken auch in Deutschland Lebensbedingungen vorfinden, die eine dauerhafte Ansiedlung ermöglichen. Diese Mücken, wie die asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) oder der japanische Buschmoskito (Aedes japonicus) können Viren übertragen, die bislang nur aus den Tropen bekannt waren.

Extreme Wetterereignisse wie die Hitzewellen 2018 in Europa könnten in Zukunft zu einem vermehrten Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen

Alexandra Schneider

„Unsere Studie legt nahe, dass hohe Temperaturen als Auslöser für einen Herzinfarkt häufiger mitgedacht werden sollten – insbesondere mit Blick auf den Klimawandel“, erklärt Studienleiterin Dr. Alexandra Schneider. „Extreme Wetterereignisse wie die Hitzewellen 2018 in Europa könnten in Zukunft zu einem vermehrten Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Gleichzeitig wäre aber zu erwarten, dass kältebedingte Herzinfarkte seltener werden. Unsere Auswertungen deuteten ein niedrigeres Risiko für den späteren Zeitraum an, allerdings war der Risiko-Abfall nicht signifikant und auch besonders kalte Tage gelten nach wie vor als möglicher Auslöser für einen Herzinfarkt. Inwiefern sich die Zunahme der hitzebedingten Herzinfarkte und die Abnahme der kältebedingten Herzinfarkte in der Zukunft die Balance halten, müsse man sehen“, so die Epidemiologin. In ihrer Arbeitsgruppe laufen aktuell Hochrechnungen, die diese Entwicklungen modellieren – sowohl für die Einhaltung als auch die Verfehlung der Ziele des Pariser Klimaabkommens (1.5°C und 2°C als Ziele). Zudem möchten die Forschenden die in Augsburg gewonnenen Ergebnisse in weiteren multizentrischen Studien erhärten.


Quelle: Helmholtz Zentrum München

24.08.2019

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