Artikel • Medizin interdisziplinär

Treffen sich ein Mediziner, ein ITler und ein Biologe…

ETIM 2017 – Artificial intelligence and bioprinting“ heißt die Konferenz, die Professor Michael Forsting, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Chief Medical Officer der IT-Abteilung im UK Essen zusammen mit Professor Jochen Werner, Ärztlicher Direktor des UK Essen, am 10. und 11. Februar 2017 veranstaltet.

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Prof. Dr. Michael Forsting

Die Veranstaltung soll „Medizinern und Informationstechnikern eine Plattform bieten, auf der sie mögliche Anwendungen von künstlicher Intelligenz und Bioprinting diskutieren können.“

Um ihr Ziel zu erreichen, haben sie nationale und internationale Referenten eingeladen, die Vorträge aus dem Themengebiet ‚Künstliche Intelligenz im Krankenhaus‘ und ‚3D-Druck in der Medizin’ präsentieren. Dass die beiden Konferenzthemen auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, stört Forsting nicht. Im Gegenteil, er möchte gerade unterschiedliche Berufsgruppen zusammenbringen. „Wir wollen ein Forum schaffen, in dem sich Vertreter aus Medizintechnik, Informationstechnik, Biologie und Biochemie mit Vertretern aus verschiedenen Gesundheitsinstitutionen über die Themen künstliche Intelligenz, Big Data sowie 3D-Druck und Bioprinting austauschen können.“

Dabei haben die Veranstalter insbesondere Auszubildende und Studierende der IT im Blick: „Als Krankenhaus müssen wir uns für die Informationstechniker dieser Welt attraktiv machen. Denn wir wollen diese Talente bei uns halten und nicht zum Arbeiten und Forschen ins Ausland ziehen lassen. Schließlich investieren wir viele Steuergelder in deren Ausbildung.“ Daher sollen sie während der Konferenz die Gelegenheit erhalten, potenzielle Arbeitgeber und ‚Big Shots‘ aus der Branche zu treffen.

Themenschwerpunkt Künstliche Intelligenz

Die künstliche Intelligenz hat keine Emotionen, die sie zu einer Grundannahme verleiten. So könnte sie durch die gezielte Abfrage eines Anamnesebogens den Patienten viel schneller an die richtige Stelle im Gesundheitssystem bringen.“

Prof. Dr. Michael Forsting

„Der Begriff künstliche Intelligenz wird gerne mit Big Data gleichgesetzt, eine Fehlinterpretation: Big Data ist ein Tool, um eine große Menge von Daten zu durchforsten und zu analysieren“, betont Forsting. Systeme, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten, lernen selbstständig. „Wenn ein solches System tausende valider Datensätze von einer Hirnblutung eingespeist bekommt, dann lernt es daraus. Es weiß zukünftig, wie eine solche Blutung aussieht. Dann kann dieses System auch unbekannte Datensätze eingespeist bekommen und es stellt die Diagnose selbstständig“, so Forsting.

Ein weiterer Bereich, in dem Künstliche Intelligenz helfen könne, sei die Anamnese. „Denn die künstliche Intelligenz hat keine Emotionen, die sie zu einer Grundannahme verleiten. So könnte sie durch die gezielte Abfrage eines Anamnesebogens den Patienten viel schneller an die richtige Stelle im Gesundheitssystem bringen.“

Themenschwerpunkt Bioprinting

Eine individualisierte Hüfte zu drucken oder in der Radiologie auf Patienten zugeschnittene Drafts oder Stents zu produzieren, ist heute bereits Routine. 3D-Drucker verarbeiten dafür künstliches Material. Doch hat auch hier die Zukunft schon begonnen.

Diese Maschinen sind keine ‚Printer‘ mehr, sondern ‚Maker‘.

Prof. Dr. Michael Forsting

„Der nächste Schritt ist die Nutzung von natürlichem Material wie menschlichen Knochenzellen oder umprogrammierten Hühnerknochenzellen, die sich immunologisch wie die Zellen des Menschen verhalten. Diese Maschinen sind keine ‚Printer‘ mehr, sondern ‚Maker‘. Führen wir diesem Gerät verschiedene Zellpopulationen über verschiedene Düsen zu und bringen das in eine Matrix, dann können diese Maker heute schon eine Leber drucken“, erklärt Forsting. Diese seien heute schon so ausgereift, dass Pharmafirmen erste toxikologische Tests von Medikamenten an solchen Lebersegmenten durchführen. „Das ist die wahre Vision: Bioprinting! Von der bisherigen Organtransplantation wegzukommen und den Organersatz selbst zu ‚drucken‘.“ Hierbei kommen viele Disziplinen zusammen: es braucht einen Ingenieur, der einen entsprechenden 3D-Drucker bauen kann; einen Programmierer, der dem Drucker beibringt, was er machen soll und einen Biologen oder einen Zellforscher, der an und mit dem Material arbeitet: „Wenn am Ende unseres Kongresses Mediziner, Informationstechniker und Biologen zusammenkommen und sich entscheiden, ein eigenes Projekt zu starten, haben wir unser Ziel erreicht.“


Profil:
Prof. Dr. Michael Forsting ist Leiter der Abteilung für Radiologie und Chief Medical Officer der IT-Abteilung am Universitätsklinikum sowie Prodekan für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. Von 2011 bis 2013 war er Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft. Forsting wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, unter anderem mit dem Kurt-Decker-Preis der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie, dem Wilhelm-Conrad-Röntgen-Preis der Deutschen Röntgengesellschaft und dem Wissenschaftspreis der Europäischen Gesellschaft für Neuroradiologie.

04.02.2017

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