Verkehrte Welt: Mit Zucker gegen Arteriosklerose
Cyclodextrine gehören zu den ringförmigen Kohlenhydraten. Je nach Anzahl der Glukose-Einheiten werden diese in α-, β- und γ-Cyclodextrin unterschieden. Durch die ringförmige Anordnung der Glukose-Bausteine verfügen die Zucker über eine wasserliebende Außenseite und bilden im Inneren einen fettliebenden Hohlraum, der einen wasserabweisenden "Gast" aufnehmen kann. Diese Besonderheit macht die Cyclodextrine für zahlreiche Industrien interessant. Neben der Nahrungsmittel-, Textil- und Kosmetikindustrie finden diese auch im Bereich der Haushaltswaren und der Arzneimittelherstellung Anwendung.
Ein internationales Forscherteam, bestehend aus Immunologen und Kardiologen an der Universität Bonn, untersuchte die Wirkung der Cyclodextrine auf den natürlichen Cholesterinabbau in der Zelle. Einer der Forscher, Prof. Dr. Eicke Latz, konnte bereits in früheren Studien zeigen, dass Cholesterin-Kristalle durch Aktivierung des Leber-Rezeptorkomplexes LXR die Entzündungsreaktionen bei Arteriosklerose verstärken.
Jüngst verabreichten die Wissenschaftler Mäusen eine extrem cholesterinreiche Kost und spritzten ihnen anschließend den Wirkstoff 2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin (CD) unter die Haut. Sie konnten zeigen, dass die Mäuse weniger Plaques aufwiesen als die Vergleichsgruppe. Cyclodextrin scheint somit eine Vermittlerrolle im Cholesterin-Stoffwechsel zu übernehmen und eine Art Umprogrammierung der Zellen zu begünstigen. Dies verbessert den Abtransport von kristallinem Cholesterin, verhindert somit die Plaqueentstehung bzw. unterstützt die Rückbildung von Ablagerungen und vermindert Entzündungsreaktionen.
Die Ergebnisse aus dem Tiermodell konnten inzwischen auch an menschlichen Gefäßen bestätigt werden. Prof. Latz und seine Kollegen hoffen nun, auf Basis dieser Erkenntnisse neue Arzneimittel zur Behandlung von Arteriosklerose zu entwickeln.
Quelle: Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention
18.04.2016